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Auf die Bretter. Mehr als 30 Kindertheater gibt es in Berlin; darunter das Theater an der Parkaue mit Inszenierungen wie dem „Kleinen Ritter Trenk“.
© Christian Brachwitz

Kultur für Kinder in Berlin: Großes Theater für kleine Leute

Vom Puppentheater bis zur Oper. Schon Zweijährige können in Berlin Hochkultur erleben. Eine Übersicht der besten Spielstätten für Kinder.

Noch nie war es so einfach für Eltern, ihren Nachwuchs an Livekultur heranzuführen. Denn während die Geburtenraten stetig sinken– das letzte Jahr mal ausgenommen – steigt das Angebot im Bereich Schauspiel und Musik überproportional. Es hat lange gedauert, bis auch die großen staatlichen Institutionen verstanden haben, dass Theater und Konzerte für Kinder kein Pipifax sind, sondern Investitionen in die Zukunft. Denn wer nicht in jungen Jahren erlebt, wie aufregend es ist, Künstlern beim Spielen zuzuschauen, muss als Erwachsener oft hohe Hemmschwellen überwinden, wenn es um Kunst und Kultur geht.

Los gehen kann es mit der Entdeckung der Bühnenwelt schon in der Windelphase: Die Deutsche Oper beispielsweise bietet in ihrer Nebenspielstätte Tischlerei Babykonzerte für die Allerkleinsten an, das nächste Mal am 18. und 19. Februar: Inmitten einer Krabbellandschaft aus Decken und Kissen können die Minis rund 30 Minuten lang Klänge erleben und sich im Rhythmus bewegen. Bereits für Eineinhalbjährige geeignet ist das Stück „Die Puppe Susan und der Teddy Bebe“, das am 16. und 17. Januar auf der Astrid-Lindgren-Bühne im FEZ gezeigt wird, „ab 2“ lautet die Altersempfehlung für „Frederick, der Träume“ nach Leo Leonnis Mausebuch, das ein Wochenende zuvor dort zu sehen ist.

Spaß anstelle von Lehreinheiten für Fast-Track-Kids

Für Publikum im Kindergartenalter bieten aber auch das Grips-Theater verschiedene Programme an, das Theater an der Parkaue in Lichtenberg, das Atze Musiktheater in Wedding sowie die Puppenbühnen Hans Wurst Nachfahren am Schöneberger Winterfeldplatz und Schaubude im Prenzlauer Berg. Und sogar der Friedrichstadtpalast empfiehlt seine Kinderrevue „Keinschneechaos“ bereits ab dem Alter von fünf Jahren. Bei dem knallbunten Spektakel, das in den beeindruckenden Dekorationen der Erwachsenenshow gezeigt wird und noch bis Ende Januar läuft, steht Deutschlands größtes Kinderensemble auf der Bühne.

Menschen, die jünger als vier sind, haben allerdings keinen Zutritt in den Revuepalast an der Friedrichstraße, darauf wird im Internet ausdrücklich hingewiesen. Die Macher gehen hier ein Problem offensiv an, das viele Veranstalter kennen: Immer wieder ignorieren überehrgeizige Eltern die Altersangaben der Bühnen. Weil die Aufführungen aber nicht als vorschulische Lehreinheiten gedacht sind oder gar als Zusatzqualifikations-Module für Fast-Track-Kids, sollte man die Empfehlungen der Fachleute ernst nehmen. Damit das Erlebnis für die Kinder ein Spaß bleibt. Nur ohne Stress nämlich kann der Zauber der darstellenden Künste wirklich wirken.

