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Beim Karneval der Kulturen mischten auch Kriminelle mit.
© Reuters

Polizei fasst mutmaßliche Antänzer in Kreuzberg: Frauen beim "Karneval der Kulturen" sexuell belästigt

Beim Karneval der Kulturen kam es zu Übergriffen auf junge Frauen. Die Veranstalter reagierten sofort. Taten dieser Art häufen sich.

Sie sind da, wo gefeiert wird, wo getrunken wird und dort, wo viele Touristen sind. Also waren sie natürlich auf dem Karneval der Kulturen: Die „Antänzer“. Am Samstagabend wurden drei Männer festgenommen, die zwei junge Frauen umringt, bestohlen und sexuell belästigt haben sollen – das Vorgehen also, das seit der Silvesternacht von Köln allgemein als „Antanzen“ bekannt ist. Am Montag wurde bekannt, dass bereits am Freitag am selben Ort eine 16-Jährige von einer Gruppe bedrängt und sexuell belästigt worden ist. Hier schritt ein couragierter Zeuge ein. Die Polizei bat mögliche weitere Opfer des Karneval-Wochenendes, sich zu melden.

Die Polizei verbreitete über Twitter am Sonntag überraschenderweise die Nationalitäten der Festgenommenen: „Die 3 wiedererkannten Tatverdächtigen sind polizeibekannt, 2 sind türkischer Herkunft, Herkunft des 3. ist ungeklärt.“ Sonst verschweigt die Polizei in ihren täglichen Meldungen immer die Nationalität. Flüchtlinge sind es also nicht, zwei von ihnen sind in Berlin geboren.

Nach Bekanntwerden der Tat reagierten die Verantwortlichen des Karnevals sofort. Die etwas abgelegen im Dunkeln stehende Bühne wurde am Sonnabend und am Sonntag gegen 20 Uhr geschlossen, damit es nicht zu weiteren Taten kommt. „Wir haben das Programm dort früher beendet“, sagte Ruth Hundsdoerfer am Montag dem Tagesspiegel.

Polizei sicherte den Karneval mit 800 Beamten

Dies ist am Samstagabend passiert: Zwei 17- und 18-jährige Berlinerinnen tanzten gegen 18.45 Uhr in der Blücherstraße vor der „Music Corner“-Bühne, als als sie von etwa zehn jungen Männern bedrängt wurden. Die Frauen versuchten, der Gruppe zu entkommen. Dies gelang ihnen nicht. Letztlich stahl einer der Männer noch der 17-Jährigen das Mobiltelefon aus der Tasche.

Ein Zeuge wurde aufmerksam, er sah, wie ein Täter eine der jungen Frauen von hinten umarmte und wie sich das Opfer anschließend verstört auf den Boden setzte. Der 27-Jährige sprach die Frau an und filmte die Antänzer. Einer der Männer bemerkte das und forderte den 27-Jährigen aggressiv auf, sich zu entfernen. Kurz darauf trafen allerdings die ersten Polizisten ein und nahmen drei junge Männer (14 und 17 Jahre alt) vorläufig fest. Sie wurden nach Personalienaufnahme frei gelassen. Das Telefon bekam die 17-Jährige wieder.

Die Polizei hofft, den Rest der Gruppe schnell zu ermitteln, da der Zeuge seinen Film zur Verfügung stellte. Die Taten hätten sie nicht überrascht, sagte Karneval-Organisatorin Ruth Hundsdoerfer. „Auf jedes Volksfest ohne Eintritt kommen junge Männer zum Aufmischen.“ Die Polizei sicherte den Karneval mit 800 Beamten.

Erstmals wurde das Phänomen in der Berliner Kriminalstatistik für 2015 beschrieben: Hierbei treten die Täter „offen“ an ihre Opfer heran, um mit ihnen zu tanzen, sie überschwänglich zu umarmen oder abzuklatschen. Ablenkung und körperliche Nähe werden dann für einen Diebstahl genutzt, wobei bevorzugt Brieftaschen, Handys, Armbanduhren und Halsketten entwendet werden.

Zahl der Taschendiebstähle hat sich verdoppelt

Es treten „vorrangig Täter aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum in Erscheinung, welche durch eine höhere Gewaltbereitschaft auffallen“, heißt es in der Polizeistatistik weiter. Während Taschendiebe bislang immer versuchten, nicht bemerkt zu werden, sei das diesen Tätern egal. „Bei Bemerken der Tat, was offenkundig in Kauf genommen wird, kommen körperliche Gewalt oder sogar Stichwaffen und Pfefferspray zum Einsatz“, so die Polizei. Ende vergangener Woche waren vier Männer nach zwei Taten in der City Ost und der City West festgenommen worden.

Zwei kamen aus Marokko, einer aus Algerien, beim vierten ließ sich die Herkunft bislang nicht klären. Die Zahl der Taschendiebstähle hat sich allein in den vergangenen beiden Jahren auf 41 000 verdoppelt. Davor hatte die Zahl zehn Jahre lang zwischen 12 000 und 18 000 geschwankt. Wie viele mit dem neuen Antanz-Trick begangen wurden, kann die Polizei nicht sagen. Die Polizei empfiehlt ein „grundsätzliches Misstrauen, wenn sich unbekannte Personen auf ungewöhnliche Weise annähern“.

In sozialen Medien wurden die Kreuzberger Taten gehässig thematisiert. „Manche Kulturen sollen einfach bleiben, wo sie herkommen“, hieß es beispielsweise. Auch über den Twitteraccount „2016 AfD wählen“ wurde die Meldung über die sexuellen Übergriffe verbreitet.

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