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So soll's mal werden: südlich vom Hauptbahnhof kommt der gläserne "Cube" mit Dachterrasse mitten auf den Washington-Platz.
© Simulation: promo

Berlin Europa-City: Glaskubus und Turm für den Hauptbahnhof

Plötzlich ist wieder vom Immobilien-Boom die Rede. Berlins größtes Baugebiet liegt rund um den Hauptbahnhof. Welche Gebäude dort aus dem Boden schießen.

Mit der Zurückhaltung ist es vorbei: Gleich drei Bauvorhaben startet die Aktiengesellschaft CA-Immo in der Europa-City rund um den Hauptbahnhof, ohne die mit den Türmen und Kuben entstehenden Flächen voll vermietet zu haben. „Spekulativ“ nennen Experten das und bisher lehnte der Baukonzern das ab wegen der die damit verbundenen Risiken: Leerstand und Mietausfall. Weil in Berlin neuerdings aber nicht nur Wohnungen, sondern auch Büroflächen knapp werden, wachsen nun neben der Heidestraße sogar Türme in den Himmel.

Plötzlich ist wieder von "Boom" die Rede

Von einem „Boom“ auf dem Immobilienmarkt ist längst wieder die Rede, sogar der Vergleich mit den Rekordjahren um 2000 herum ziehen die Experten. Zumal in der Stadt in den ersten drei Quartalen nach Angaben der Makler JLL 60 Prozent mehr Bürofläche neue Mieter fand als im Fünf-Jahres-Durchschnitt dieses Zeitraums. Befeuert wird die Euphorie von jungen Tech-Firmen, Start-ups, deren Zahl um 60 Prozent zunahm. Und genau auf diese Klientel zielen die neuen Bauvorhaben am Hauptbahnhof ab: Der 100 Millionen Euro teure Glaskubus auf dem Washington-Platz gegenüber vom Kanzleramt allen voran.

Offenes Haus: Das Erdgeschoss vom "Cube" soll sich auf den Platz hin öffnen.
Offenes Haus: Das Erdgeschoss vom "Cube" soll sich auf den Platz hin öffnen.
© Simulation: promo

Ein Hightech-Palast nach Plänen von 3XN aus Kopenhagen, dessen Büro- und Besuchszeiten App- und Sensoren-gesteuert sind und dessen Café und viereinhalb Meter hohe Lobby im Sommer durch öffenbare Glaswände in den Platz übergehen sollen. Highlight des Entwurfs: Die 500 Quadratmeter große Dachterrasse oberhalb des zehnten Geschosses, auf 42 Meter Höhe mit Blick auf Kanzleramt und Regierungsviertel. Und weil auch die Mieter unbedingt Terrassen fordern, mussten die Architekten ihre Pläne überarbeiten: Auf jeder Etage sind nun Außenbereiche geplant. .

Blick von Süd-Ost auf die Europacity: Türme begrenzen nördlich und südlich den Entwicklungsbereich an der Heidestraße.
Blick von Süd-Ost auf die Europacity: Türme begrenzen nördlich und südlich den Entwicklungsbereich an der Heidestraße.
© Simulation: promo

Ein 84 Meter-Hochhaus auf der anderen, nördlichen Seite des Hauptbahnhofs zeigt noch deutlicher, wie stark der Boom den Konzern zur Beschleunigung seiner Schlagzahlen antreibt. 125 Millionen Euro soll der Turm kosten, 28000 Quadratmeter Bürofläche bieten. Der Architekturwettbewerb dafür startet noch im Dezember, im kommenden April werden Ergebnisse erwartet, ein Bauantrag soll dann in gut einem Jahr auf dem Tisch des bezirklichen Planungsamtes liegen. Die technischen Herausforderungen sind groß: unter dem Giganten, der die benachbarte Tour Total in der Höhe um rund 15 Meter überragt, verläuft der Tunnel für die S21. Wegen der nahe gelegenen Spree müssen Bauingenieure das Projekt gegen Wasser absichern. Eine Risikovorsorge ist getroffen, trotzdem schließt der Chefentwickler des Konzerns ähnliche Probleme wie bei der Erweiterung des Lüders-Hauses durch den Bund im nahe gelegenen Regierungsviertel aus.

Der Markt spielt verrückt

„Zurzeit bietet der Markt enorm viel, fast unnatürlich viel für Bauvorhaben“, sagte CA-Immo-Sprecher Markus Diekow. Wegen des Booms schließt er deshalb nicht aus, dass der Konzern einige der Gewerbebauten auch wieder verkauft. Das läuft dem Geschäftsprinzip der Aktiengesellschaft zwar zuwider, die stets baut, vermietet und die Häuser im Eigentum behält, um die Ausschüttungen an Aktionäre zu bedienen. Da aber Deals mit Gewinnen im zweistelligen Prozentbereich nicht mehr ausgeschlossen sind wegen der gewaltigen Nachfrage, schließt der Konzern auch Verkäufe nicht mehr aus. Noch höher hinaus, 100 Meter, erlaubt der Masterplan für die Europacity für einen dritten Turm auf der gegenüberliegenden Seite, an der Invalidenstraße. Noch steht dessen Realisierung eine offene Baustelle in einem der Blöcke im Umfeld im Wege. Bereits auf Start sind dagegen die Signale bei einem weiteren Hochhaus, einem 23-Geschosser mit 81 Metern im Norden des Gebiets. Auch hierfür soll der städtebauliche Wettbewerb im kommenden Jahr starten. Dabei liegt das Baufeld alles andere als zentral: an der Grenze zwischen den Stadtteilen Moabit und Wedding an.

Einfach ist die Lage nicht: zu wenig Passanten

Der Nachteil der Europa-City, dass dies anders als Lofts in Kreuzberg, Neukölln oder Friedrichshain eben kein quirliges Kiez-Leben bietet, wo Gründer in Cafés die kommende Apps austüfteln, räumen die Entwickler ein. „Die Startup-Szene erreichen wir noch nicht“, sagt Diekow. Deshalb sei auch die Suche nach angesagten Gastronomen für die Läden in den Erdgeschossen am Washington-Platz schwierig gewesen. Laufkundschaft ist dort Fehlanzeige, allenfalls ein Angebot für die Nutzer der Büros im Kennedy-Haus gegenüber vom Kanzleramt könnte ziehen.

Und noch ein Turm ganz im Norden der Europa-City

Dagegen gab es bei der Vermietung der zurzeit im Bau befindlichen Bürohäuser wenig Probleme: Der 15000 Quadratmeter Neubau von KSP Engel Architekten am Fuße des Total Towers ist an die Berater von KPMG für zehn Jahre vergeben und wird in gut einem Jahr fertig. Der 10000 Quadratmeter große Komplex nach Plänen von Kleihues + Kleihues weiter nördlich an der Heidestraße ist überwiegend an den Apothekerverein vermietet und soll 2019 öffnen. Kein Mieter aber dafür den Startschuss gibt es für das gut 16000 Quadratmeter große Bürohaus an der Heidestraße nach Plänen von Henn Architekten, die auch das Zalando-Quartier im Mercedes-Benz-Quartier gestalten. 65Millionen Euro kostet der Block - der Bauantrag ist bereits eingereicht..

Stadt in der Stadt: Die Europa-City reicht vom Washington-Platz bis nach Moabit, rechts und links der Heidestraße (Darstellung nicht genordet).
Stadt in der Stadt: Die Europa-City reicht vom Washington-Platz bis nach Moabit, rechts und links der Heidestraße (Darstellung nicht genordet).
© promo

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