Berlin: Ausnahmen beim Public Viewing: Für manche Wirte ist die WM 2014 schon gelaufen
Die Bezirke greifen bei Public-Viewing-Events verschieden hart durch. Das empört die Wirte. Für die ersten ist das Turnier nun vorbei, zum Teil betragen die Umsatzausfälle mehrere tausend Euro - und das obwohl es bisher kaum Klagen gab.
Das Deutschlandspiel in der „WM-Lounge“ war ausgebucht. Während sich die Fußballer abrackerten, tafelten die Lounge-Gäste entspannt im Innenhof des Ellington-Hotels. Doch nach dem Willen des Bezirksamtes von Tempelhof-Schöneberg fällt das Public Viewing-Event zum nächsten Deutschland-Spiel am Samstag gegen Ghana aus. Das beginnt nämlich erst um 21 Uhr, dafür hat der Bezirk keine Ausnahmegenehmigung erteilt. Für das Hotel in der Nürnberger Straße bedeutet das vorzeitige Aus bei der WM einen Umsatzausfall von 35 000 Euro. Auch einige Kneipen am Kudamm haben nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbandes keine Genehmigung für Public Viewing nach 22 Uhr erhalten.
"Lächerlich, peinlich und traurig zugleich"
Ellington-Chefin Tina Brack fühlt sich ungerecht behandelt. In Briefen an die Bezirksbürgermeisterin und den Regierenden Bürgermeister machte sie ihrem Unmut Luft. „Ganz Deutschland wird bei schönem Wetter draußen sitzen wollen. Wie soll ich das eigentlich nationalen und internationalen Gästen erklären? Lächerlich, peinlich und traurig zugleich.“
Das findet auch die CDU-Fraktion in Tempelhof Schöneberg. „Das ist mehr als skurril“, sagte Bezirksverordneter Daniel Dittmar. Der verantwortliche Stadtrat Oliver Schworck (SPD) erweise sich als „großer WM-Spielverderber“. Schworck war am Montag bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen. Die CDU will nun mit einem Dringlichkeitsantrag in der BVV gegen die Behördenentscheidung vorgehen.
Viele Gaststätten setzen auf das Verständnis der Nachbarn
In den meisten Bezirken wird bei der Erteilung von Genehmigungen kulant verfahren. Viele Gaststätten haben gleich ganz auf einen Antrag verzichtet, weil sie davon ausgehen, dass die Nachbarn während der WM Verständnis haben, wenn es mal etwas lauter wird. In Friedrichshain-Kreuzberg erteilte das Bezirksamt schon vorab eine pauschale Erlaubnis für Public Viewing nach 22 Uhr. Das Antragsverfahren sei zu bürokratisch, deshalb habe man darauf verzichtet, erklärte Ordnungsamtsleiter Joachim Wenz dem Tagesspiegel.
Der 400 Quadratmeter große „Sommergarten“ des Ellington-Hotels ist ein geschlossener Innenhof. Dennoch beschränkte das Umweltamt die Zahl der Veranstaltungen bis 22 Uhr auf zehn pro Jahr. Man halte sich genau an diese Vorgabe, erklärte die Chefin, obwohl es keine Beschwerden von Nachbarn gebe.
Lockere Lärmschutzregelungen während der WM sind üblich
Klagen wegen Ruhestörung blieben auch während der ersten WM-Spieltage weitgehend aus. Dass die Lärmschutzregelungen gelockert werden, ist bei jeder Fußball-WM üblich. Diesmal beginnen viele Spiele jedoch erst um 22 Uhr, das gilt für zwei Viertelfinal-, beide Halbfinalspiele und das Spiel um den dritten Platz.
Im Alt-Berliner-Biersalon am Kudamm, einer Fußballkneipe, hat man auf eine Genehmigung fürs Public Viewing verzichtet. „Ich dachte, dass es schwierig wird“, sagt der Wirt. Die TV-Geräte bleiben jetzt drinnen, die Gäste schauen von außen zu. Problem gelöst.