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Auch entlang der Panke am BND-Neubau führt die Exkursion ins Grüne.
© Jessica Tomala

Mauer-Spaziergang: Grüner wird’s noch

Seit vielen Jahren führt Gunter Martin durch die Naturorte der Stadt. Zum Jubiläum des Mauerfalls gab es auch eine Tour entlang des alten Grenzstreifens.

Ein Sonntagnachmittag, S-Bahnstation Nordbahnhof, Ausgang Invalidenstraße. Grüppchen meist älterer Damen und Herren haben sich versammelt. Gunter Martin, weißer Bart, weiße Haare, kommt mit einem Lächeln auf die rund 50 Teilnehmer seiner Exkursion zu. Küsschen links, Küsschen rechts, man kennt sich – und will diesmal mehr erfahren über „Fauna und Flora im ehemaligen Grenzgebiet“.

Für den Umweltladen Mitte des Amtes für Umwelt und Natur organisiert der Diplombiologe seit 14 Jahren ehrenamtlich Exkursionen durchs grüne Berlin, diesmal eben, zum 25. Mauerfall-Jubiläum, durch den ehemaligen Grenzstreifen.

„Ich möchte, dass die Berliner die Schönheit der Natur in ihrer Stadt erkennen“, sagt der 70-Jährige. „Kennenlernen, schätzen lernen, schützen lernen: das ist mein Motto.“ 1964 kam Martin nach Berlin, studierte an der Humboldt-Universität Biologie. Die Uni-Gebäude befanden sich alle zwischen der Invaliden- und der Gartenstraße.

„Hier war früher die Mensa Nord. Als Student habe ich dort immer meine Suppe gelöffelt.“ Martin beginnt mit einer Anekdote. „Vor dem Fenster stand ein Wachturm – das war die bestbewachte Speiseeinnahme Berlins.“ Richtung Norden geht es zum alten Grenzstreifen, dem heutigen Park am Nordbahnhof. „Hier wachsen viele Birken, sogenannte Pionierpflanzen“, sagt Martin. „Sie sind relativ anspruchslos und bereiten den Boden für anspruchsvollere Gehölze vor.“ Die Grenzer hielten den Pflanzenwuchs mit Unkraut-Ex in Schach.

In dem mancherorts dicht bewachsenen Park werden Goldrute, Götterbaum und Robinie begutachtet, die hier in den vergangenen 25 Jahren gewachsen sind. „Der Grenzstreifen war kaum bewachsen, aber es gab kleinere Tümpel“, erzählt Martin. „Da haben sich Lurche gehalten, Kaninchen, Füchse und Fasane – Tiere, die offenes Land brauchen.“ Entlang der Boyenstraße spaziert die Gruppe zum Spandauer Schifffahrtskanal, damals die Grenze zu West-Berlin. Ein Zwischenstopp wird am dortigen Wachturm eingelegt. Hier befindet sich die Gedenkstätte für Günter Litfin, den ersten Berliner Mauertoten, der durch Schüsse starb. Martin zieht das Buch „Tod durch fremde Hand“ vom Bruder des Getöteten hervor, das er der Gruppe „sehr empfehlen möchte“.

Auf dem Invalidenfriedhof sind Mauerreste zu besichtigen und die Glocke der Gnadenkirche, die ursprünglich neben dem heutigen Wirtschaftsministerium in der Invalidenstraße zu finden war. „Die im Weltkrieg zerstörte Gnadenkirche habe ich noch als Ruine erlebt, bevor sie 1967 gesprengt wurde“, sagt Gunter Martin, der in der DDR als Arbeitsphysiologe arbeitete.

Die letzten Stationen des inzwischen gut zwei Stunden dauernden Spaziergangs sind die an der Rückseite des BND-Gebäudes verlaufende Panke und der Mauerbrunnen im Invalidenpark. Das BND-Areal haben die meisten in der Gruppe noch als „Walter-Ulbricht-Stadion“ in Erinnerung, 1950 eröffnet. „1973 wurden hier die ,Weltfestspiele der Jugend’ ausgetragen“, erinnert sich eine Teilnehmerin. „Nach der Wiedervereinigung ließ der Senat die Arena abreißen für die Bewerbung der Olympischen Spiele im Jahr 2000.“ Als die Bewerbung scheiterte, begann 2006 der Bau der BND-Zentrale, davor wurde die Fläche als Freizeitgelände genutzt.

An diesem Sonntag, 11 Uhr, beginnt auf dem U-Bahnhof Senefelderplatz die Exkursion „Ein trockener Tropfen“ über den Weinanbau im Prenzlauer Berg. Langjährige Teilnehmer empfehlen besonders die Führung über den Jüdischen Friedhof Weißensee, wie jedes Jahr am Volkstrauertag. Weitere Informationen im Umweltladen Mitte, Karl-Marx-Allee 31, Tel. 9018 - 22081

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