Schweinepest breitet sich in Brandenburg aus: Fünf weitere Wildschwein-Kadaver positiv getestet
Die Gegend rund um den Fundort der infizierten Tiere ist abgeriegelt. Der Elektrozaun soll jedoch mehrfach beschädigt worden sein.
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich in Brandenburg weiter aus. Am Dienstag sind fünf weitere infizierte Wildschweinkadaver gefunden worden, bei denen der erste ASP-Test durch das Landeslabor positiv ausfiel. Die für den Nachweis nötige Bestätigung durch das Friedrich-Löffler-Institutes stehe aber noch aus, teilte Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) mit.
Mit den fünf Neu-Funden wird zumindest die Kernzone, in der Restriktionen gelten, deutlich ausgeweitet werden müssen. Nach Tagesspiegel-Informationen wurden die Tiere nahe Neuzelle gefunden, was einige Kilometer nördlich des Fundortes bei Schenkendöbern liegt, wo letzte Woche der erste infizierte Wildschweinkadaver gefunden worden war. Bereits dort ist ein 40 Quadratkilometer großes Sperrgebiet, eine „Kernzone“, mit einem 26 Kilometer langen mobilen Elektrozaun abgeriegelt worden.
Nonnemacher beklagte am Dienstag, dass dieser Zaun schon mehrfach beschädigt worden sei. „Es ist leider zu beobachten, dass Elektroelemente gestohlen worden sind und es Vandalismus gibt.“ Das sei erschreckend. Und es kann Konsequenzen haben.
Laut Nonnemacher wird in Kürze ein Team der EU in Brandenburg inspizieren, ob alle nötigen Maßnahmen auch „Eins zu Eins“ eingehalten werden. Wenn nicht, drohten Sanktionen für Brandenburg und Deutschland. „Wir schaden uns selbst“, warnte die Ministerin.
Nonnemacher hatte bereits vor Bekanntwerden der fünf neuen infizierten Kadaver angekündigt, dass die Kernzone in einem solchen Fall angepasst werden muss. Die Kritik des Landesbauernverbandes, der die Stabilität und Wirksamkeit der mobilen Elektrozäune bemängelt und feste Zäune gefordert hatte, weisen die Verantwortlichen zurück.
Spürhunde werden eingesetzt
Der mache erst Sinn, wenn die endgültige Kernzone feststehe, sagte Nonnenmacher. Priorität hat aktuell nach ihren Worten weiter die Fallwildsuche, um das Belastungsgebiet eingrenzen zu können. Ab Montag sollen dabei zwei Spürhundstaffeln helfen, aus Schleswig-Holstein und aus Rheinland-Pfalz.
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Über die Kernzone bei Schenkendöbern hinaus war um den Erstfundort im Radius von rund 25 Kilometern ein Gefährdungsgebiet ausgewiesen worden. Dort gibt es nach Angaben von Agrarminister Axel Vogel (Grüne) 41 Schweinehaltungen, darunter fünf Betriebe, die zwischen 200 und 5000 Tiere halten.
„Es ist ein Lockdown“
Schweinefleisch darf das Gebiet nicht verlassen. Außerdem gilt dort ein Verbot für Land- und Forstwirtschaft sowie die Jagd. Dort dürfe weder mit der Aussaat begonnen, noch geerntet werden, so Vogel. „Es ist ein Lockdown.“
Brandenburgs Regierung, die gestern auch zur ASP tagte, stellte Land- und Forstwirten sowie Jägern, Entschädigungen in Aussicht. Zudem gab es laut Vogel erste Fälle, in denen sich Schlachthöfe - sie sind außerhalb des Landes gelegen - geweigert hätten, aktuell Fleisch aus ganz Brandenburg zu verarbeiten. „Da setzen wir uns zur Wehr“, sagte Vogel.
Ein solcher Problemfall, mit dem man im Gespräch sei, ist demnach ein Schlachtbetrieb der Tönnies-Gruppe in Weißenfels. Der erste ASP-Fall in Brandenburg und Deutschland hat bereits dazu geführt, dass mehrere Länder, darunter der riesige Markt China, ein Importverbot für deutsches Schweinefleisch erlassen haben.