Berlin: Frankophil? Einen Tag leben wie Gott in Berlin
Zehn Tagestipps zu Ehren der deutsch-französischen Freundschaft
Vierzig Jahre Freundschaft zwischen einstmals verfeindeten Völkern – das ist ein Grund zum Feiern. Es feiern also: der Kanzler, der Staatspräsident, die Botschafter, der Bürgermeister und die Künstlerin, die das Denkmal zum Tag geschaffen hat. Und die Berliner? Die stehen im Stau. Das ist ungerecht. Schließlich findet die große Völkerfreundschaft ja zwischen den Bürgern statt, auch für sie sollte es ein Programm geben. Deshalb haben wir für alle Frankophilen hier den Ablauf eines ganz privaten Feier-Tag erdacht.
Erster Schritt: Frei nehmen für Donnerstag und ausschlafen bis zehn Uhr. Dann beginnen Sie Ihren Tag mit Jacques Chirac. Der muss mit dem deutsch-französischen Jugendparlament diskutieren. Sie diskutieren nicht. Sie setzen sich weltläufig mit der Le Monde in den Coffeeshop im Auswärtigen Amt , und bestellen hervorragende Croissants und Café au Lait. Heute dürfen Sie auch tunken.
Der Vorteil dieses Etablissements: Sie befinden sich nahe des französischen Viertel um den Gendarmenmarkt. Dort gehen Sie um elf Uhr zunächst zum Frisör, pardon, Coiffeur (La Coupe, Friedrichstraße 200). Der Chef ist Benjamin Ayad aus Toulouse. Dreißig Prozent seiner Kunden sind Franzosen. Auch die französische Botschaftergattin saß hier, zwei Tage vor dem Chirac-Besuch. 33 Euro der Damenschnitt, 23 Euro der für Herren.
Nun sind Sie schick genug, um dem zweiten echten Franzosen des Tages unter die Augen zu treten; Hervé Poncelet, zuständig für die Französischkurse beim Institut Français (Ku’damm 211, Telefon 28 36 557). Bei ihm machen Sie die guten Vorsätze von vor drei Wochen wahr und melden sich so gegen 12 Uhr zum Sprachkurs an. Den kostenlosen Einstufungstest machen Sie sofort. Weil Sie nicht besser abgeschnitten haben als erwartet, versuchen Sie mutig noch etwas Neues: Sie fahren nach Tegel, zur Avenue Jean Mermoz7, Ecke Rue Doret 8 und betreten dort die neue große Boule-Halle des Club Bouliste de Berlin . Einer ist immer da, der Neulingen hilft. Schnuppern ist kostenlos.
Nach der Sportstunde haben Sie Hunger. Doch erst müssen Sie den Pflichttermin des Tages absolvieren: Begeben Sie sich zur Tiergartenstraße 35. Dort, auf dem Gelände der Konrad-Adenauer-Stiftung, wird Jacques Chirac um 14 Uhr 30 ein Adenauer-De Gaulle- Denkmal einweihen. Jubeln Sie. Erst danach dürfen Sie Ihren Hunger stillen, und zwar im „Dégustation“ in der Auguststraße 53. Hier ist André der Chef, und er stellt ihnen aus französischen Delikatessen gerne ein Picknick zusammen: Lyoner Wurst, Bayonner Schinken, Conté Hartkäse, selbstgebackenes Baguette, ein Stück Quiche und eine Flasche Syrah, Wein aus dem Languedoc. Mit dem Picknick suchen Sie dann, es ist 18 Uhr, die französischste Ecke auf, die Berlin zu bieten hat: Riehmers Hofgarten in Kreuzberg, eine lange Gasse, die sich zwischen Altbauten hindurch schlängelt wie auf dem Montmartre. Hier packen Sie sich in einen Hauseingang wie ein Clochard und speisen im Licht echter Gaslaternen. Und wenn Sie’s ganz perfekt machen möchten: Siezen Sie ihr Ehegespons für einen Tag. So macht es Jacques Chirac auch.
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