Die Theater halten den Anspruch auch für die Kleinsten hoch

Übrigens tendieren die Bühnen ja nicht dazu, die Kinder zu unterfordern. Das Grips Theater hält seinen engagiert-sozialkritischen Anspruch hoch, im Theater an der Parkaue kann man Otfried Preußlers „Kleine Hexe“ als dekonstruktivistische Text-Musik-Collage im Stil der aktuellen Erwachsenentheater-Mode erleben (wieder ab 28. Januar). Und auch das Atze Musiktheater packt regelmäßig schwierige Themen an, bietet beispielsweise Stücke, die Grundschüler zum Nachdenken über zerbrochene Ehen und Patchworkfamilien anregen oder über die Ursachen für die aktuellen Flüchtlingsströme. Um Kinder und Politik geht es bei der Uraufführung „Die Ministerpräsidentin“ an diesem Samstag: In dem Stück wird eine Siebtklässlerin überraschend zur Wahlsiegerin und muss ein Kabinett bilden (empfohlen ab neun Jahren).

Geradezu unübersichtlich groß ist mittlerweile auch das Angebot der Klassik für Kinder und Jugendliche: Alle Institutionen bieten hier Interessantes an – die konkreten Termine sind allerdings auf den Websites und in den Saisonbroschüren leider oft schwer zu finden. Die Suche aber lohnt sich fast immer: Extrem viel zu schauen gibt es, wenn ein ganzes Sinfonieorchester auf der Bühne sitzt. Bei der Komischen Oper übernimmt dabei ein Stoffkater die Moderation, bei den Auftritten des Deutschen Symphonie-Orchesters im Sendesaal des RBB an der Masurenallee hat seit vielen Jahren Christian Schruff das Mikro in der Hand. Das Rundfunk Sinfonieorchester Berlin wiederum leistet sich am 10. und 11. Januar sogar die Moderatoren der TV-Sendung „Wissen macht Ah!“, Shary Reeves und Ralph Caspers, für ihr nächstes Kinderkonzert, das ebenfalls im RBB stattfinden wird.

Auch alle drei Opern bieten ein Kinderprogramm

Während die Berliner Philharmoniker in ihrem hochgelobten Education-Programm ganz auf Workshop- und Kreativ- Projekte setzen, organisieren die Musiker ihre Familienkonzerte selber, mit kleineren Ensembles aus den eigenen Reihen. Einen „tierischen Nachmittag“ soll es beispielsweise am 14. Februar geben, mit Kompositionen über den Stier Ferdinand und den Bären Paddington.

Kindgerechtes in unterschiedlichsten Formen bieten natürlich auch alle drei Berliner Opern sowie das Konzerthaus am Gendarmenmarkt. In der Freien Szene ist der Dirigent Andreas Peer Kähler ein Institution: Mit seinem Kammerorchester Unter den Linden bietet er 29 verschiedene Veranstaltungsformate an, im Kammermusiksaal, aber auch an dezentralen Orten wie dem Rudolf-Steiner-Haus in Dahlem, dem Kulturhaus Karlshorst oder dem Fontane-Haus im Märkischen Viertel.

Bei all diesem Veranstaltungen können Kinder ganz sinnlich begreifen, was an Livekultur so besonders ist: mit anderen zusammen zu kommen, um sich gemeinsam zu konzentrieren – auf das Einmalige, so Unwiederholbare, was da vor den Augen und Ohren des Publikums zwischen den Künstlern auf der Bühne entsteht.

Eine Auswahl der beliebtesten Bühnen:

Atze Musiktheater
Luxemburger Str. 20, Wedding, www.atzeberlin.de

Grips Theater
Hansaplatz, Tiergarten, www.grips-theater.de

FEZ Wuhlheide
Straße zum FEZ, Köpenick, www.fez-berlin.de

Theater an der Parkaue

Parkaue 29, Lichtenberg, www.parkaue.de

Hans Wurst Nachfahren
Gleditstraße 5, Schöneberg, www.hans-wurst-nachfahren.de

Schaubude Berlin
Greifswalder Str. 81, Prenzlauer Berg, www.schaubude-berlin.de

Kammerorchester Unter den Linden
www.kudl-berlin.de

Komische Oper
Behrenstraße 55-57, Mitte, www.komische-oper-berlin.de

Einen Überblick über alle Berliner Kinder- und Jugendtheater und ihre Aktivitäten bietet die Website www.berlin-buehnen.de

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