Schönefeld: Flughafen will weniger Schallschutz
Nicht mal 100 Tage vor Eröffnung des Flughafens in Schönefeld liegen Flughafengesellschaft und Verkehrsministerium Brandenburgs darüber im Clinch, welche Schallschutzstandards für 5000 bis 6000 Wohnungen in unmittelbarer Nähe eigentlich gelten.
Flughafensprecher Ralf Kunkel bestätigte am Dienstag nach einem Besuch der SPD-Landtagsfraktion Brandenburgs, dass der Flughafen „in der nächsten Woche“ beim Potsdamer Infrastrukturministerium eine „Klarstellung“ zur Auslegung des Planfeststellungsbeschlusses in dieser Frage beantragen wird. Die Passage sei „unklar“. Aus „unserer Sicht macht es keinen Sinn, Wohnungen am Tage besser zu schützen als in der Nacht, wo es um den ungestörten Schlaf geht“, sagte er. Es sei nicht realistisch, dass diese Frage zur Eröffnung des Flughafens juristisch entschieden sei. Bei der Auseinandersetzung geht es darum, ob in Wohnungen der Nachbarschaft des neuen Airports am Tage der ausnahmsweise zulässige Maximalpegel von 55 Dezibel einmal überschritten werden darf, so die Position des Infrastrukturministeriums – oder sechs Mal, wie die Flughafengesellschaft will. Der Flughafen sehe sich juristisch auf der sicheren Seite, sagte Kunkel.
Auch vor dem Hintergrund dieses Dissenses appellierten SPD-Ministerpräsident Matthias Platzeck und Landtagsfraktionschef Ralf Holzschuher an die Flughafengesellschaft, bei der Bewilligung von Lärmschutzmaßnahmen großzügiger zu sein. „Ohne Akzeptanz in der Umgebung wird der Flughafen keine Erfolgsgeschichte“, sagte Holzschuher. Auch Platzeck sagte, noch sei die Lage nicht so, dass man mit dem Lärmschutz im Umfeld Schönefelds zufrieden sein könne. Flughafenchef Rainer Schwarz habe zugesagt, „dass man nicht zu beckmesserisch vorgehen werde“. Er fordere von den Betreibern eine „gewisse Großzügigkeit“. Zudem sagt Platzeck, dass es innere Umstrukturierung bei der Flughafengesellschaft gebe, die Lärmschutz zur „Daueraufgabe“ mache. Nach Angaben von Kunkel hat die Flughafengesellschaft inzwischen zwar mittlerweile über 13 000 der 15 000 Lärmschutzanträge beschieden. Doch sind erst in tausend Wohnungen die Fenster auch eingebaut. Es gebe ein „großes Trägheitsmoment“, sagte der Sprecher.