Zeitplanung: Flughafen BER: In vier Wochen soll wieder gebaut werden
Die Umplanung am neuen Hauptstadtflughafen ist doch nicht so groß wie befürchtet. Läuft alles nach Plan, sollen die Arbeiten im Sommer 2013 beendet sein, dann können die Tests beginnen.
Richtig zu tun haben jetzt nur Putzkolonnen auf der Baustelle für den neuen Hauptstadtflughafen in Schönefeld. Baustaub liegt überall. Brandwachen und Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes durchmessen den leeren Terminal. Durch das Bau- und Planungschaos ging über Monate nichts mehr. Die ersten Bauarbeiter sollen frühestens Mitte November wieder ans Werk gehen, bis zu 1500 werden es dann zu Spitzenzeiten sein.
Technik-Geschäftsführer Horst Amman soll dem Vernehmen nach seine Bestandsaufnahme abgeschlossen haben. Dazu gehörte auch der Abgleich mit den Plänen. Bekannt ist, dass es in den Monate vor der geplanten Eröffnung Anfang Juni chaotisch zuging auf der Baustelle: Kabelkanäle wurden gegen alle Vorschriften vollgestopft, Leitungen für Stark- und Niederstrom, aber auch Telekommunikation wild durcheinander verlegt. Bei der Entrauchungsanlage, die nicht funktioniert hatte und deretwegen die Eröffnung offiziell verschoben werden musste, geben die Fachleute inzwischen Entwarnung. Ein Demontage oder der komplette Umbau der hochkomplexen Anlage ist nach Tagesspiegel-Informationen nicht nötig – entgegen aller Befürchtungen.
Ein BER-Sprecher bestätigte: „Wir machen Fortschritte. Es sind doch nicht so massive Umbauten nötig.“ An vier Stellen soll die geschossübergreifende Entrauchung auf eine Ein-Etagenanlage umgebaut werden. Der neue Generalplaner ist derzeit dabei, die Unterlagen auszuarbeiten. Läuft alles nach Plan, sollen die Arbeiten im Sommer 2013 beendet sein, dann können die Tests beginnen.
Flughafen-Geschäftsführer Rainer Schwarz wies die Vorwürfe zurück, die Umbauten und Neuplanungen für das Riesenflugzeug A 380 hätten gleich zum Baubeginn 2008 zu Verzug geführt. „Geschäftsführung und Aufsichtsrat haben die Konfiguration des BER seit 2005 zielgerichtet dem Marktumfeld stark steigender Fluggastzahlen angepasst. Die Planung folgte stets der Logik, den Flughafen so zu bauen, wie der Markt ihn benötigt“, sagte Schwarz. Die Pläne für das Flugfeld seien von Anfang an auf den A380 ausgelegt gewesen. Bis 2006 sei die spezielle Fluggastbrücke zwar nicht vorgesehen, aber dann Anfang 2007 in die Pläne aufgenommen worden.
„Die Zeitplanung war die Aufgabe der Architekten. Mir lagen zu keinem Zeitpunkt Hinweise der Architekten vor, mit den Erweiterungen sei die Eröffnung nicht mehr im Zeitplan möglich oder die Entrauchungsanlage nicht in den Griff zu bekommen.“ 2010 habe die Flughafengesellschaft den Eröffnungstermin gegen den Widerstand der Architekten auf Juni 2011 verschoben. Zudem hätten die umfangreichen Umplanungen im Terminal nichts mit der Passagierbrücke für den A380 zu tun, die vom Hauptgebäude an den Rand des Gebäudes verlegt wurde. Auch mit der Entrauchungsanlage habe es deshalb keine Probleme gegeben.
Kenner der Materie dagegen berichteten von einer Expertise zu mehreren nachträglichen Planungsänderungen auf Wunsch von Aufsichtsrat und Flughafenbetreiber, durch die die Eröffnung des Flughafens wiederholt gefährdet worden sei. Gerade auf politischer Ebene gilt es als ausgemacht, dass das Ringen um den Ausbau des Flughafens zum internationalen Drehkreuz samt Anschluss für den A 380 den Bau nachhaltig in Verzug gebracht hat.
„Viele Mängel und Umplanungen haben ihre Ursachen in den Anfängen. Daher muss am Beginn des Prozesses angesetzt werden“, sagte deshalb auch Andreas Otto, der Grünen-Obmann im Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses zum BER-Desaster. „Wir wollen wissen: Haben die Planungen bereits so hemdsärmelig, wie jetzt Klaus Wowereit mit der Sache umgeht, angefangen? Haben sich die Politiker schon damals eher als Schirmherren verstanden, die lieber Bänder durchschneiden, als aufzupassen?“ Wowereit steht als Chef des Aufsichtsrats seit der geplatzten Eröffnung ganz besonders in der Kritik. Die Grünen fordern die Abberufung desAufsichtsrates und die Ablösung des jetzigen Flughafen-Geschäftsführers Rainer Schwarz.
Die Grünen wollen zudem einen von Wowereits Vorgängern vor den Untersuchungsausschuss laden: Den früheren Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU). Dieser hatte 1996 den sogenannten Konsensbeschluss für einen Großflughafen am Standort Schönefeld – neben Brandenburg und dem Bund – unterzeichnet. Ebenfalls geladen werden soll Ex-Innensenator Ehrhart Körting (SPD) und Brandenburgs Verkehrsstaatssekretär Rainer Bretschneider. Es geht um die Frage, wer verantwortlich ist für die auf 4,4 Milliarden Euro gestiegenen Mehrkosten und die auf Oktober 2013 verschobene Eröffnung.