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Der Status quo (am 1. Juli). Mit rund 270 Läden und Lokalen auf 76 000 Quadratmetern wird das Einkaufszentrum eines der größten in Berlin.
© Cay Dobberke

Verzögerungen bei der „Mall of Berlin“: Frostige Stimmung am Leipziger Platz

Künftige Ladenbetreiber in der „Mall of Berlin“ sind sauer, sie wissen noch immer nicht, wann das große Einkaufszentrum in der Berliner Stadtmitte aufmacht. Es geht um Mietzahlungen ohne Umsatz – und zu viel Frozen Yogurt.

Gut ein Monat ist vergangen, seit die „Mall of Berlin“ am Leipziger Platz mit 270 Läden eröffnen sollte – eigentlich. Probleme mit dem Brandschutz und Bauverzögerungen kamen dazwischen, und nun wird der Ärger der betroffenen Händler immer größer: Einige zahlen nämlich für ihre Geschäfte in dem Einkaufszentrum bereits Miete – der keine Einnahmen gegenüberstehen.

Die Firma HGHI des Bauherrn Harald Huth teilte auf Nachfrage mit, der Tag der Eröffnung stehe fest. Nennen wollte eine Sprecherin den Termin aber nicht: Man werde „zu gegebener Zeit“ bekannt geben, wann es losgeht. Inzwischen mehren sich Anzeichen dafür, dass die Eröffnung erst für September geplant ist. Den Mietern wurde nur mitgeteilt, dass damit nicht vor Ende Juli zu rechnen sei. Einen Start in den Sommerferien, die bis zum 22. August dauern, halten Branchenkenner für unwahrscheinlich.

Viele zahlen Miete, seit die Räume zur Einrichtung übergeben wurden

So wächst der Frust unter mittelständischen Händlern und Gastronomen, von denen einige längst Miete zahlen. In einem der Verträge steht, dass die Miete ab der baulichen Übergabe der Ladenräume fällig wird. Diese liegt zum Teil schon Monate zurück. Kleinere Betriebe sind stärker auf Planungssicherheit und eine baldige Eröffnung angewiesen als die vielen Filialisten – entsprechend steigt die Unzufriedenheit vor allem bei diesen Betroffenen.

Im Wartestand. Seit elf Jahren betreibt Manfred Berle seinen Geschenkeladen in der Mohrenstraße. Wann er die Filiale am Leipziger Platz öffnen kann, ist unklar.
Im Wartestand. Seit elf Jahren betreibt Manfred Berle seinen Geschenkeladen in der Mohrenstraße. Wann er die Filiale am Leipziger Platz öffnen kann, ist unklar.
© Cay Dobberke

Von „schlechter Kommunikation“ spricht nicht nur Manfred Berle, der seit elf Jahren erfolgreich einen Geschenkeladen in der nahen Mohrenstraße betreibt und im Center ein zweites Geschäft plant. Nun „hangele ich mich von Monat zu Monat“, sagt der Unternehmer. Sein schon im Mai angestelltes Personal für den neuen Laden beschäftigt er provisorisch im Stammgeschäft. Immerhin ist Investor Huth dem Händler entgegengekommen. „Es gibt ein Arrangement, wir haben nicht so ein Problem wie andere Mieter“, sagt Berle. Die Einzelheiten seien vertraulich.

Erste Anzeichen für Kulanz

Andere wollen erfahren haben, dass die meisten großen Geschäfte erst ab der Eröffnung Miete zahlen müssten. Betriebe ohne nennenswerte Marktmacht würden dagegen „ausgenommen“, ärgert sich ein Mittelständler, der nicht namentlich genannt werden will. Aus einem weiteren Laden heißt es hingegen, Harald Huth biete nun auch ersten kleineren Händlern an, ab Juni zunächst auf die Miete zu verzichten. Manche haben anwaltlichen Rat eingeholt.

Kritik gibt es zudem an angeblich stark überhöhten Rechnungen von Handwerkern, die das Centermanagement beauftragt haben soll. Darüber hinaus ist von einem Streit um starke Konkurrenz in der Gastronomie zu hören: Anbieter von Eis und Frozen Yogurt sind offenbar überrascht davon, wie viele solche Läden angesiedelt wurden.

Beim Ärger um die Mieten sieht Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, kein Fehlverhalten des Bauherrn: „Zu einem Vertrag gehören immer zwei.“ Die Sprecherin von Investor Huth will sich zu den Streitpunkten nicht äußern.

„So etwas akzeptiert der Handel nie wieder“

Bei der größten deutschen Centerkette ECE heißt es, man verlange Miete grundsätzlich „erst 14 Tage vor der Gesamteröffnung“. Laut Christoph Meyer, Geschäftsführer der auf Handelsimmobilien spezialisierten Firma CM Best Retail, werden Flächen in der Regel vier Wochen vor einem Eröffnungstermin übergeben. Die erste Miete werde meistens 14 Tage nach der Übergabe fällig.

„Nach dieser Erfahrung bei der Mall of Berlin wird der Einzelhandel bei zukünftigen Centerprojekten so etwas nie wieder akzeptieren“, glaubt Meyer, der ehrenamtlich auch den Stadtentwicklungsausschuss der IHK Berlin leitet.

Ein Ladenbesitzer geht noch weiter und hat sich vorgenommen, „nie wieder in ein Center zu ziehen“. Manche fühlen sich an den Flughafen BER erinnert. Dort hat die Flughafengesellschaft für einige Betroffene immerhin eine pragmatische Lösung gefunden: Die Läden und Lokale wurden bis auf Weiteres im Tegeler Airport untergebracht.

Übrigens soll McDonald’s die Küchentechnik aus seiner geplanten Filiale im BER geholt und am Leipziger Platz eingebaut haben. Denn trotz aller Verzögerungen wird man die ersten Gäste dort wohl deutlich früher begrüßen können.

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