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© dpa

Mitte: Grimm-Bibliothek: Schatzhaus der Bücher

Die neue Zentralbibliothek der Humboldt-Uni ist schon vier Wochen in Betrieb, heute wurde sie offiziell eingeweiht. Mehr als 1200 Studenten können in zwölf Teilbibliotheken auf Leseterrassen lernen - wenn sie noch einen freien Platz finden.

HU-Präsident Christoph Markschies schwärmte von einem „Schatzhaus der Bücher“. Der Schweizer Architekt Max Dudler habe ein „großes Kompliment“ verdient, sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Donnerstag beim Festakt zur Eröffnung der neuen Zentralbibliothek der Humboldt-Universität (HU). Der 75,5 Millionen Euro teure Neubau, der nunmehr zwölf Teilbibliotheken der HU vereint, beherbergt auf sieben Etagen 2,5 Millionen Bücher, 1,5 Millionen davon stehen in frei zugänglichen Regalen bereit, 1250 Leseplätze und 500 Computer. Leselounge, Caféteria und ein Eltern-Kind-Raum für Studenten ergänzen die Einrichtung. Der größte Schatz des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums ist die gesondert gesicherte Privatbibliothek der beiden sprachgelehrten Brüder, deren Sammlung 6200 kostbare Werke aus den Jahren 1500 bis 1864 umfasst.

Wowereit kam die Eröffnung des neuen Leuchtturms für die Kultur- und Geisteswissenschaften gerade recht, um in Zeiten des Studentenprotests ein Bekenntnis zum Wissenschaftsstandort abzulegen. Ohne Investitionen in Wissenschaft, Forschung und Technologie „wird Berlin keine Zukunft haben“, sagte er. Um die Herausforderungen der Zukunft meistern zu können, investiere Berlin in neue Studienplätze, die Einstein-Stiftung und die Hochschulverträge. Wowereit bezeichnete diese drei Bereiche als „wichtige Schwerpunkte“ und stützte damit die Linie von Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner, der wegen der Einstein-Stiftung und der Hochschulverträge heftiger Kritik ausgesetzt ist. Wowereit äußerte Verständnis für die Proteste der Studierenden, weil sie auf Missstände und Fehler in der Bachelor-Master-Reform aufmerksam machten. Zwar stellte er die Bologna-Reform nicht grundsätzlich infrage – aber an dem System sei etwas falsch, wenn es Schwierigkeiten bei Auslandssemestern gebe und die Flexibilität in der Studiengestaltung nicht gewährleistet sei.

Nachdem die Naturwissenschaften in Adlershof ausgebaut worden seien, stehe das neue Jacob-und-Wilhelm-Grimm- Zentrum der HU für die Förderung der Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Nutzung der seit Oktober eröffneten Bibliothek von 4500 Nutzern täglich zeige, dass der Meisterentwurf des Architekten Dudler funktioniere. Wowereit schloss seine Grundsatzrede mit einem Bekenntnis auch zu einem Neubau für die Landes- und Zentralbibliothek Berlin.

Dudler erklärte seinen Entwurf für die Universitätsbibliothek als eine Herausforderung, die äußere Erscheinung des Baus mit seiner inneren Organisation in Beziehung zu setzen. Ihm sei es darum gegangen, einen engen Zusammenhang herzustellen zwischen Buch und Regal sowie zwischen Regal und Haus. Diese Beziehung kann man nachvollziehen. Die Arbeitsplätze im großen Lesesaal sind in Terrassen angeordnet; und von jeder Terrasse hat der Nutzer direkten Zugang zu den Regalen der Freihandbibliothek. Darüber hinaus gibt es Arbeitsräume für Gruppen und Arbeitskabinen, die Examenskandidaten für zwei Monate nutzen dürfen.

Bei aller Großzügigkeit hat Bibliotheksleiter Milan Bulaty für das 22 000 Quadratmeter umfassende Haus ein platzsparendes Prinzip eingeführt: Bücher, die fünf Jahre nicht ausgeliehen worden sind, werden in Außenmagazine verlagert, um Platz für Neuanschaffungen zu machen. Und um die größten Schätze der Bibliothek zu schützen, hofft die HU auch auf Zuwendung von außen. Um die Werke der Grimm-Sammlung restaurieren zu können, ist man auf Spenden angewiesen.
 

Uwe Schlicht

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