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Foto: promo/ZLB
© Tsp

Diskussion um Berlins Zentral- und Landesbibliothek: Geht’s auch etwas kleiner?

Volker Heller will nicht um jeden Preis die größte Bibliothek Europas bauen. Lieber den Kostenplan einhalten, sagt der Chef der ZLB.

Der Chef der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB), Volker Heller, kämpft um den Neubau am Rand des Tempelhofer Feldes. „Wir werden alles tun, damit es bei den bisher veranschlagten Baukosten von 270 Millionen Euro bleibt“, sagte er am Montag im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Dies sei kein wohlfeiles Versprechen. Es gebe Erfahrungswerte. „Bibliotheksneubauten in Deutschland bleiben in der Regel im Kostenrahmen.“ Heller hofft, dass das Berliner Projekt „nicht im öffentlichen Streit zerrieben wird“.

Notfalls müsse man Bedarfsprogramm, Nutzfläche oder technische Ausrüstung der neuen Landesbibliothek nochmals zur Einhaltung der Bausumme anpassen, sagte Heller. „Es ist nicht unser Ehrgeiz, den größten öffentlichen Bibliotheksbau Europas zu erstellen.“ Bisher beansprucht die Zentralbibliothek Amsterdam diesen Titel für sich: Sie wurde 2007 mit einer Nutzfläche von 28 000 Quadratmetern eröffnet. Die Baukosten lagen dort bei etwa 76 Millionen Euro. Nicht nur im Vergleich zu Berlin, sondern auch zu anderen Bibliotheksneubauten in Europa ist das extrem preiswert.

Der zuständige Baureferent in Berlin, Jonas Fansa, findet diesen Kostenvergleich unpassend. „Die Niederländer haben liberale Bauvorschriften und bauen traditionell günstiger.“ Er legte Wert auf die Feststellung, dass die bisherige Kostenschätzung für den Neubau in Tempelhof auf einer detaillierten und seriösen Bedarfsanalyse beruhe. Vergleiche mit anderen Neubauten sind tatsächlich schwierig. Abhängig vom architektonischen Entwurf, der Größe und inneren Struktur sind öffentliche Bibliotheken unterschiedlich teuer. Hier ein paar Beispiele aus jüngster Zeit: Stuttgart (79 Millionen Euro), Aarhus (255 Millionen Euro), Birmingham (226 Millionen Euro) und Seattle (142 Millionen Euro, davon 56 Millionen Euro private Spenden).

Keine dieser Bibliotheken ist auch nur annähernd so groß wie das Berliner Projekt mit einer Nutzfläche von 51 000 Quadratmetern. Ursprünglich waren sogar 65 000 Quadratmeter geplant. ZLB-Manager Heller, vorher Abteilungsleiter für Kultur in der Senatskanzlei, leitet die öffentlich-rechtliche Stiftung seit zwei Jahren. Die Vorgängerin Claudia Lux ist beurlaubt und kümmert sich seit 2012 um den Aufbau einer Zentralbibliothek in Katar.

In Berlin warten die Verantwortlichen nun erst einmal den Ausgang des Volksentscheids zum Tempelhofer Feld ab. Wird die Randbebauung von den Berlinern akzeptiert, könnte Anfang Juni im Rahmen eines Vergabeverfahrens entschieden werden, welcher der zwei preisgekrönten Architektenentwürfe realisiert werden soll. Fachleute glauben, dass dem Entwurf des Architektenbüros Miebach/Oberholzer aus Zürich der Vorzug gegeben wird, aber da äußert sich Heller strikt neutral. „Gestaltgebung, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit sind drei gleichberechtigte Kriterien für die Auswahl. Ich gehe fest davon aus, dass der ausgewählte Entwurf im Bereich von 270 Millionen Euro bleibt.“

Die Befürchtung, dass eine inflationsbedingte Erhöhung der Baupreise den Kostenrahmen sprengen könnte, hält Heller für spekulativ. „Das hat man nicht in der Hand, es weiß doch niemand, wie sich die Preise für Stahl, Beton oder Löhne entwickeln werden.“ Bis zum Herbst 2021 – dann soll die Bibliothek fertig sein.

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