Zwischennutzung: Gedankenspiele für Tempelhof
Die Bevölkerung hat sich das Tempelhofer Feld erobert - zum Grillen, Joggen, Radeln oder Ausruhen. Doch immer noch ist hier Großes geplant. Der Berliner Senat hat Ideen für die Zwischennutzung gesammelt.
Berlin - Was war der Tempelhofer Park vor seiner Eröffnung doch gleich? Und wie viele Jahre ist die her? Die korrekte Antwort lautet: 0,25. In nur drei Monaten hat ihn die grillende, joggende, radelnde oder einfach nur ruhe- und weitebedürftige Mehrheit mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit erobert. Darum wird manchem ein kleiner Schreck in die Glieder fahren beim Gedanken daran, dass hier ja Großes geplant ist – Größeres als diese Riesenwiese.
Was genau das sein könnte, ist noch immer offen, aber die nächsten Tage könnten zumindest mögliche Richtungen weisen: Bereits in dieser Woche will die Jury um Senatsbaudirektorin Regula Lüscher die aus mehr als 100 Bewerbungen ausgewählten „Pionier- und Zwischennutzungen“ für drei Teilbereiche vorlegen.
Am Columbiadamm im Norden sind Sport und Kultur gefragt, was – wegen der Nachbarschaft zur prächtigen Sehitlik-Moschee – Religion selbstredend einschließt. An der Oderstraße im Osten geht es darum, den Neuköllner Kiez mit dem Park zu verbinden, und am Tempelhofer Damm im Westen heißt die Devise: „Wissen schafft Kultur“. Hochwertig solle die Zwischennutzung sein und gern auch mit längerfristiger Perspektive, sagt Mathias Gille, Sprecher der Stadtentwicklungsverwaltung. Inoffiziell ist bereits durchgesickert, dass in der Wissensecke eine Teststrecke für Elektrofahrräder entstehen könnte und bei der Sportkultur die Shaolin-Mönche ein Domizil für ganzheitliche Kampfkunst beziehen könnten. Ideen halt, genau wie die Spielflächen für ausgefallene Sportarten und der Drachenverleih, die ebenfalls im Gespräch sein sollen. Experimentelles ist erwünscht.
Parallel zu den jungen Pionieren planen die alten Hasen das große Ganze: Ende August sollen Wettbewerbsentwürfe zur „Parklandschaft Tempelhof“ präsentiert werden, die zugleich den groben Rahmen für die Internationale Gartenbauausstellung IGA 2017 bilden sollen. Denkbar sind laut Gille fünf, sechs Entwürfe, die dann miteinander kombiniert oder einzeln verfeinert werden könnten. Der eigentliche IGA-Wettbewerb startet erst ein paar Monate später. Ein wenig bleibt Tempelhof also noch ein wenig offen für alles und für alle.