Runderneuerung: Gasometer wechselt von Rostrot auf Grün
Das Schöneberger Wahrzeichen wird für vier Millionen Euro runderneuert. Nebenan sollen ab 2012 TU-Studenten ihren Master machen.
Im Bauch des Gasometers blüht der Rost. Weiter oben im Stahlfachwerk, hat sich die Korrosion schon komplett durchs Material gefressen. Hier wirkt die Statik stellenweise nach dem Prinzip Hoffnung.
Das geht nicht so weiter, deswegen wird ab sofort saniert. Drei Jahre lang soll der 78 Meter hohe Stahlkoloss in Schöneberg etappenweise repariert, gereinigt und grün lackiert werden. Das kostet den Eigentümer, die „Euref AG“ des Unternehmers Reinhard Müller, knapp vier Millionen Euro. Fördermittel für die denkmalgerechte Sanierung nehme er nicht in Anspruch, erklärte Müller.
Der Gasometer wird jetzt auch Wahrzeichen des „Europäischen Energieforums“ (Euref), das auf dem 55 000 Quadratmeter großen ehemaligen Gasag-Gelände am S-Bahnkreuz Schöneberg entstehen soll. Nach Startschwierigkeiten wegen der Finanzkrise und einem gescheiterten Versuch, eine Privatuni zu gründen, kommt langsam Schwung in das Vorhaben. Mehr als zehn Unternehmen und Forschungseinrichtungen hätten sich angesiedelt, sagt Müller. Die Zahl der Arbeitsplätze sei auf 600 angewachsen. Drei Neubauten sollen noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden. Außerdem wird ein denkmalgeschütztes Kesselhaus saniert und zur Keimzelle des „Euref-Campus“ ausgebaut, einem privat finanzierten Hochschulstandort in Kooperation mit der TU. An diesem Projekt ist maßgeblich der letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière, beteiligt. Er kümmert sich um Kontakte nach Russland und wirbt um Investoren. Man würde gerne den Megakonzern Gazprom gewinnen, sagte de Maizière.
Die TU Berlin will ab dem Sommersemester 2012 drei Masterstudiengänge zu den Themen energieeffizientes Bauen, urbane Mobilität und Versorgungsinfrastruktur auf dem Euref-Campus anbieten. Innerhalb von drei Jahren sollen 180 TU-Studenten hier lernen. Das Uni-Gebäude mit Bibliothek und Seminarräumen wird von privaten Investoren finanziert. Namen wollte Euref-Chef Müller nicht nennen.
Bislang hat Müller nach eigenen Angaben 25 bis 30 Millionen Euro in die Sanierung von Gebäuden und Grundstücksflächen investiert. Seine Zielmarke liegt bei rund 600 Millionen Euro und 5000 Arbeitsplätzen. Der Bebauungsplan bietet noch ausreichend Spielraum für Neubauten. Auch Wohnungen sollen entstehen.
Noch in diesem Jahr will Müller eine geothermische Bohrung starten, denn langfristig soll sich das Energieforum komplett emissionsfrei mit Energie versorgen. Geplant ist auch ein Carsharing- Projekt mit 40 Elektroautos und Stromtankstelle.
Der Gasometer selbst wird derzeit vor allem für Veranstaltungen genutzt. Im April tagte der „Infrastrukturgipfel“ des Handelsblatts in der rostenden Stahlhülle, und die Gasag richtete hier die Eishockey-Meisterfeier für die Berliner Eisbären aus. Im September kommt der Schöneberger Gasometer dann ins Fernsehen. Günther Jauch moderiert sonntags hier seinen neuen Polittalk.
Eine Anwohnerinitiative ist davon allerdings wenig begeistert. Sie kritisiert seit längerem den Lärm und die Leuchtreklame am Gasometer, freut sich aber jetzt, dass die Sanierung begonnen hat.