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Dachdecker müssen bei jeder Temperatur arbeiten.
© Franziska Jäger

Hitziger Job auf dem Dach: "Für Warmduscher ist das hier nichts."

Sebastian Ehrke ist Dachdecker. Trotz der Hitze muss er arbeiten – unter extremen Bedingungen. Im Interview spricht er über heißes Blech, Brandblasen und nackte Oberkörper.

Herr Ehrke, wo sind Sie gerade?

Ich stehe auf einem Dach in Köpenick. Hier sind Minimum 60 Grad.

Das ist jetzt aber ein bisschen übertrieben, oder?

Nein, auf einem Dach ist es immer mindestens 10 bis 20 Grad heißer, weil die Materialien strahlen. Ich muss ein Flachdach mit Folien abdichten, zur Dämmung. Pappe wäre nicht so schlimm, aber die weiße Folie blendet extrem. Zumal ich die Nähte mit einem Handfön zusammenschweißen muss, der zusätzlich noch Hitze abgibt.

Das muss grausam sein.

Es geht. Die Hitze geht dabei ja nach vorne. Das ist immer noch besser, als mit Feuer zu arbeiten. Trotzdem geht die Arbeit langsamer voran. Aber das ist mein Beruf, ob im Winter oder im Sommer. Für Warmduscher ist das hier nichts.

Wir nehmen mal an, Sie tragen kurze Hose und haben den Oberkörper frei?

Nee, Arbeitsschuhe, lange Hose und Hemd. Sonnenbrand auf nackter Haut ist nicht mein Ding. Und kurze Hose geht nicht, weil ich zum Arbeiten auf den Knien sitze und die Folie viel zu heiß wäre.

Haben Sie schon Brandblasen?

Heute gehts noch. Schlimmer ist, wenn ich Tonziegel schleppen muss. Die können sich gut auf 80 Grad erhitzen. Auch Blech heizt sich dermaßen schnell auf. Ohne Schutzhandschuhe geht gar nichts.

Haben Sie sich eine Sonnenschutzecke aufgebaut?

Das geht schlecht auf einem Dach. Ich habe hier aber eine Mauer, die ein wenig Schatten spendet. Da stehen auch meine Getränke.

Wie viel Wasser trinken Sie an einem hitzigen Tag?

Normalerweise trinke ich eine Flasche. Jetzt stehen hier sechs 1,5-Literflaschen. Und Cola für den Zucker. Das wird bis zum Feierabend alles leer.

Können Sie bei der Hitze nicht einfach früher anfangen und mittags Schluss machen, wenn es am heißesten ist?

Das wäre schön, geht hier aber nicht. Vom Supermarkt unter mir bekomme ich erst ab 7 Uhr Strom. Aber um 16 Uhr gehe ich nach Hause.

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