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Unter "Sexting" versteht man das Verschicken freizügiger Fotos über das Handy.
© dpa

"Sexting" unter Jugendlichen: Flirtest Du noch oder mobbst Du schon?

„Sexting“ gibt es auch in Berlin: Dabei geht es um Jugendliche, die ihre eigenen Nacktfotos über das Handy verschicken. Manchmal werden die Bilder dabei auch als Druckmittel missbraucht.

Dem Freund oder der Freundin ein freizügiges Foto aufs Handy schicken – was ist schon dabei? Mitunter kann damit eine Menge Kummer zusammenhängen: Wenn der Partner das Bild ungefragt weiterverbreitet oder gar ins Internet stellt, wenn das, was als Flirt gedacht war, Mobbing nach sich zieht. „Sexting“ nennt man das elektronische Verschicken von Nacktfotos per Programmen wie Whatsapp, Kurznachrichten oder Mail. Bisher war es vor allem im englischsprachigen Raum bekannt, doch es wird offenbar auch bei deutschen Jugendlichen beliebter. Schulleiter aus Niedersachsen haben, wie berichtet, gerade einen offenen Brief geschrieben, in dem sie vor dem Phänomen warnen.

In Berlin ist das Sexting offenbar noch nicht besonders verbreitet – oder zumindest weiß die Erwachsenenwelt noch kaum etwas davon. Der Senatsbildungsverwaltung sind aus den Schulen „wenige, einzelne Fälle“ bekannt, teilte Sprecherin Beate Stoffers am Freitag mit.

„Noch nie gehört“ hat das Wort Paul Schuknecht, Leiter der Charlottenburger Friedensburg-Oberschule. Dem Vorsitzenden der Schulleiter-Vereinigung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sind auch aus dem Kollegenkreis keine diesbezüglichen Sorgen bekannt. Auch der Leiter der Schöneberger Sophie-Scholl-Schule, Klaus Brunswicker, kennt bisher keine Schüler, die davon betroffen wären. Landeselternsprecherin Lieselotte Stockhausen-Döring wurde ebenfalls noch nicht von Eltern auf das Thema Sexting angesprochen. Landesschülersprecherin Leonie Mader weiß dagegen, worum es geht. „In meinem Umfeld kommt es nicht vor, ich kenne aber auch Gruppen, in denen es beliebter ist.“ Ihrem Eindruck nach trete es eher in Partnerschaften auf. Unproblematisch sei es jedenfalls nicht. Es könne schon sein, dass sich Jugendliche unter Druck gesetzt fühlen, wenn ein Partner sie auffordere, ein Nacktfoto zu verschicken. „Da kann man sich schon überfordert fühlen.“

„Jungen setzen Mädchen unter Druck, Mädchen setzen Jungen unter Druck“, sagt Kristin Langer, Medienpädagogin bei der Initiative „Schau hin“, die unter anderem vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. „Manche Jugendliche halten es für eine moderne Art des Flirtens, manchmal ist es eine Mutprobe innerhalb einer Clique, manchmal werden Schüler ungefragt mit Sexbildern belästigt.“ Davor zu warnen sei in jedem Fall: Nach dem Verschicken haben die Kinder und Jugendlichen kaum noch eine Kontrolle darüber, wie sich das Bild verbreitet. Und strafbar ist es auch. Fotos ohne Einverständnis des Aufgenommenen zu verbreiten, verstößt gegen Paragraf 201a des Strafgesetzbuches. Zudem können, je nach Alter der Beteiligten, auch kinderpornographische Tatbestände relevant werden.

Den Appell der niedersächsischen Schulleiter begrüßt Langer. „Es ist wichtig, dass sich die Schulen des Themas annehmen.“ Nach Ansicht von Schülersprecherin Leonie Mader hat sich an den Schulen in Sachen Medienkompetenz in den vergangenen Jahren viel getan. „Wir sprechen jetzt viel häufiger darüber, was im Internet, in Chats etwa, schief laufen kann, und wie man sich in unangenehmen Situationen am besten verhält“.

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