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Auf Achse. Der Garten der Liebermann-Villa ist nun weitgehend rekonstruiert. Jetzt kommt die herrliche Anlage mit ihren Sichtachsen wieder richtig zur Geltung. 
© Kitty Kleist-Heinrich
Update

Berlin-Wannsee: Garten von Max Liebermann wieder komplett

Der Garten der Villa von Max Liebermann am Ufer des Wannsee sieht wieder aus wie zu Zeiten des Malers. An diesem Sonntag, 15 Uhr, ist Eröffnung. Ein Besuch.

Irgendwann soll es auch wieder Blütengirlanden geben, bunte Hängebrücken aus purer Natur, luftig blühende Verbindungen zwischen dem hochgewachsenen, mehr erdgebundenen Pflanzenschmuck am Rande des mittleren Heckengartens, etwa auf halber Strecke zwischen der alten Villa Max Liebermanns und dem Wannsee. Das wird dann gewissermaßen das Sahnehäubchen für das Gartendenkmal, das in dieser Saison seiner Vollendung entgegengeht. „Auch Liebermann hatte diese Girlanden im Garten, man sieht es auf einem Gemälde“, erzählt Museumsleiter Martin Faass. „Wir wissen nur noch nicht, zu welchem Anlass er sie anlegen ließ. Wahrscheinlich war es zu seinem 85. Geburtstag.“

Die Kulturstaatsministerin kommt zur Eröffnung

Vor Jahresfrist bot der Garten Liebermanns noch einen ziemlich tristen Anblick. Der nicht enden wollende Winter hatte die Natur in ihrem Frühlingsdrang arg gebremst, während es jetzt schon beachtlich grünt und sogar blüht. Aber das Schönste: Die Rekonstruktion der Heckengärten, des Schlusssteins zur Vollendung des grünen Kleinods am Großen Wannsee, steht unmittelbar bevor: Zur offiziellen Eröffnung am Sonntag (11. Mai; 15 Uhr) wird auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters erwartet., die Einladungskarten sind schon gedruckt, samt Blütengirlanden in Liebermann’scher Manier.

Wie berichtet, musste die von der Max-Liebermann-Gesellschaft betriebene und weit vorangeschrittene Rekonstruktion des Gartens, der für das Schaffen des Malers von so zentraler Bedeutung war wie für Claude Monet dessen Garten in Giverny, lange Stückwerk bleiben. So sehr man auch pflanzte und säte, alte Wegführungen wieder anlegte und selbst den kleinen Brunnen mit August Gauls Bronzefischotter erneut plätschern ließ – es fehlte doch von den Heckengärten ein fünf Meter breiter Streifen, genutzt als Zufahrt für den Wassersportklub „Klare Lanke“. Erst 2012 konnte für den Verein eine andere Lösung gefunden und der Streifen wieder dem Liebermann-Grundstück zugeschlagen werden. Zum Saisonende 2013 wurde der Steg der Sportler abgetragen und der Grundstücksstreifen von den Wasserbetrieben für einen neuen Regenwasserkanal aufgewühlt. Danach konnten die Gartenarbeiten beginnen.

Sie sind mittlerweile fast abgeschlossen. Neue Hainbuchen umfassen die drei geometrischen Formen der Heckengärten – Kreis, Oval, Quadrat –, die jetzt erst wirklich erkennbar sind und wohl auf eine Idee von Liebermanns Gartenkünstler, dem Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, zurückgehen. Noch sehen die Pflanzen auf dem neuen Teil der Heckengärten vergleichsweise spillerig aus, das wird sich mit der Zeit geben. Der sich zum Wasser hin anschließende Obstgarten wurde mit Beerensträuchern, Quitten, Pflaumen-, Birnen- und Aprikosenbäumen bepflanzt, die Ziergewächse, die einmal die Tragpfeiler der floralen Hängebrücken abgeben sollen, kommen noch. Ende dieser Woche wurde am neuen Gartentor gearbeitet, in der kommenden wird die Ufermauer komplettiert, und dann muss auch bald schon die Arbeit an der neuen Steganlage nach historischem Vorbild beginnen. Weiter fehlt noch eine halbrunde Bank, dort hat Liebermanns Enkelin Maria oft gespielt.

35.000 Euro haben die Mitglieder gespendet

Erst jetzt komme die Anlage mit ihren Sichtachsen, Gelenkstücken und Symmetrien richtig zur Geltung, werde das Lindenkarree des dem Haus zugewandten Heckengartens erst klar erkennbar, wirke fast wie ein Tempel, freut sich Martin Faass. Mit der Eröffnungsfeier am 11. Mai, mit der zugleich eine neue Ausstellung, natürlich zu den Heckengärten, startet, will man sich auch bei den vielen Unterstützern bedanken, die mit ihren Spenden die Rekonstruktion der Heckengärten ermöglicht haben. Das sind die rund 1600 Mitglieder, das sind aber auch die vielen Nichtmitglieder, die sich an der Spendenaktion zur Finanzierung der Bepflanzung beteiligt haben. Für 200 Euro war ein Meter Hecke zu haben, ein Meter Zaun für 350 Euro, aber man konnte auch einzelne Pflanzen per Spende beisteuern. Über 35 000 Euro seien so zusammengekommen, sagt Faass.

Und noch eine Lücke konnte vor wenigen Wochen geschlossen werden. Die meisten Bilder, die in Max Liebermanns ehemaligem Sommersitz gezeigt werden, sind Leihgaben, aber einen kleinen Bestand an Werken des Künstlers nennt die Gesellschaft doch ihr Eigen. Ausgerechnet ein Gartenbild aber war nicht darunter. Doch nun konnte das erste erworben werden, ermöglicht durch die Kulturstiftung der Länder und eine größere Spende der Familie Oppenheim, der Nachfahren des Sammlerehepaares Franz und Margarete Oppenheim, die eine Villa vis-à-vis der Liebermanns besaßen.

Das Gemälde von 1919 zeigt den „Blick aus dem Nutzgarten nach Osten auf den Eingang zum Landhaus“. Könnte man ins Bild hinein- und durchs Haus hindurchschreiten, lägen vor einem die Terrasse, auf der die ersten Gästescharen der Saison sich bei Kaffee und Kuchen für Kunst und Natur stärken, dahinter die Wiese mit dem Birkenweg zur Rechten, links Gauls Fischotter, dessen Wasserbecken Vögel gern auf einen kleinen Schluck oder ein rasches Bad ansteuern, dahinter die Heckengärten, schließlich der Wannsee. Ein wiedergewonnenes Künstlerparadies.

Die Liebermann-Villa, Colomierstraße 3 in Wannsee, Tel. 805 85 90 0, ist (außer dienstags) täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 19 Uhr (Führungen: Mi 14 Uhr, Sa/So und Feiertage 12 und 16 Uhr). Eintritt: 7 Euro, ermäßigt 4 Euro. Weitere Informationen unter www.liebermann-villa.de

Das neue Buch „Max Liebermann“ von Frauke Berchtig (Edition Braus, 96 Seiten, 80 Abbildungen, 24,95 Euro), eine knappe Darstellung von Leben und Werk, widmet sich auch den Wannsee-Bildern Liebermanns und ihrer Bedeutung in seinem Schaffen. Sechs Abbildungen zeigen Werke, die in seinem Garten entstanden. Auch ein Lageplan ist abgedruckt.

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