Tierquäler: Giftanschläge auf Hunde in Potsdam
Mindestens acht Haustiere sind nach Angaben des Vereins Tierrettung Potsdam gestorben, nachdem sie vergiftete Köder gefressen hatten.
In Potsdam werden offenbar Hunde gezielt durch ausgelegte Giftköder getötet. Acht Haustiere sind nach Aussage von Christoph Wolf vom Verein Tierrettung Potsdam e.V. bereits gestorben, nachdem sie mit Rattengift versetzte Würste oder Hundebuletten gefressen hatten. Bei den getöteten Tieren handele es sich „um sieben Hunde und eine Freigängerkatze“, wie Wolf sagte.
Sechs Tiere seien allein am vergangenen Wochenende nach dem Verzehr von Giftködern gestorben, betonte Wolf, vier am Kirchsteigfeld und zwei am Humboldtring. Wolf vermutet, dass der oder die Täter sich an den Hinterlassenschaften von Hunden stören. Der Vereinsgründer: „Ich denke, dass es krankhaftes Verhalten ist.“ Insgesamt sind bei dem Verein 42 Meldungen über Giftköder-Funde in Potsdam eingegangen, so Wolf weiter. Die Funde erstrecken sich über das gesamte Potsdamer Stadtgebiet, von Groß Glienicke bis zum Kirchsteigfeld. Aus diesem Grund stellt Wolf die These auf, dass es sich womöglich nicht nur um einen Täter handelt. Die Polizei habe ihm gegenüber „ein starkes Ermittlungsinteresse“ bekundet, so Wolf weiter. Laut Heiko Schmidt, Sprecher der Polizeidirektion West, lagen der Potsdamer Polizei am Dienstagnachmittag „noch keine Strafanzeigen zu durch Giftköder vergifteten Tieren vor“.
Vereinsgründer Wolf, beruflich als Rettungsassistent tätig, appelliert daher an die betroffenen Haustier-Halter, noch nachträglich eine Strafanzeige aufzugeben. Wie der Polizeisprecher mitteilte, sei für die Abwehr der Gefahren, die von den mutmaßlich ausgelegten Giftködern ausgehen können, in erster Linie die zuständige Ordnungsbehörde der Stadt Potsdam verantwortlich. Die Stadtverwaltung erklärte, bei ihr seien fünf Anzeigen eingegangen.
Mitarbeiter des Außendienstes seien nun angewiesen, „bei ihren Kontrollen speziell auf nicht gekennzeichnete Köder zu achten“. Ferner heißt es: „Sollten die Hunde und Katzen durch das Rattengift getötet worden sein, so ist dies eine Straftat und sollte bei der Polizei zur Anzeige gebracht werden.“ Polizeisprecher Schmidt bestätigte dies, liege doch – da Tiere als Sache gelten – eine Sachbeschädigung vor. Zudem komme eine Strafbarkeit gemäß Tierschutzgesetz wegen Tötens eines Wirbeltieres ohne vernünftigen Grund in Betracht. Die rechtliche Einzelfalleinordnung obliege dann der Staatsanwaltschaft. Der erste bekannt gewordene Vergiftungsfall ereignete sich Christoph Wolf zufolge bereits am 19. August, als ein Hund namens „Socke“ in Drewitz einen Giftköder fraß. Das Tier war zunächst in eine Tierarztpraxis in Drewitz gebracht worden, wurde dann jedoch „wegen massiver Vergiftungserscheinungen“, so Wolf, in die Tierklinik Potsdam Am Wildpark eingeliefert. Dort kam jede Hilfe zu spät, „Socke“ starb.
Die Potsdamer Tierärztin Kerstin Pritzel berichtete am Dienstag vom Fall eines Hundes im Wohngebiet Stern, dem es aus unerfindlichen Gründen „absolut schlecht“ ging. Allerdings sei Gift nicht einfach nachweisbar, möglich seien auch Infektionen. Ein Nachweis könne das Einschicken einer Giftköder-Probe in ein Labor bringen. Wolf vom Verein Tierrettung Potsdam e.V. ergänzt, Giftköder sollten nicht direkt angefasst, sondern unter Verwendung von Handschuhen in eine Plastiktüte gelegt werden.
Zur Behandlung einer akuten Vergiftung erklärte Tierärztin Pritzel: „Wichtig ist es, schnell zu handeln.“ Die Prognose für das Tier verschlechtere sich mit der verstrichenen Zeit. Sie als Tierärztin habe mehrere Behandlungsoptionen. Sie könne dem Tier mit der Spritze ein Medikament geben, dass auf das Brechzentrum wirkt und Erbrechen hervorruft: „Was raus ist, kann nicht mehr schaden.“ Möglich ist ferner die Gabe von Aktivkohle im Futter, die das Gift bindet. Bei Rattengift werde auch Vitamin K gegeben, welches sich schneller an Rezeptoren bindet als das Gift. Somit könnten die für Rattengift typischen Blutungen umgangen werden.