Wiederaufbau in Köpenick: Gute Aussichten für den Müggelturm
Der Besitzer des Köpenicker Wahrzeichens Müggelturm will im Frühjahr mit ersten Umbauten an dem verfallenen Areal beginnen Der Bauantrag ist eingereicht, ein "Eventzentrum Müggelturm" soll entstehen. Vor allem die Gastronomie am Standort soll wiederbelebt werden.
126 Stufen Aufstieg zur Plattform des Müggelturmes und dann eine Aussicht, die jeden ins Schwärmen bringt: Zu den Füßen des Müggelsees und den bewaldeten Hügeln der Müggelberge. Am gegenüberliegenden Seeufer die Promenade von Friedrichshagen mit Schiffen, die jetzt im Winter fest vertäut sind – klein wie Spielzeugdampfer. Der Ausblick auf die Zukunft des Turmes war dagegen – wie berichtet – noch vor wenigen Wochen getrübt: Die Nebengebäude heruntergekommen, das Ausflugslokal seit Jahren dicht und keinerlei Anzeichen, dass bald größere Bautrupps anrücken werden. Doch kurz vor Silvester hat sich nun alles zum Besseren gewendet.
Projektentwickler Marc Förste, der das Turmareal vor drei Jahren erwarb, hat im Bezirk Treptow-Köpenick einen Bauantrag eingereicht. Am Turm und dessen Nebengebäuden will der Geschäftsführer der Krefelder Firma „Kieu Projektentwicklung“ Schäden beseitigen und die Gaststätte nach Umbauten wiederbeleben. Neben dem Lokal sollen Ausstellungsflächen mitsamt Atelier und eine Wohnung entstehen. „Schon im kommenden Frühjahr wollen wir erste Schritte unternehmen“, sagt Marc Förste. Dass derzeit noch Ausflügler auf seinem Gelände an vergammelten Bauten vorbei müssen, bevor sie den Turm besteigen, sei ein „unhaltbarer Zustand“.
Köpenicks zuständiger Stadtrat Rainer Hölmer (SPD) ist „voller Hoffnung, dass jetzt der Baubeginn auf dem rund 6000 Quadratmeter großen Gelände 2011/12 näherrückt“. Der Bauantrag des Investors sei ein „klares Signal“, die eingereichten Unterlagen sähen auf den ersten Blick „grundsätzlich seriös“ aus. Der bereits vor zwölf Jahren mit Mitteln der Europäischen Union (EU) offensichtlich unzureichend sanierte Turm hat nach Angaben des Stadtrates bereits Nässeschäden, die mithilfe eines besseren Belüftungssystems beseitigt werden sollen.
Marc Förste hatte den Turm Ende 2007 vom Land gekauft und schon damals einen baldigen Baubeginn angekündigt. Als „Weihnachtsgeschenk für die Köpenicker“ wurde die Rettung des populären Ausflugsziels gefeiert. Doch anschließend geschahen nur einige Sicherungsarbeiten, der Bezirk wartete ratlos und frustriert ab, verlor mehr und mehr die Zuversicht – zumal sich kaum Alternativen boten. Das Gelände ist aus Sicht des Liegenschaftsfonds des Landes, der den Verkauf abwickelte, „ausgesprochen schwer zu vermarkten“.
Die Nebengebäude mitsamt der früheren Sonnenterrasse stehen schon seit etwa 2002 leer und verfallen zusehends zu Ruinen, der Turm kann zwar noch bestiegen werden, erfordert aber zu seiner Erhaltung gleichfalls größere Ausgaben. Mehrere Investoren waren in den vergangenen Jahren stark interessiert, sprangen aber wieder ab. Erst die Krefelder Entwickler griffen zu, obwohl „man mit dem Müggelturm gewiss nicht das große Geld machen kann“, wie Stadtrat Hölmer sagt. Der Bezirk Treptow-Köpenick fördere zwar zurzeit massiv den Tourismus und Ausflugsverkehr in der Region. Man brauche aber für den Turm auf jeden Fall „ein Stück Leidenschaft, also nicht nur den kaufmännischen Blick“. Und das treffe auf den Käufer Marc Förste offenbar zu, sagt der Stadtrat. „Der hat sich in unseren Turm verguckt.“
Gleichwohl standen dessen selbstbewusst angekündigten Pläne für ein „Eventzentrum Müggelturm“ kurz vor Silvester auf der Kippe, nachdem drei Jahre lang nicht allzu viel passiert war. Eine Klausel im Kaufvertrag hätte dem Land Berlin ermöglicht, den Deal wieder einseitig aufzulösen, wäre bis zum Jahreswechsel 2010/11 kein Bauantrag eingereicht worden. Dieser kam dann aber kurz vor Torschluss.
Der 30 Meter hohe Müggelturm mit neun Geschossen und Panoramafenstern steht auf dem Kleinen Müggelberg und gilt als eines der Wahrzeichen von Köpenick. Er wurde von 1959 bis 1961 nach einem Entwurf der Kunsthochschule Weißensee errichtet. Zuvor war sein hölzerner Vorgängerbau abgebrannt. Dieser erste, im chinesischen Pagodenstil erbaute historische Turm lockte seit 1890 Ausflügler in Scharen an. Seit 1995 stehen alle Gebäude des heutigen Turms unter Denkmalschutz. Begründet wurde das mit begeisterten Worten: „Der Müggelturm ist eine populäre und weithin sichtbare Landmarke… Er ist bekannter Akzent in einem unverwechselbaren Berliner Landschaftsbild.“
Für einen Euro kann man den Turm täglich von 10 bis 18 Uhr besteigen. Karten gibt’s im Kiosk auf dem Gelände. Im Winter sind die Öffnungszeiten aber zeitweise eingeschränkt.