Wellness: Gepflegt schwitzen
Als Wellness noch Saunieren hieß: Vor 40 Jahren öffneten die Thermen im Europa-Center. Berlin bietet aber auch andernorts viele Möglichkeiten, dem ungemütlichen Herbstwetter die Stirn zu bieten.
Allein der Gedanke wärmt: Draußen wehen nasskalte Herbstwinde durch die Straßen, während man selbst in der Sauna sitzt, den würzigen Geruch des Kiefernholzes einatmet und bis in die kleinste Zehe durchwärmt ist vom letzten Eukalyptus- oder Fichten-Aufguss. In Berlin gibt es viele Orte, wo man dem trüben und kalten Wetter entfliehen kann. Einer davon sind die Thermen am Europa-Center, die in diesem Jahr ihr 40. Jubiläum feiern.
Die Saunalandschaft verdankt dem Europa-Center am Breitscheidplatz nicht nur ihren Namen, sondern sogar ihre Existenz. Denn nach der Eröffnung des markanten Hochhauses im Jahr 1965 machte sich Bauherr Karl Heinz Pepper Gedanken über den Brandschutz des Gebäudekomplexes und fand, dass ein Löschteich notwendig sei. Er sollte auf dem Dach eines nahe gelegenen Geschäfts- und Parkgebäudes in der Nürnberger Straße angelegt werden. „Wäre dann nicht entschieden worden, dass das Becken noch einen anderen Nutzen haben könnte, hätte es unsere Sauna nie gegeben“, sagt Benjamin Jarick. Der 30-Jährige hat Anfang 2010 die Geschäftsführung der Thermen von seinem verstorbenen Vater übernommen und führt das Familienunternehmen gemeinsam mit seiner Mutter weiter.
Dank Pepper also können die Besucher heute auf der Dachterrasse mit Blick auf die Gedächtniskirche, umliegende Gebäude und Bäume in einem zum diesjährigen Jubiläum renovierten Thermal-Sole- Pool schwimmen. Drinnen locken mehrere Saunen, Dampfbäder und Tauchbecken sowie ein abgetrennter Damen- und seit 2007 auch ein Spa-Bereich. Dem Dekor der Anlage sieht man seine Herkunft aus den siebziger Jahren teilweise an, angefangen vom schmalen Drehkreuz am Eingang über den kleinen Aufzug bis hin zur Deckenvertäfelung im Restaurant. „Wir suchen nach einem attraktiven Mittelweg zwischen Alt und Neu. So fühlen sich sowohl unsere Stammgäste als auch die Neukunden wohl“, sagt Jarick.
Zu den Saunabegeisterten, die schon seit vielen Jahren in die Thermen kommen, gehört auch Rolf Neu. Seit mehr als 30 Jahren verbringt der pensionierte BVG-Busfahrer mindestens einen, zurzeit sogar oft drei Tage die Woche in der Sauna über den Dächern Berlins. „Mir tut das Saunieren sehr gut, ich fühle mich fit wie nie“, sagt der 74-Jährige und strahlt in seinem roten Bademantel tatsächlich wie ein viel Jüngerer. Dass ein Saunabesuch, soweit keine ernsten gesundheitlichen Probleme vorliegen, viel zum subjektiven Wohlbefinden beitragen kann, ist erwiesen: Der Blutdruck wird gesenkt, die Muskulatur entspannt sich und das ausgiebige Schwitzen dient der gründlichen Hautreinigung.
Während die Thermen am Europa-Center auf ihre lange Tradition setzen, gibt es ein Angebot wie „Mareks Saunahaus“ erst seit kurzem in Berlin. Inhaber Marek Mewitz hat den kleinen, verglasten Bungalow mit angrenzendem Garten an der Bernauer Straße auf der Grenze zwischen Mitte und Wedding 2008 eröffnet. Der Anfang war nicht leicht, doch mittlerweile konnte sich der Saunameister etablieren und verzeichnet für dieses Jahr einen Kundenzuwachs von rund 30 Prozent. Interessant findet er, dass inzwischen immer öfter jüngere Menschen kommen, die zuvor in Prenzlauer Berg und Mitte gewohnt haben und dann wegen der günstigeren Mieten nach Wedding gezogen sind. „Es scheint da tatsächlich einen Trend in Richtung Wedding zu geben”, sagt Mewitz. Und noch eine andere Entwicklung beobachtet der 41-Jährige: Immer öfter sagen ausschließlich jüngere Gäste beim ersten Besuch: „Wie? Nackt in die Sauna? Mit uns nicht.“ Und gehen stracks wieder. Die Zeit der Unschuld scheint vorbei.
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