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Orakel Flocke in Aktion
© Patrick Pleul/dpa

Spreeweltenbad Lübbenau: Fuchs reißt Pinguine – darunter WM-Orakel Flocke

Im Lübbenauer Spreeweltenbad sind drei Pinguine gerissen worden, darunter WM-Orakel Flocke. Ein viertes Tier starb an einer Panikattacke.

Flocke war zwar ein Orakel, aber an seinen berühmten Vorgänger, den Kraken Paul, kam er nicht heran. Während Paul bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 die Ergebnisse aller Spiele mit deutscher Beteiligung (und das waren damals nicht nur drei) richtig voraussagte, scheiterte Flocke schon beim ersten Spiel der diesjährigen WM. Er tippte auf einen Sieg der Deutschen gegen Mexiko.

Vielleicht lag es daran, dass Flocke kein Krake, sondern ein Pinguin aus dem Spreeweltenbad Lübbenau war. Und vielleicht war es sein Glück, dass er nicht wirklich in die Zukunft schauen konnte. Sonst hätte er womöglich vorausgesehen, dass er nicht wie Krake Paul eines natürlichen Todes sterben würde: Der kleine Humboldt-Pinguin wurde wie zwei seiner Gefährten in der Nacht zu Montag von einem Raubtier getötet, ein vierter Pinguin starb an einer Panikattacke.

Der Fuchs soll gefangen werden

Es war wohl ein Fuchs, der die drei Pinguine im Spreeweltenbad getötet hat. „Wir sind uns hundertprozentig sicher, denn wir haben das Tier letzte Nacht sogar aufgenommen“, sagte Marketingleiter Steven Schwerdtner am Mittwoch dem Tagesspiegel: „Es ist ein großes, erfahrenes Tier, das mit Sicherheit immer wieder kommen wird. Deshalb werden wir beantragen, es zu fangen.“

Die noch vorhandenen 18 Pinguine wurden sicherheitshalber im Haus untergebracht, damit sie nicht das Schicksal der in der Nacht zu Montag getöteten Artgenossen teilen. Flocke sowie die Pinguine Papageno, Daisy und Kitty Tupf waren vom Fuchs durch Kehlbisse getötet und angefressen worden.

Der Schock der Tierpfleger war jedenfalls groß, als sie die Pinguine fanden. Gerade Flocke, der mit der Hand aufgezogen wurde, weil seine Eltern ihn wenige Wochen nach der Geburt verstießen, dürfte wegen seiner Zutraulichkeit ein leichtes Opfer für den Räuber gewesen sein. „Flocke war schon immer sehr zutraulich“, erzählt eine Pflegerin.

Das Spreeweltenbad ist auch bei Berliner Kindern sehr beliebt. Es wirbt damit, dass man hier – nur durch eine Glasscheibe getrennt – mit Pinguinen schwimmen und tauchen kann. Seit Frühjahr dieses Jahres ist das Bad allerdings geschlossen, weil es noch größer und schöner werden soll. Ein Hotel entsteht nebenan, das Außenschwimmbecken und die Pinguinanlage werden erweitert.

Wie der Fuchs reinkam, ist unklar

Noch ist nicht geklärt, wie der Räuber in das Außengehege der Pinguinanlage eindringen konnte. Ob es an den Bauarbeiten lag, dass ein Raubtier den Zugang zum Außengehege der Pinguinanlage fand, müssten die Ermittlungen ergeben, hieß es aus der Geschäftsführung. Es seien zusätzliche Sicherheitskräfte eingestellt und mehr Streifen veranlasst worden, auch über Wild-Elektrozäune werde nachgedacht.

Den 14 Pinguinen, die den Angriff überlebten, gehe es so weit gut, hieß es. Tierschützer kritisierten in der Vergangenheit immer wieder, dass die Pinguine „nur zum Spaß der Menschen“ gehalten würden. Die Lübbenauer Pinguine scheinen sich allerdings wohlzufühlen und produzierten in der Vergangenheit reichlich Nachwuchs.

Ein Tierarzt untersucht seit Montagmorgen die Kadaver, um auszuschließen, dass ein anderes Tier die Pinguine tötete. Noch gibt es kein eindeutiges Ergebnis. Besonders Jäger und Weidetierhalter verweisen darauf, dass es auch ein Wolf gewesen sein könnte. Tierexperten bezweifeln das allerdings. Vögel wie Hühner, Gänse, Enten – und offensichtlich auch Pinguine – passten zum Beuteschema des Fuchses, sagen sie.

Nicht die ersten gerissenen Pinguine

Auch seien anderswo bereits Pinguine von Füchsen gerissen worden, beispielsweise im vergangenen Jahr in einem Themenpark in London oder vor knapp zehn Jahren im Aachener Tierpark. Auch im Berliner Zoo fielen beispielsweise vor vier Jahren Brillenpinguine den Füchsen zum Opfer, die sich zudem immer mal wieder an heimischen Enten, aber auch an Zwergantilopen und Parmakängurus gütlich tun.

In London spricht man inzwischen gar von einer regelrechten Fuchsplage. In Deutschland dominiert derzeit allerdings die Diskussion um Wölfe die öffentliche Meinung. Auch ein Hund käme infrage, heißt es. Zumindest in Australien gelten Pinguine nicht nur unter Füchsen, sondern auch unter Hunden als Leckerbissen.

Es gibt aber auch immer öfter Berichte von ungewöhnlichem Verhalten von Füchsen. So wurde am vergangenen Freitag mitten in der Cottbuser Innenstadt ein großer, stattlicher Fuchs gesichtet. Er überquerte gelassen und umsichtig eine viel befahrene Straße und ließ sich auch nicht von den Rufen erstaunter Passanten aus der Ruhe bringen. Es gibt auch einen Grund, warum die Tier sich weiter in bewohnte Gebiete trauen. Füchse und andere Raubtiere haben wegen der Dürre und Hitze derzeit Probleme, Nahrung für ihren Nachwuchs zu finden.

Ob die Füchse in der Lausitz tatsächlich auf den Pinguin-Geschmack gekommen sind – darüber lässt sich nur orakeln. Pinguin Flocke wird das nicht mehr tun, die Pfleger und Freunde der Spreewelten müssen von ihm Abschied nehmen. Für Flocke soll aber nicht wie einst für den Kraken Paul ein eigenes Kondolenzbuch angelegt werden. Auf der Facebookseite des Spreeweltenbades war die Anteilnahme jedenfalls äußerst groß.

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