Protest von Asylbewerbern: Flüchtlingsmarsch: Von Würzburg nach Kreuzberg
Sie wollen arbeiten, zur Schule gehen und sich frei in Deutschland bewegen können: 50 Flüchtlinge aus Bayern haben Berlin erreicht und demonstrieren weiter bis zum Oranienplatz.
Mit Transparenten und Sprechchören haben am Freitagmittag rund 50 in Deutschland lebende Asylbewerber die Glienicker Brücke zwischen Potsdam und Wannsee überquert, unterstützt von etwa 200 Menschen. Sie alle zogen nach Dahlem, wo die 50 Asylbewerber eine Schlafmöglichkeit gefunden haben.
Am Sonnabend will der Tross zu Fuß durch die Straßen bis nach Kreuzberg ziehen: Am Oranienplatz haben freiwillige Helfer Schlafzelte aufgebaut, dort findet ab 18 Uhr ein Konzert statt. Auf dem Platz werden sie mehrere Tage campieren, mindestens bis zum kommenden Wochenende. Am 13. Oktober ist eine Kundgebung geplant vor dem Bundestag.
Am Vormittag war auch Ismael Mohammed dabei. Der 42-Jährige aus Sudan lebt seit zwölf Jahren in einem Asylbewerberheim in Brandenburg an der Havel. „Das sind zwölf Jahre, in denen ich Brandenburg nicht verlassen durfte und von 187 Euro im Monat leben musste, weil ich nicht arbeiten durfte“, sagt er.
Der Protestmarsch war am 8. September in Würzburg gestartet und hatte einen 500 Kilometer langen Weg vor sich, den die Teilnehmer allerdings nicht komplett zu Fuß, sondern auch in Bussen zu bewältigen hatten. Begrüßt wurden die Asylbewerber von den Mitgliedern der „Kampagne Rassismus tötet“. Deren Sprecher, der Weddinger Martin Peters, sagte: „Wir wollen die Flüchtlinge Willkommen heißen.“ Die Situation der Flüchtlinge in Deutschland sei „miserabel“.
Die Asylbewerber protestieren gegen Einschränkungen wie die Residenzpflicht, Arbeitsverbote, das Asylbewerberleistungsgesetz und die Unterbringung in Wohnheimen. In Potsdam hatte die NDP am Mittag eine Gegenkundgebung an der Berliner Straße angemeldet; etwa zehn Demonstranten und 120 Beamte waren vor Ort. Es blieb friedlich, teilte die Polizeidirektion mit.