Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen: Grütters zum Fall Knabe: "Hässliche Einblicke"
Beim CDU-Landesparteitag äußert sich die Kulturstaatsministerin deutlich zur Entlassung von Hubertus Knabe.
Monika Grütters musste etwas zum Fall Hubertus Knabe sagen. In der Berliner CDU war der Unmut über die Entlassung des Direktors der Stasiopfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen groß, einige hatten den Verdacht geäußert, dass Knabes Entlassung durch Kultursenator Klaus Lederer (Linke) „von langer Hand geplant war“, eine Intrige im Gange sei.
Grütters ist im Bund als Kulturstaatsministerin für die Gedenkstätte zuständig und hat Knabes Kündigung mitgetragen. Als Chefin der Berliner CDU musste sie beim Landesparteitag am Samstag also deutlicher als bisher werden: In keiner mit Steuergeld und Bundesmitteln geförderten Einrichtung könne man Zustände wie die, die sie in der Gedenkstätte vorgefunden hätten, dulden. Dieser Maßstab müsse auch für die Gedenkstätte Hohenschönhausen gelten. „Dann können wir auch nicht akzeptieren, was wir woanders nicht haben möchten.“
Knabe war vom Stiftungsrat am 25. September beurlaubt und zum 31. März 2019 gekündigt worden. Grund war Knabes Umgang mit Vorwürfen gegen seinen Stellvertreter Helmuth Frauendorfer. Der soll über Jahre hinweg Mitarbeiterinnen der Gedenkstätte belästigt haben.
Entscheidung sei allen sehr schwer gefallen
Vieles, war bei der Aufarbeitung der Vorwürfe, „sichtbar wurde, hätte ich mir gern erspart“, sagte Grütters. Manche „hässlichen Einblicke benennen wir ganz bewusst nicht“. Die Vorwürfe gegen Frauendorfer seien substanziiert und von dessen Anwalt eingeräumt worden. „Hubertus Knabe hatte wiederholt und mehrfach Gelegenheit, sich dazu zu äußern und darauf zu reagieren“, sagte Grütters. „Er hat aber trotz mehrmaliger Ansprache nicht den Willen gezeigt, an der Situation in der Gedenkstätte etwas zu verändern.“ Vielmehr sei der Stiftungsrat zu dem Ergebnis gekommen, dass Knabe die Missstände über Jahre geduldet, gedeckt und durch seinen Führungsstil befördert habe. Die Entscheidung, Knabe zu kündigen, sehr allen schwer gefallen.
Applaus bekam Grütters bei der Redepassage zu Knabe drei Mal. Als sie Knabes Verdienste um die Aufarbeitung der SED-Diktatur würdigte. Und als sie beklagte, dass seit Bekanntwerden der Vorwürfe „immer und ausschließlich“ über einen Mann – nämlich Knabe – geredet werde, nicht aber über die betroffenen Frauen. „Deshalb müssen wir in der Union auch verdammt aufpassen, dass so nicht auch noch ein sehr problematisches Frauenbild transportiert wird“, sagte sie. Und noch einmal Applaus, als Grütters die tags zuvor verkündete Regelung erwähnt, dass Kultursenator Lederer das Verfahren für die Nachfolge-Suche der Staatsministerin überlasst – als „Vertrauenssignal an die Opfer der SED-Diktatur“.