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Viele Flüchtlinge müssen immer noch in den als Notunterkünften umfunktionierten Turnhallen leben.
© David Ebener/dpa

Besonders in Berlin-Pankow: Flüchtlingshelfer beklagen unhaltbare Zustände in Turnhallen

Die Stimmung bei den Flüchtlingen in Berliner Sporthallen pendle zwischen Aggression und Depression, kritisieren Unterstützer. In der Pankower Wackenbergstraße ist die Situation besonders dramatisch.

Die Berliner Willkommensinitiativen und Unterstützerkreise für Flüchtlingsunterkünfte schlagen Alarm. Die Lebensbedingungen für die rund 3000 Flüchtlinge, die noch immer in Turnhallen leben, seien katastrophal, schreiben sie in einem offenen Brief an die Verantwortlichen im Senat und im Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF). Besonders schlimm sind die Zustände offenbar in der Pankower Polizeisporthalle in der Wackenbergstraße. Mehr als 90 Flüchtlinge leben dort derzeit, der Umzug in ein Containerdorf auf der Elisabeth-Aue ist vom Senat gerade erneut verschoben worden.

Viele Bewohner seien psychisch so angeschlagen, dass sie es nicht mehr schafften, aufzustehen, berichtet Birgit Geist vom Unterstützerkreis der Halle. Auch der permanente Lärmpegel sei unerträglich. Weder tagsüber noch nachts kämen die Menschen zur Ruhe. Die Stimmung pendle zwischen Depression und Aggression. Als kürzlich die Nachricht die Runde machte, dass die Flüchtlinge einen weiteren Winter in der Turnhalle bleiben müssen, drohte die Situation zu eskalieren. "Die Menschen sind einfach verzweifelt", sagt Birgit Geist.

Die Unterstützer erreichten, dass ein Vertreter des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) zu einem Gespräch in die Halle kam. Für Birgit Geist ist das schon ein Fortschritt: "Endlich hat überhaupt mal jemand mit den Flüchtlingen gesprochen und sich entschuldigt." Auch Pankows neuer Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) machte sich inzwischen ein Bild von den Lebensbedingungen.

Besonders dramatisch ist die Lage auch, weil es sich bei der Hälfte der Bewohner um Familien handelt. Viele leben schon seit einem Jahr oder länger in der Halle, darunter beispielsweise eine Familie aus Afghanistan mit ihren 17 Monate alten Zwillingen. Insgesamt sind in der Wackenbergstraße nach Angaben von Birgit Geist mehr als 30 Kinder untergebracht.

Auf eine freie Dusche müssen die Bewohner oft lange warten

Die sanitären Anlagen seien völlig unzureichend, sagt sie. In der Halle gebe es nur eine Toilette für Frauen, drei für Männer und wenige Duschen und Waschgelegenheiten. Wer sich morgens waschen will, muss nicht selten ein bis zwei Stunden anstehen, berichten andere Helfer. Auf dem Hof aufgestellte Sanitäreinrichtungen wurden offenbar monatelang nicht angeschlossen. Nun werden sie immerhin tagsüber genutzt. Waschmaschinen und Trockner sind oft wochenlang defekt.

Auch in anderen Pankower Hallen ist die Lage schwierig. So ist die neue Sporthalle der Schule im Hasengrund, die ebenfalls mit Flüchtlingen belegt ist, zwar grundsätzlich in einem besseren Zustand als die Halle in der Wackenbergstraße. Doch dort brennt Tag und Nacht Licht, weil sich die Notbeleuchtung nicht abschalten lässt.

Nach dem Ortstermin mit dem LAF hoffen nun zumindest die Bewohner der Wackenbergstraße auf Verbesserungen der Verhältnisse. Ein schneller Auszug ist aber wohl ausgeschlossen.

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