Berlin-Charlottenburg: Flüchtlinge ziehen aus dem ICC aus
Acht Monate haben sie ohne Privatsphäre verbracht. Nun können die über 200 untergebrachten Flüchtlinge die Notunterkunft im ICC verlassen.
Dieser Freitag bringt wieder etwas Hoffnung ins Leben von Muhammed Mustafa. Zusammen mit 214 anderen Flüchtlingen wird er die Notunterkunft im Internationalen Congress Centrum (ICC) in Charlottenburg verlassen können. Das hat Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) angekündigt. Wohin Muhammed Mustafa umziehen wird, weiß er noch nicht, doch besser als im ICC wird es allemal sein.
Seit 2015 lebt der 41-jährige Mann aus Pakistan in Deutschland. Ein Jahr lang wohnte er in einer Sporthalle in der Nähe des Mehringdamms. Seit acht Monaten teilt er sich mit sieben anderen Asylbewerbern einen Raum im ICC, vielleicht 25 Quadratmeter groß, ohne Tür und Fenster. Jeder kann den Raum betreten, es gibt kein Privatleben. Externe Besucher aber sind nicht willkommen.
Ein monatelanges Warten
Er habe Probleme mit der Regierung in Pakistan, sagt er, deswegen ist er nach Deutschland geflohen und hat politisches Asyl beantragt. Nach vielen Monaten des Wartens bekam er die Ablehnung. Er legte Widerspruch ein und nahm sich einen Anwalt. Jetzt wartet er schon wieder viele Monate auf eine Reaktion des Bundesamtes für Migration – ohne Arbeitserlaubnis und regelmäßige Sprachschule. „Mein tägliches Leben besteht aus essen, rauchen und kaum schlafen, weil es hier viele Mücken und Mäuse gibt. Was ich mir wünsche, ist, in ein anderes Flüchtlingslager zu ziehen und ein echtes Zimmer mit Dach und Tür zu haben.“
Muhammed Mustafa bekommt 205 Euro monatlich vom Sozialamt, wenig Geld, findet er. Zugleich ist es ihm peinlich, vom Sozialamt abhängig zu sein. „Ich habe in meiner Heimat viele Jahre als Elektriker gearbeitet, darin habe ich Erfahrung. Ich möchte nur die Chance bekommen, hier zu leben und selbstständig zu sein, ohne Geld von der Regierung.“ Die anderen Bewohner im ICC stammen aus Syrien, Irak, Afghanistan, den Balkanländern und Pakistan.
Das ICC wurde Ende 2015 kurzfristig zur Notunterkunft erklärt, obwohl es dazu kaum geeignet ist. Das Flüchtlingsamt will das Gebäude weiterhin als Reservefläche vorhalten, falls die Flüchtlingszahlen wieder steigen. Muhamad Abdi