Sturmtief "Axel": Gewitter und Sturmböen in Berlin
Sturmtief Axel macht sich nicht nur mit starken Windböen bemerkbar, der Wetterdienst Berlin warnt auch vor starken Gewittern. Anschließend wird es langsam kalt.
Mit starken Windböen und Gewitter ist das Sturmtief „Axel“ inzwischen auch in Berlin angekommen. Anders als in Hamburg, wo die Sturmflut die Stadt längst erreicht hat, blieb es bis zum Mittag noch relativ ruhig. Die Feuerwehr musste bislang drei Mal ausrücken, berichtete ein Sprecher. In der Stadt waren vereinzelt Bäume umgeknickt und Äste abgerissen. Außerdem mussten die Einsatzkräfte eine lose Bauplane befestigen. In Spandau flogen entsorgte Weihnachtsbäume durch die Gegend.
Im Laufe des Vormittags sollte eine zweite Kaltfront durch Berlin und den Nordosten von Brandenburg ziehen, hieß es am Mittwochvormittag beim Wetterdienst Meteogroup. Dabei können einzelne Sturmböen gegen Mittag eine Windstärke von bis zu 80 km/h erreichen, berichtete der Sprecher des Berliner Wetterdienstes. "Ganz vereinzelt ist auch mit Spitzenwerten von bis zu 90 Kilometer pro Stunde zu rechnen."
Im Laufe des Nachmittags soll sich der Wind wieder abschwächen und es können einzelne Regen- und Graupelschauer niedergehen. Teilweise sei auch mit Graupelgewittern zu rechnen, warnte der Sprecher. Die Höchsttemperatur ist mit vier Grad bereits am Vormittag erreicht, bis zum Abend hin soll es sich auf null Grad abkühlen. Auf den Straßen kann es vereinzelt glatt werden.
Ab Donnerstag gibt es Dauerfrost
In der Nacht zu Donnerstag könnte es schneien. Nach bisherigen Erkenntnissen wird die weiße Pracht erst einmal liegen bleiben. Denn "am morgigen Donnerstag ist mit Dauerfrost zu rechnen ", informierte der Meteorologe. Am Donnerstag können tagsüber Temperaturen von bis zu drei Grad unter dem Gefrierpunkt auftreten, die Glättegefahr bleibt erhalten.
In der Nacht zum Freitag soll es dann richtig kalt werden. Laut dem Wetterdienst kann Extremfrost mit bis zu minus 15 Grad auftreten. Verantwortlich dafür ist das sich nähernde Hochdruckgebiet Zhygimont, das die Wolken vertreibt und die Temperatur in den Keller sinken lässt. "Am Freitag haben wir dann richtiges Kaiserwetter", sagte der Meteorologe. Heißt also: Sonne satt, strahlend blauer Himmel, aber eben kalt.
In Osteuropa steht Kaltluft bereit. Die könnte auch zu uns kommen und ab Ende nächster Woche für einen längeren Wintereinbruch sorgen.
Vor 30 Jahren versank Berlin im Schneechaos
So unliebsam sich „Axel“ also voraussichtlich präsentieren wird – er bleibt wohl nur ein Waisenknabe gegenüber „Agnes“ und „Daniela“. So hießen die zwei Tiefdruckgebiete, die Anfang Januar 1987, vor nunmehr 30 Jahren, sich europaweit austobten und auch Berlin und Brandenburg rekordverdächtig in Eis und Schnee erstarren ließen. Nach tagelangem Dauerregen war kurz nach dem Jahreswechsel die Durchschnittstemperatur in Berlin um elf Grad gefallen, was 16 Zentimeter Neuschnee zur Folge hatte, der sich durch kräftigen Wind auf Fensterbrettern und Balkonen zu weißen Gebirgen türmte.
Der Verkehr in Berlin, West wie Ost, lief noch halbwegs normal, im Transitverkehr gab es aber schon stundenlange Verspätungen, besonders auf den Autobahnstrecken gen Süden. Die Straßenmeistereien kamen einfach nicht mehr hinterher, und die DDR-Grenzer standen oft genug vor vereisten Kofferraumschlössern, die erst mühsam mit Feuerzeugen oder Schalen voll heißem Wasser gangbar gemacht werden mussten.
Das war aber nur ein Vorbote des schneeweißen und bitterkalten Chaos, das eine Woche später übers Land, ja sogar über weite Teile Europas hereinbrach. In Berlin habe man mit minus 17 Grad den kältesten Januartag in diesem Jahrhundert gemessen, meldete der Tagesspiegel am 14. Januar, konnte aber tags darauf mit noch tieferen Temperaturen aufwarten: minus 23,3 Grad am Tegeler Fließ und sogar minus 25,3 Grad am Flughafen Schönefeld. Da es in höheren Luftschichten mit minus drei Grad vergleichsweise warm war, eine Inversionswetterlage also, drohte angesichts der vielen Kohlenheizungen massiver Smog, den nur ein scharfer Ostwind verhinderte.
In den Tagebauen fror die Kohle fest
Probleme gab es auch so genug. Die West-Berliner Bewag mahnte sparsamen Umgang mit Strom an, die Sanitärbetriebe hatten Hochbetrieb, da sogar ungünstig in Balkonnähe verlegte Heizungsleitungen einfroren, von schlappen Autobatterien ganz zu schweigen. Sogar in Bayern kam die Energieversorgung an ihre Grenze, besonders aber in der DDR, wo die Medien für die Werktätigen eine „Winterschlacht“ ausriefen. Für die Tagebaue in der Lausitz wurde es immer schwieriger, die eingefrorene Braunkohle abzubauen. „Dort wurden Angehörige der Armee und der Polizei eingesetzt, um die Förderanlagen schnee- und eisfrei zu halten“, war am 11. Januar im Tagesspiegel zu lesen.
Die DDR-Nachrichtenagentur ADN berichte von über 30 000 Hilfskräften, die im ganzen Land im Winterdienst eingesetzt seien. Und zu allem Überfluss kam es am 14. Januar im Kraftwerk Boxberg zu einer Explosion, die den Energieengpass massiv verschärfte.
Und doch hatte die DDR schon Schlimmeres erlebt: Im Schneechaos 1978/79 steckten Züge tagelang fest, und Rügen war für Wochen von der Außenwelt abgeschnitten. Die von „Axel“ ausgehenden Gefahren erscheinen da überschaubar.