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Friedrichshain-Kreuzberg wird von Festveranstaltungen überschwemmt. Hier der Kinderkarneval der Kulturen im Görlitzer Park.
© Thilo Rückeis

Freiluftpartys in Berlin: Friedrichshain-Kreuzberg will draußen feiern

Friedrichshain-Kreuzberg sucht nach einem Standort für Freiluftpartys und Festivals. Andere Berliner Bezirke halten davon eher wenig.

Straßenfeste, Freiluft-Konzerte, Flohmärkte, Festivals – rund 150 „Veranstaltungen im öffentlichen Raum“ entfallen jedes Jahr auf den relativ kleinen Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. „Zu uns wollen alle“, sagt Ordnungsamtsleiter Joachim Wenz. Doch mit steigender Zahl von Veranstaltungen schwindet die Bereitschaft bei vielen Anwohnern, gesperrte Straßen, Verkehrsgewühl und Lärm zu akzeptieren. Deshalb sucht der Bezirk jetzt nach einem zentralen Festplatz, „der wenig Konfliktpotenzial für die Anwohner bietet“, sagt Wenz. Wo das sein könnte, ist noch völlig offen.

Eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe soll sich mit dem Thema befassen. Vorbild ist der zentrale Festplatz des Landes am Kurt-Schumacher- Damm, ein großes umzäuntes Gelände mit natürlichen Lärmbarrieren, für große Volksfeste geeignet, aber ohne den Charme eines Berliner Wohnkiezes. Wenz könnte sich beispielsweise das Antirassismusfestival auf einem zentralen Festplatz vorstellen. Bisher beherbergte der Blücherplatz das Festival. Kiezveranstaltungen wie das Bergmannstraßenfest lassen sich dagegen schwer von ihrem angestammten Ort lösen.

Andere Bezirke reagieren eher ablehnend auf diese Idee. „Die inoffizielle Veranstaltungswiese Mauerpark ist ja bereits überbeansprucht“, sagt Pankows Umweltstadtrat Torsten Kühne (CDU). Einen zentralen Festplatz könnte man allenfalls in Buch oder Heinersdorf anlegen, „aber da will keiner hin“, ergänzt Kühnes Stadtratskollege Jens-Holger Kirchner (Grüne). Eigentlich findet er die „Vielfalt an verschiedenen Orten“ ohnehin attraktiver als die Konzentration von Veranstaltungen an einem Ort.

„Man will ja Feste feiern, wo das Leben ist“, sagt Marc Schulte (SPD), zuständiger Stadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf. Und das Leben in seinem Bezirk bevorzugt Orte wie Savigny-, Breitscheidplatz oder das Schloss Charlottenburg. Dort gelte es, die Zahl der Veranstaltungen zu begrenzen. Am Breitscheidplatz regele ein Statut, was dort genehmigt werde und was nicht. In Mitte hat sich vor allem die Straße des 17. Juni zum zentralen Festplatz entwickelt. Bezirk und Senat haben sich darauf verständigt, neben den etablierten wie Fanmeile, Silvester, Fahrradsternfahrt oder Marathon keine weiteren Großveranstaltungen zu genehmigen. In diesem Jahr kam auf Druck der SPD doch noch eine hinzu: Das Volksfest zum 150. SPD-Jubiläum.

Der Betreiber des zentralen Festplatzes am Kurt-Schumacher-Damm, Harald Wilbertz, warnt vor einer Konkurrenz durch eine weitere Festwiese. Der zentrale Festplatz, der vom Land angelegt worden war, habe eine lange Anlaufzeit gebraucht, um sich beim Publikum zu etablieren. Auch wirtschaftlich sei der Platz wegen der hohen Kosten für Grundsteuer und Straßenreinigung eher ein Zuschussgeschäft. Nur durch eine Subventionierung des Schaustellerverbandes, der die Mehrheit der Betreibergesellschaft hält, könne sich der 65 000 Quadratmeter große Platz finanziell über Wasser halten. Auch die Lärmbelastung sei am Kurt-Schumacher-Damm durchaus ein Thema. "Ein Rockkonzert können wir hier nicht machen."

Der Chef des Berliner Schaustellerverbandes, Michael Roden, könnte sich immerhin vorstellen, einen weiteren Festplatz in Friedrichshain-Kreuzberg mit einem Rummel zu bespielen. "Das hängt von den Rahmenbedingungen ab." Der Bezirk könne Veranstaltungen aber auch gerne an den bestehenden Festplatz auslagern.

Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg beklagen auch, dass die Fülle der Events viel Arbeit mache, für die es kaum noch Personal gebe. Alleine für das „Casting Carrée Festival“ in Pankow seien „Dutzende Mitarbeiter“ aus sechs verschiedenen Ämtern aktiv gewesen, sagt Stadtrat Kühne, plus Kräfte von Polizei, Feuerwehr und BVG. „Andere Arbeit bleibt dann liegen.“ An einem zentralen Festplatz sei weniger Personal nötig, glaubt Ordnungsamtsleiter Wenz.

Thomas Loy

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