Zwölf Verletzte bei Reizgas-Angriff: Geldbote in Berliner Postbank überfallen – Täter ohne Beute geflüchtet
Bei einem Überfall auf eine Bankfiliale am Hermannplatz setzten die Täter Reizgas ein, sie sind flüchtig. Es gibt zwölf Verletzte.
- Ingo Salmen
- Anima Müller
- Anna Thewalt
- Jiri Schroeder
Großeinsatz an der Grenze von Kreuzberg und Neukölln: Im Karstadt-Warenhaus am Hermannplatz ist am Freitagnachmittag eine Filiale der Postbank überfallen worden. Vier Unbekannte hatten in der Postbank-Filiale am Hermannplatz versucht, einen Geldtransport zu überfallen, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz dem Tagesspiegel am frühen Abend. Sie hätten darauf gewartet, bis ein Bote mit Geld in die Bankfiliale eingetreten sei.
Daraufhin hätten sie ein ein Sprühgerät mit Reizgas entleert und versucht, dem Mann die Geldkassette aus der Hand zu reißen. Dieser hätte jedoch nicht losgelassen, woraufhin die Täter flüchteten – ohne Beute. Durch das Reizgas wurden mehrere Menschen verletzt.
Für die anwesenden Personen sei es dadurch zu einer unübersichtlichen Situation gekommen, sagte Polizeisprecher Cablitz. Gut hundert Beamte waren vor Ort – auch ein Spezialeinsatzkommando (SEK).
Der Karstadt wurde geräumt, beim Verlassen des Gebäudes wurden die Kontaktdaten aller Personen aufgenommen. Am Nachmittag durchsuchten Spezialkräfte das Gebäude, um herauszufinden, ob sich noch Verdächtige in dem Warenhauskomplex befinden. Die Ausgänge seien abgesperrt, hieß es, niemand könne von der Polizei unbemerkt raus- oder reingehen. Die Tatverdächtigen wurden jedoch nicht gefunden. Am frühen Abend war die Durchsuchung des Kaufhauses beendet.
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Allerdings gibt es eine weitere Spur, der die Polizei nun folgt: Offenbar flüchteten die Täter mit einem Auto. Die Polizei sucht nun nach dem Fluchtfahrzeug. Die Vermutung besteht, dass die Täter mit einem falschen Kennzeichen flüchteten. Kennzeichen und Fahrzeugtyp hätten womöglich nicht übereingestimmt, sagte ein Sprecher am Abend. Es handele sich um ein Berliner Kennzeichen, das vor einem halben Jahr von einem Auto gestohlen wurde.
Zwölf Verletzte durch Reizgas, vier müssen ins Krankenhaus
Zwölf Menschen wurden bei der Reizgas-Attacke verletzt, einer von ihnen schwerer. Sie erlitten Atemwegsverletzungen und Augenreizungen durch das versprühte Reizgas. Vier der Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Der Rest wurde vor Ort behandelt, sagte ein Feuerwehrsprecher am Freitagnachmittag. 40 Rettungskräfte rückten zu dem Einsatz aus, am Abend waren noch zehn Kräfte vor Ort. Die Feuerwehr war um 13.36 Uhr alarmiert worden.
Die Postbank-Filiale befindet sich im südlichen Teil des Gebäudes im Erdgeschoss und ist am besten über den Karstadt-Eingang von der Straße Hasenheide zu erreichen. Von außen besteht lediglich Zugriff auf einen Geldautomaten. Während der Rettungseinsatz schon lief, war direkt vor dem Eingang noch ein Fahrzeug eines Berliner Geldtransport-Unternehmens zu sehen, das bald davonfuhr. Eine Beschädigung war am Fahrzeug selbst jedoch nicht zu erkennen.
Die "B.Z." hatte zunächst berichtet, ein Geldtransporter sei überfallen worden. Polizeisprecher Cablitz sagte allerdings, dass dieser bei dem Raubüberfall keine Rolle gespielt habe.
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Der Hermannplatz und die Straße Hasenheide wurden für den Verkehr gesperrt. Allein dort standen gut ein Dutzend Einsatzfahrzeuge der Polizei, zudem etwa zehn Rettungswagen und weitere Notarztfahrzeuge.
Sparkasse verriegelt, Polizei mit Maschinenpistolen im Einsatz
Die Sparkassen-Filiale auf der Nordseite des Gebäudes an der Urbanstraße war mit Rollläden verriegelt. Polizisten mit Maschinenpistolen bewachten die Einfahrt zum Parkhaus. Offenbar war auch ein Polizeihubschrauber im Einsatz, der am Nachmittag über dem Neuköllner Süden flog.
Der U-Bahnhof Hermannplatz, ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, wurde ebenfalls geschlossen. Vom untersten Bahnsteig gibt es einen direkten Eingang zum Karstadt. Die U-Bahn-Linien U7 und U8 fahren stattdessen ohne Halt durch, wie die BVG mitteilte. Auch der Busverkehr ist erheblich beeinträchtigt: Die Linien M29 und M41 sowie 171 und 194 konnten am Nachmittag nicht ihre gewohnten Routen nehmen.
Ob das Kaufhaus am Samstag wieder öffnen kann, war am Freitagabend noch unklar. Polizeisprecher Cablitz zeigte sich jedoch zuversichtlich, da der Einsatz am Abend beendet werden und der Tatort freigegeben werden sollte. (mit dpa)