Autofreie Innenstadt: Friedrichstraße wird erst im Oktober Fußgängerzone
Statt wie angedacht am ersten Septemberwochenende soll der Autoverkehr erst im Oktober aus der Innenstadt weichen. Das hat vor allem wirtschaftliche Gründe.
- Silvia Perdoni
- Laura Hofmann
Sie soll ein Vorzeigeprojekt für die Verkehrsverwaltung und den Bezirk Mitte auf dem Weg zu einer Stadt mit weniger Autoverkehr sein: die autofreie Friedrichstraße. Auf den ganzen Sommer war ein Modellversuch zunächst ausgelegt, doch nach und nach wurden die Pläne abgespeckt– zuletzt auf nur noch ein Wochenende Anfang September.
Nun steht fest: Auch dieser Termin verschiebt sich noch einmal. Statt wie bisher angepeilt vom 6. bis zum 8. September, soll ein Abschnitt der Einkaufsstraße nun vom 4. bis zum 6. Oktober autofrei werden. Die Sperrung betrifft das Teilstück zwischen Französischer Straße und Mohrenstraße. Als zweiter Termin sei das Wochenende vom zweiten Advent im Dezember angedacht.
Galeries Lafayette und Russisches Haus begrüßen das Experiment
Hintergrund für die Verschiebung ist nach Informationen des Tagesspiegels, dass die Anrainer die Vorlaufzeit als zu gering befanden. Außerdem war der im September berlinweit geplante verkaufsoffene Sonntag gerichtlich untersagt worden. Zwei der größten direkten Anlieger, die Galeries Lafayette, und das Russische Haus, stehen hinter den Plänen, die von den Initiativen „Stadt für Menschen“ und „Changing Cities“ ausgegangen sind.
„Prinzipiell sind jegliche Aktionen und Projekte, die die Attraktivität der Straße erhöhen, für uns sehr interessant“, sagte Philippe Hugot, Direktor der Galeries Lafayette. „Wir sind offen gegenüber neuen Projekten und unterstützen die Idee, die Friedrichstraße als Fußgängerzone für den Autoverkehr zeitweise zu schließen sehr.“
Und auch der Direktor des Russischen Hauses, Herr Pavel Izvolskiy, bekräftigt: „Auch aufgrund der langen Verbundenheit des Russischen Hauses mit der Friedrichstraße fühlen wir uns dieser im besonderen Maße verpflichtet und unterstützen jegliches Engagement für eine positive Entwicklung.“
Gegner fürchten Umsatzeinbußen
Die Straße soll nicht einfach nur für Autos gesperrt sein, sondern die Anrainer sind aufgefordert, sich mit Ideen für Veranstaltungen einzubringen. Im Frühling soll die Friedrichstraße dann in einem gutachterlich begleiteten Verkehrsversuch über mehrere Wochen autofrei werden.
Das finden nicht alle gut. „Dass eine Flaniermeile wieder mehr Menschen anlocken könnte, halte ich für einen Trugschluss“, sagt etwa Rainer Boldt, der bis 2014 Vorsitzender der Anrainervertretung „Die Mitte e. V.“ war. Sperrt man die Friedrichstraße für den Autoverkehr, halte man vielmehr zusätzlich Kunden fern. (mit juw.)