Gerhart-Hauptmann-Schule: „Gleicher Standard, gleicher Komfort für alle“
Was wird aus der zum Teil noch von Flüchtlingen besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule? Am Abend wurde in Kreuzberg diskutiert.
Es gab auch Unterstützung für das Kreuzberger Bauprojekt „Campus Ohlauer“ - zwei Anwohner von rund 50 fanden das Projekt „super“. Die übrigen hatten eher Kritisches beizutragen, bis hin zum Vorschlag, die Wohnungen doch besser „um die Bäume herumzubauen“ statt selbige einfach zu fällen. Die Infoveranstaltung zur Zukunft der von Flüchtlingen besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule verlief am Donnerstagabend relativ diszipliniert – für Kreuzberger Verhältnisse.
Der Campus soll den einstigen Schulstandort zu einem modellhaften Wohnprojekt für Bedürftige erweitern. Bauherr ist die städtische Howoge. Die Wohnungsbaugesellschaft will bis 2018 140 Wohnungen in Modulbauweise errichten. 56 Wohnungen sind für Studenten vorgesehen, 35 für Flüchtlinge, zwölf für obdachlose Frauen mit Kindern, der Rest wird frei an Bedürftige vergeben. Im Erdgeschoss sollen eine Kiezbibliothek und ein Nachbarschaftscafé einziehen, darunter ist eine „Fahrradtiefgarage“ mit 350 Stellplätzen geplant. Der „Campus Ohlauer Straße“ wird vom Senat gefördert. Die Howoge gewann zusammen mit dem Bezirk und dem Büro Zappe Architekten eine entsprechende Ausschreibung.
Ein undemokratisches Projekt?
„Gleicher Standard, gleicher Komfort für alle“, das sei die Grundphilosophie des Projekts, sagte Jana Borkamp (Grüne), Finanzstadträtin des Bezirks und für die Schule zuständig. Ein Besucher mit langen grauen Haaren bemängelte allerdings, das Projekt sei ohne Bürgerbeteiligung zustande gekommen, also komplett undemokratisch, außerdem werde viel zu dicht gebaut.
Andere wollten wissen, wie es mit den illegal im Südflügel der Schule lebenden Flüchtlingen weitergehen soll. Der Versuch der Moderatorin, dieses Thema auszublenden scheiterte. Borkamp erklärte, man sei weiter in intensiven Gesprächen mit den Flüchtlingen, es gebe aber noch keine Lösung. Ein Vertreter der Besetzer sagte, der Bezirk habe sie erneut aufgefordert, das Gebäude zu räumen, bis zum 31. Mai. Das werde man aber nicht akzeptieren. ,
Höfe und Grünzonen
Bislang war der Bezirk mit seinen Räumungsklagen vor Gericht gescheitert. Mehrere Redner aus dem Publikum warfen dem Bezirk vor, die Vereinbarung mit den Flüchtlingen gebrochen zu haben, ein Aktivist meinte, der Bezirk verweise immer nur auf die „Scheiß-Rechtslage“ statt die Menschenwürde der Flüchtlinge zu wahren.
Der Neubau soll den Blockrand an der Ohlauer Straße schließen, nach innen entstehen Höfe und Grünzonen. Dort sollen sich die Bewohner treffen und mit den Nachbarn aus dem Kiez in Kontakt kommen. Ein „gemischtes Stadtquartier“ soll entstehen, wie es in der Bauausschreibung heißt. Die Wohnungen sollen zwischen 21 und 65 Quadratmeter groß sein – sie sind „so konzipiert, dass wechselnde Belegungen unterschiedlicher Nutzergruppen möglich sind“.