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Die Wohnungsnot in Berlin steigt weiter.
© Lukas Schulze/dpa

Wohnungsnot in Berlin: Großfamilien finden kaum Wohnungen

Für größere Familien gibt es in Berlin kaum bezahlbaren Wohnraum. "Luxusregeln" auf dem Wohnungsmarkt verstärken das Problem.

Sie kommt aus Serbien, hat keine Arbeit, ist alleinstehend mit drei Kindern von verschiedenen Männern und ist schwanger. Vermieter winken reihenweise ab, wollen die Familie nicht haben. Einer fand sich dann doch. In Marzahn-Hellersdorf. Er überlässt ihr ein Zimmer mit Küchenzeile, 38 Quadratmeter. Die Miete ist sicher. Zahlt ja das Amt.

Aber der Miethai will mehr und verlangt 127 Euro extra, in bar. Die Familie zahlt. Bis sie nicht mehr kann. Und sucht eine neue Wohnung. Vergeblich, denn für so große Familien, bedürftig dazu, gibt es in Berlin keinen Platz – zumal sie mittelgroße Wohnungen nicht mieten dürfen.

Luxusregeln auf dem Wohnungsmarkt

„Dieses Problem habe ich ständig“, sagt Uwe Soukup vom Jugendamt in Marzahn-Hellersdorf, der die Familie betreut. „Auf dem Wohnungsmarkt gelten Luxusregeln und die halten die Menschen im Elend gefangen.“ Soukup meint damit das ungeschriebene Gesetz, wonach Hauseigentümer Wohnungen nach dem Prinzip „ein Zimmer pro Kopf“ vermieten.

„Meine Klientin hatte eine Vier-Zimmer-Wohnung in Aussicht, weil sie aber schwanger ist und sie dann zu Fünft sind, bekommt sie keinen Mietvertrag“. Dabei brauche ein Kleinkind doch kein eigenes Zimmer, meint Soukup. Kurzum, die Regelung verstärke das Elend dieser Familien, weil diese den noch kleineren Flächen, auf denen sie leben, nicht entkommen könnten.

Vor der Wahl in Berlin hatte auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) ein Einsehen. Nachdem Soukup ihn auf einen vergleichbaren Fall ansprach, setzte sich Müller persönlich bei der Degewo dafür ein, dass die Betroffenen in eine größere, gemessen an der Zahl der Familienmitglieder aber eigentlich zu kleine Wohnung ziehen durften. „Ich kann aber nicht bei jedem neuen Fall zum Regierenden Bürgermeister laufen“, sagt Soukup. Deshalb fordert er: „Die Luxusregel muss weg!“ Zumal es außerdem wenig größere Wohnungen gebe, die bezahlbar sind.

Zu enger Wohnraum führe zu Konflikten

„Die Unternehmen wollen einer Überbelegung von Wohnungen vorbeugen“, sagt David Eberhard, Sprecher des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen, dem größten Bündnis von Wohnungsanbietern in der Stadt.

Fünf Menschen in Neubauten mit knapp berechneten Grundrissen unterzubringen, führe oft zu Konflikten mit Nachbarn, weil die beengten Verhältnisse den Kindern keinen Rückzugsraum bieten und dies öfter Streit und Lärm zur Folge habe. „Damit tun die Unternehmen den Familien keinen Gefallen“, meint Eberhard. Letztlich sei der Mangel an Wohnraum das Problem, dieses müsse der Senat lösen.

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