Erster Auftritt von Baerbock mit Jarasch: Grüne wollen Parkplätze in Berlin zu Parks machen
Städte vom Asphalt befreien: Mit dieser Forderung läuten Annalena Baerbock und Bettina Jarasch die heiße Wahlkampf-Phase ein – beim ersten gemeinsamen Termin.
Der Wahlkalender will es, dass Bundestags- und Abgeordnetenhauswahl in diesem Jahr auf einen Termin fallen. Die Grünen nutzten das am Dienstagabend, um ihre beiden Spitzenkandidatinnen für Berlin und den Bund, Bettina Jarasch und Annalena Baerbock, und ihre Anliegen ein erstes Mal gemeinsam in Szene zu setzen.
Der Treffpunkt war symbolisch gewählt. Vor einer betonierten Parkplatzfläche in der Scharnhorststraße in Mitte versammelten sich Baerbock und Jarasch unter anderem mit ihren Parteikolleginnen Hannah Steinmüller, Bundestagskandidatin der Partei in Mitte, der Fraktionsvorsitzenden im Abgeordnetenhaus Silke Gebel sowie Sabine Weißler, Mittes Stadträtin für Straßen- und Grünflächen. „Wenn das Wort Entsiegelung eine Illustration braucht, liegt die hier hinter Ihnen“, sagte Weißler mit Blick auf die Betonfläche.
Denn bei dem tristen Zustand soll es nicht bleiben. Der Bezirk Mitte hatte unter anderem diese Fläche in Verhandlungen mit dem Bund erhalten als Ausgleich für die rund 5800 Quadratmeter Tiergarten, die durch den Bau des geplanten Besucherinformationszentrums des Bundestags verloren gehen. Statt Autos soll sich künftig auf Teilen der Fläche eine Grünanlage befinden. Sie soll den angrenzenden Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal mit dem neuen Grünzug an der freigelegten Panke im Rücken der Zentrale des Bundesnachrichtendienstes verbinden.
Dort ging es auf Wunsch von Jarasch denn auch schnellstmöglich hin. Bloß kein Foto vor der Betonbrache riskieren. Umso tauglicher gestaltete sich das Bildmotiv für die Spitzenkandidatinnen im Park an der Südpanke. Dieser war erst im Mai fertig gestellt worden. Zuvor verlief der Fluss auch hier nur unterirdisch, überbaut mit Asphalt.
Jarasch: „Entsiegelung von Flächen, wo überall es geht“
Betonbrache zu Park: Es ist im Kleinen das, was die Grünen mit Berlin vorhaben. „Wir wollen die Stadt zur grünen Hauptstadt machen“, sagte Jarasch. Alles dafür, um die Folgen des Klimawandels für die Stadt zu begrenzen. „Das, was uns vor Starkregenereignissen schützt, schützt uns auch vor Hitzetoten. Dazu gehört die Entsiegelung von Flächen, wo überall es geht.“
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Es müssten daher Parkplätze umgewidmet werden. Auch aus Stellflächen am Straßenrand könnten Blühstreifen werden. Schulhöfe müssten ebenfalls ihren Asphaltuntergrund zugunsten anderer Beläge verlieren. Spätestens 2030 müsse der Flächenverbrauch in Berlin bei netto null liegen, sagte die Berliner Grüne-Spitzenkandidatin. „Wo wir wegen Wohnungsbau eine Fläche versiegeln, müssen wir an anderer Stelle entsiegeln.“ Genauso müsse das Gießen von Stadtbäumen zu einer so selbstverständlichen Tätigkeit werden wie der Winterräumdienst, sagte Jarasch.
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Dem schloss sich Annalena Baerbock an: „Was hier als Modellprojekt geschaffen wird, brauchen wir überall im Land.“ Städte, Dörfer und Gemeinden müssten klimaresilient werden, sagte die Kanzlerkandidatin. Neben abstrakteren Themen wie dem Kohleausstieg gehe es beim Klimaschutz eben auch um ganz konkrete Punkte: „Das zu schützen, was uns lieb und teuer ist“.
Baerbock und Jarasch leiten die heiße Phase des Wahlkampfs ein
Baerbock hatte bereits am Dienstagmorgen gemeinsam mit Co-Parteichef Robert Habeck das Sofortprogramm der Grünen für den Klimaschutz vorgestellt und damit einen kleinen Wahlkampfauftakt vollzogen, wie sie sagte. Am Abend läutete sie gemeinsam mit Jarasch nun gewissermaßen auch den Start in die heiße Phase des Berliner Wahlkampfs ein. Am Mittwoch wollen die Grünen an der Spree ihre Hauptstadtvision vorstellen.
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Neben den netten Bildern mit Baerbock fiel dafür umso deutlicher auf, wie Jarasch im direkten Vergleich zu Baerbock abfällt. Wo die Parteivorsitzende, ein absoluter Medienprofi, stets souverän und trotzdem zugewandt ihr Programm abspult, scheint die Berliner Spitzenkandidatin noch immer ein wenig in ihre Rolle finden zu müssen.
In den Umfragen hat sich das bislang nicht niedergeschlagen. Dort lagen die Grünen zuletzt mit 22 Prozent stabil, wenn auch knapp, vor der Konkurrenz von CDU und SPD.