Erinnerung an Berliner Entertainer: Gedenktafel für Harald Juhnke enthüllt
"Die Bühne war sein Leben" - Zum 85. Geburtstag des Entertainers Harald Juhnke wurde im Grunewald eine Gedenktafel enthüllt. Auch eine Straße soll nach ihm benannt werden.
Da glaubt man nun, es gehe ein wenig um Kultur und Erinnerungen und ein wenig nostalgisches Gedenken an den großen Entertainer Harald Juhnke – und dann fliegt erst einmal die große Politik durch die Gegend. Aber es ist natürlich auch recht pikant, dass das Berliner Gedenktafelprogramm seit langem von der Gasag unterstützt wird, jenem Unternehmen also, das nun in Sachen Berliner Gasnetz ausgebootet werden soll. Und deshalb ist die einleitende Rede von Unternehmenschef Stefan Grützmacher auch eine kleine Grußadresse an Klaus Wowereit, der gleich neben ihm steht: Es geht darin um Erinnerung und Kontinuität in einer schnelllebigen Zeit, um die Geschichte einer Firma, die nun schon über 160 Jahre in Berlin tätig sei, "und wenn es nach uns geht, auch noch sehr viel länger".
Wowereit nimmt die Vorlage auf und bleibt freundlich allgemein, ja, er wolle ja auch, dass die Gasag in Berlin tätig sei, und das noch viele Jahrzehnte – erst dann schwenkt er entschlossen zu Harald Juhnke um, sagt all das, was über den Entertainer eigentlich nicht mehr gesagt werden muss, aber doch irgendwie zum Pflichtprogramm gehört, wenn es offiziell wird: Er sei ein feinfühliger und herzenswarmer Mensch gewesen, und die Berliner hätten ihn nicht nur verehrt, sondern geliebt trotz aller Abstürze: "Danke, Harald." Eine Gedenktafel also, aus KPM-Porzellan, wie schon lange üblich.
200 Gäste nahmen an der kleinen Festlichkeit teil
Der Anlass: Juhnke wäre am 10. Juni 85 Jahre alt geworden. Der Ort: die Ecke Lassenstraße/Koenigsallee in Grunewald, wo er mit seiner Frau Susanne von 1983 bis 2001 gewohnt hat, bis er, dement, in eine Klinik am Stadtrand umziehen musste, in der er 2005 starb. Das Haus selbst wurde allerdings abgerissen, und heute steht dort ein Neubau, der unter anderem das Berliner Büro der Anwaltskanzlei Bub, Gauweiler und Partner beherbergt; Wolf-Rüdiger Bub ist auch der Hauseigentümer und hat die Aufstellung der Gedenktafel vor seiner Tür mit großem Wohlwollen begleitet.
Etwa 200 Menschen waren gekommen, um zusammen mit Susanne Juhnke an der kleinen Festlichkeit teilzunehmen, davon schätzungsweise die Hälfte private Zaungäste. Voran die Berliner Theaterstars Barbara Schöne und Judy Winter, die später auch an Juhnke und seine "unbeschreibliche Disziplin" bei der Perfektionierung seiner Arbeit erinnert, KPM-Chef Jörg Woltmann, der Theatermann Martin Wölffer und der Kunstsammler Heiner Pietzsch, ein enger persönlicher Freund Juhnkes.
"My Way" als Hauptmotiv dieser Erinnerung
Pietzsch steuert auch ein paar Erinnerungen bei an die Taxifahrer, die an dieser Straßenecke nie den Hinweis vergaßen, dass dort „der Harald“ wohne, so einer sei das eben gewesen, dass niemand auch nur nach dem Nachnamen gefragt habe. Und er regt an, nun mal eine Straße nach ihm zu benennen, was bei Wowereit auf freundliche nonverbale Zustimmung stößt. Aus dem Vorgarten klingt dann auch die Stimme Juhnkes über die Straßenkreuzung, gelegentlich harsch übertönt von lauten Verkehrsgeräuschen: "My Way" ist das Hauptmotiv dieser Erinnerung, ja, das ist die Eleganz, das ist der Schmelz in der Stimme, der auch die brachialsten Reimkunststücke deutscher Texterzunge irgendwie selbstverständlich klingen ließ: "Es ist für mich ein Trost, dass ich trotz allem nicht entzwei geh/Verzeihn Sie, wenn ich sag, I Did It My Way".
Anschließend ergreift Susanne Juhnke das Wort, sie wirkt heiter und gelassen und erinnert in nur wenigen Worten an ihren Mann. Dann wird die Tafel enthüllt: "Die Bühne war sein Leben" steht dort ganz oben, gefolgt von den wesentlichen Fakten: Er war ein begnadeter Komödiant, brillierte als Charakterdarsteller und begeisterte im Fernsehen ein Millionenpublikum. Vom Alkohol und den Abstürzen steht nichts da, das macht man nicht beim offiziellen Gedenken. Wer aber wollte, der bekam hinterher ein Glas Sekt zum Andenken an einen, der sich die Gedenktafel wirklich verdient hat.
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