Berliner Ärzte wählen Kammerpräsidenten: Gute Aussichten für Günther Jonitz
Die Berliner Mediziner wählen bald ihre Standesvertretung: Präsident der Ärztekammer wird wohl wieder Günther Jonitz - der Chirurg ist gut aufgestellt.
Warum Günther Jonitz? Noch 2011 hat sich der Arzt, 1958 in München geboren, bei einigen unbeliebt gemacht, als er – der Genussmensch – mit Zigarren posierend das Rauchverbot in Kneipen infrage stellte. Doch wenn ab kommender Woche die 29000 in Berlin zugelassenen Mediziner ihre Delegierten für die Ärztekammer wählen, wird die Liste mit Spitzenkandidat Jonitz wohl die meisten Stimmen bekommen.
Der Chirurg tritt für den Marburger Bund, die mächtige Gewerkschaft der Klinikärzte, an und wird voraussichtlich in seinem Amt bestätigt: Jonitz ist schon seit 1999 Präsident der Berliner Ärztekammer und somit oberster Standeshüter. Der Kammer müssen alle zugelassenen Ärzte angehören. Der Staat gesteht den Kammern dafür zu, quasi hoheitlich über allerlei Berufliches selbst zu entscheiden: Ist Sterbehilfe angemessen, welche Weiterbildungen sind nötig, wie viel Einblick brauchen Patienten? Die Ärztekammern regeln viel.
Jonitz kritisiert Boni-Verträge
Und warum nun wird in Berlin wieder Jonitz ihr Präsident? Jonitz ist ein guter Netzwerker, jedem Gesundheitspolitiker hat er schon die Hand geschüttelt, auch die Hauptstadtjournalisten kennen ihn. Er hat sich außerdem breit aufgestellt, ohne beliebig zu werden.
Jonitz will Pharmalobbyisten daran hindern, Ärzte zu sponsern – weil letztere dann kaum völlig unabhängig entscheiden könnten, welches Medikament sie verschreiben. Er ist gegen die umstrittenen Boni-Verträge für Chefärzte – wonach diese besser bezahlt werden, je mehr Eingriffe sie durchführen. Und Jonitz fordert mehr Patientenrechte – was auch bedeutet, dass sich die finanziellen Interessen der Krankenhausmanager dem Patientenwohl anzupassen hätten, nicht umgekehrt.
Jonitz verteidigt Streikrecht, ...
Die Berliner Ärztekammer funktioniert wie eine Bezirksverordnetenversammlung. Gewählt werden 45 Delegierte, die sich auf einen Vorstand einigen. Zuletzt stellte der Marburger Bund mit 13 die zweitgrößte Fraktion, konnte aber in einer Zählgemeinschaft ihren Kandidaten Jonitz als Präsidenten durchsetzen. Die bislang stärkste Liste hat sich inzwischen gespalten, weshalb der Marburger Bund die Wahl gewinnen dürfte. Die in ihm organisierten Klinikärzte erkämpften zuletzt diesen Sommer in den Vivantes-Häusern mehr Lohn. Als einzelne Chefärzte jungen Medizinern das Streiken untersagen wollte, pochte Jonitz per Rundschreiben darauf, das Recht auf Arbeitskampf zu respektieren.
... obwohl er in der FDP war
Dass Jonitz sich eine kämpferische Gewerkschaft wünscht, mag überraschen: Bis vor wenigen Jahren war er Mitglied der FDP. Was seinem parteiübergreifenden Image als Fachmann nicht geschadet hat. Anders, als man bei seinem Parteibuch vermuten könnte, wurde Jonitz einst von einer Politikerin der Linken gefragt, ob er Gesundheitssenator werden wolle. Jonitz wirke integrierend, heißt es auch von Ärzten. Ein konkurrierender Kandidat sagte wenige Tage vor der Wahl, auch ihm falle kaum jemand ein, der „den Laden“ so zusammenhalten könne.
Zigarren raucht er immer noch
Unabhängig von seinen Kandidaten, kommt dem Marburger Bund aber noch etwas anderes zugute: Seit Jahren steigt die Zahl der Studentinnen in den Medizinfakultäten. Frauen aber übernehmen seltener Praxen, sondern lassen sich eher in Kliniken anstellen, weshalb sie auch eher dieser Ärztegewerkschaft beitreten als den anderen Berufsverbänden, die ebenfalls zur Wahl antreten. Zigarren raucht Günther Jonitz übrigens immer noch – am liebsten welche von den Kanaren.
Hannes Heine
- bbbbbb
- Brandenburg neu entdecken
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Content Management Systeme
- Das wird ein ganz heißes Eisen
- Deutscher Filmpreis
- Die schönsten Radtouren in Berlin und Brandenburg
- Diversity
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Lichtenberg
- Nachhaltigkeit
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- Schweden
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- VERERBEN & STIFTEN 2022
- Zukunft der Mobilität