BVG und S-Bahn in Berlin: Großteil der Schwarzfahrer zahlt nicht
BVG und S-Bahn haben die Zahl der Kontrollen erhöht – doch der Großteil der Erwischten zahlt nicht.
Schwarzfahrer reißen ein Millionenloch in die Kassen von BVG und S-Bahn. Mit ertappten Sündern machen beide Unternehmen allerdings einen Gewinn: Die Einnahmen durch das „erhöhte Beförderungsentgelt“ seien bei der BVG und der S-Bahn höher als die Ausgaben fürs Kontrollpersonal, teilte Staatssekretär Christian Gaebler auf eine Anfrage des Piraten-Abgeordneten Gerwald Claus-Brunner jetzt mit. Die BVG beschäftigt 100 externe und 40 interne Kontrolleure. Die S-Bahn hat die Zahl von täglich 60 bis 70 Kontrolleuren auf 70 bis 80 erhöht. Eine weitere Zunahme ist nicht geplant.
Mit noch mehr Kontrollen könne man die Quoten, die derzeit zwischen drei und fünf Prozent liegen, weiter senken, erklärte die S-Bahn. Doch der zusätzliche Aufwand dürfte in einem Missverhältnis zu den erwarteten Einnahmen von den ertappten Sündern stehen. Ein Großteil zahlt ohnehin das „erhöhte Beförderungsentgelt“ nicht, das in diesem Jahr von 40 Euro auf 60 Euro gestiegen ist.
Tarifzonenwechsel wird teuer
Als Schwarzfahrer, die kräftig nachzahlen müssen, werden auch Fahrgäste eingestuft, die einen ungültigen oder nicht entwerteten Fahrschein haben. Die meisten Beanstandungen gab es, weil Fahrscheine nicht entwertet waren, weil die zulässige Zeit überschritten oder der gewählte Tarifbereich falsch war. Vor allem bei der S-Bahn gibt es verhältnismäßig viele Vorgänge mit „räumlich unzulässigen“ Fahrscheinen. Die Züge verlassen auf den meisten Linien das Stadtgebiet und damit den Tarifbereich AB, während die BVG nur mit einigen Buslinien in den Tarifbereich C (Umland) fährt und zudem Ansagen auf den Wechsel der Tarifzone hinweisen.
Besonders Touristen fahren häufig irrtümlich über die Tarifgrenze – und müssen dann zahlen, falls sie ertappt werden. Beliebt bei den Kontrolleuren sind die jeweils ersten Bahnhöfe im anderen Tarifbereich – etwa in Griebnitzsee bei Fahrten nach Potsdam. Auch die Fahrt vom und zum Flughafen Schönefeld kann für Unwissende teuer werden, die nur einen AB-Fahrschein haben.
Kulanz der Unternehmen
Der Bahnhof liegt nämlich bereits im Tarifgebiet C. Nur vorübergehend war er einst in den AB-Bereich fürs Stadtgebiet integriert, was der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) aber bereits vor mehreren Jahren geändert hat.
Die Kontrolleure sollen in der Regel ein Verfahren einleiten, wenn sie einen Schwarzfahrer ausgemacht haben. Ob es eingestellt wird, weil glaubhaft versichert werden kann, dass man irrtümlich einen falschen oder ungestempelten Fahrschein hatte, dabei ist man auf die Kulanz der Unternehmen angewiesen. Vor allem Besucher der Stadt vergessen oft das Entwerten, weil sie an ihrem Heimatort gewohnt sind, dass die Fahrscheine gestempelt aus den Automaten kommen.