Brennpunkt Schule: Geldsegen für mehr Personal an Berliner Schulen
Brennpunktschulen in Berlin sollen ab 2014 mehr Geld bekommen, wenn sie nachweisen können, dass sie mit den Mitteln tatsächlich etwas bewirken - gemessen an der Schwänzerquote oder dem Leistungsstand der Schüler.
Wenn in einer Schule nur noch jede zweite oder gar keine Familie mehr Arbeit hat, wird es schwierig für die Lehrer. Sie müssen die soziale Not kompensieren und auch die Bildungsferne und Spracharmut, die in sozialen Brennpunkten oftmals mit der Erwerbslosigkeit einhergehen. Weil das kaum zu schaffen ist, sollen 200 Schulen ab 2014 bis zu 15 Millionen Euro zusätzlich bekommen, um sich personelle Unterstützung zu holen.
Ermöglicht hat diesen Geldsegen SPD-Fraktionschef Raed Saleh, der das Programm in der Koalition durchsetzte und am Freitag zusammen mit Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) in der Wedding-Grundschule vorstellte. „Brennpunktschulen heißen so, weil es dort eine Häufung von Problemen gibt“, beschrieb Saleh ohne Umschweife den Ausgangspunkt seines Engagements. Dennoch betonte er, es handele sich „nicht um ein Not-, sondern um ein Mut-Programm“. Tatsächlich profitieren von dem Geld auch Schulen wie die Wedding-Schule, die einen hervorragenden Inspektionsbericht vorzuweisen hat. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) betonte denn auch, dass die zusätzlichen Millionen keine „Reparaturmittel für gescheiterte Schulen, sondern zusätzliche Unterstützungsmittel“ sind, die schwierige Sozialstrukturen berücksichtigen und Leistung belohnen sollen.
Die „Belohnung“ besteht darin, dass es in jedem der sechs Jahre einen „Leistungsbonus“ von 15 000 Euro gibt. Er wird nur dann ausgezahlt, wenn die Schulen belegen, dass sie mit den zusätzlichen Mitteln etwas bewirken. In diesem Zusammenhang wiesen Saleh und Scheeres auch darauf hin, dass das Programm wissenschaftlich begleitet und ausgewertet werden soll. Mögliche „Erfolgskriterien“ beim Einsatz der zusätzlichen Gelder könnten positive Entwicklungen bei der Schwänzerquote, den Leistungsergebnissen, dem Sprachstand oder bei der Quote des Unterrichtsausfalls sein.
Scheeres berichtete darüber hinaus, dass ihre Schule an einem „Frühwarnsystem“ arbeitet, um Schulen in Problemlagen künftig „frühzeitig zu identifizieren und zu unterstützen“. Zu diesem Zweck sollen Datensätze aufgebaut werden, die es den Schulräten erleichtern sollen, zielgenau zu intervenieren. Diese Ankündigung führte allerdings zu Kopfschütteln bei einigen Fachleuten: Die Schulräte wüssten meist sehr wohl, wo die Probleme seien, sie könnten nur nichts tun, weil Lehrer fehlten oder schlechte Schulleiter nicht kündbar seien, lautet der Einwand gegen Scheeres’ „Frühwarnsystem“.
Das neue Programm soll schon existierende Hilfen ergänzen und ein „Gesamtpaket“ bilden, hofft Scheeres. Zu diesem Paket gehören auch über 1000 Stellen, die die Schulen seit Jahren für die Sprachförderung bekommen. Davon profitieren alle Schulen, die über 40 Prozent Kinder nicht deutscher Herkunft haben. Außerdem hatte Scheeres’ Vorgänger Jürgen Zöllner (SPD) dafür gesorgt, dass neben der Migrantenquote auch die soziale Lage der Schulen bei der Lehrerversorgung berücksichtigt wird. Als Anhaltspunkt für die soziale Lage wird seither die Quote der Schüler genommen, die keine eigenen Schulbücher kaufen müssen, weil ihre Eltern von Transferleistungen leben.
Wie berichtet, ist diese Quote in Berlin inzwischen auf über 37 Prozent gestiegen. In jeder vierten öffentlichen Schule liegt sie bei über 50 Prozent. Dies sind genau die 207 Schulen, die jetzt von dem Saleh-Programm profitieren und mindestens 50 000 Euro pro Jahr bekommen können. Diese Summe klettert auf 62 500 Euro, wenn sich die Schule in einem besonders schwierigen Kiez befindet. Auf bis zu 100 000 Euro haben jene 66 Schulen Anspruch, in denen über 75 Prozent der Familien von staatlichen Leistungen leben.
Hier finden Sie die Liste der geförderten Schulen zum Herunterladen.