Berlin-Kreuzberg: Gewobag kauft 517 Sozialwohnungen an der Friedrichstraße
Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft setzte sich im Bieterverfahren durch. Damit gehen die Wohnungen von 1500 Mietern nicht an einen privaten Investor.
Die 517 Sozialwohnungen an der Friedrichstraße in Kreuzberg gehen an die Gewobag. Das teilte die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft am Mittwoch mit. Demnach hat sich die Gewobag im Bieterverfahren für die zwei mit Mitteln des sozialen Wohnungsbau errichteten Blöcke am Montag durchgesetzt.
Die bisherigen Eigentümer sind zwei Kölner Fondsgesellschaften, darunter nach Tagesspiegel-Informationen der Immobilienfonds INIF 3. KG. Über den Kaufpreis war nichts zu erfahren, die Senatsverwaltung für Finanzen teilte auf Anfrage aber mit, dass die Gewobag den Kauf aus eigenen Mitteln finanziere, also keinen Zuschuss vom Senat erhalte. Die Wohnungsbaugesellschaft erweitert ihren Bestand im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg damit auf knapp 6000 Wohnungen.
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller begrüßte das Ergebnis der Verhandlungen: „Mit diesem weiteren Ankauf sichert die Gewobag in mehr als 500 Wohnungen mitten in Berlin dauerhaft bezahlbare Mieten und nimmt vielen Bewohnerinnen und Bewohnern die Sorge vor Verdrängung."
Baustadtrat Florian Schmidt strebt 50 Prozent Wohnraum im Gemeinwohlsektor an
Einige Mieter hatten am vergangenen Freitag gegen den Verkauf ihrer Wohnungen an einen privaten Investor demonstriert. Zunächst waren die Verhandlungen zwischen bisherigem Eigentümer und der Gewobag nämlich geplatzt. Daraufhin soll die Gewobag nach Tagesspiegel-Informationen ihr Angebot nochmal erhöht haben.
Für Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne), der zur Demonstration am Freitag mobilisiert und dabei vor einem Verkauf an einen privaten Erwerber gewarnt hatte, ist der Kauf durch die Gewobag ein "weiterer Schritt zur Erweiterung des Gemeinwohlsektors" im Bezirk. Insgesamt habe man in Friedrichshain-Kreuzberg über Vorkauf, Abwendung und Ankauf rund 2500 Wohnungen gesichert, das seien rund drei Prozent des Miet-Wohnungsbestandes im Bezirk.
Ziel ist es laut Schmidt, den Bestand von aktuell etwa 27 Prozent Wohnraum in landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, Genossenschaften, Stiftungen oder Hausprojekten auf über 50 Prozent zu erweitern, "damit der Gemeinwohlsektor marktdominamt wird". Als Vorbild dient Schmidt hier die österreichische Hauptstadt Wien.
Die Häuserblöcke zwischen Friedrich-und Wilhelmstraße wurden von 1973 bis 1976 im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Berlin gebaut, der Architekt war Werner Düttmann. Die gesamte Anlage, bestehend aus 517 Wohnungen und 19 Gewerbeeinheiten, steht seit 2015 unter Denkmalschutz.