zum Hauptinhalt
Das Tierheim pflegt Schweine aus Mastbetrieben. Ihre Artgenossen sollen im Tierheim-Café nicht auf den Teller kommen.
© dpa

Veggie-Streit in Berlin: Fleisch auf der Karte: Tierheim kündigt Lokal

Darf Fleisch auf der Karte eines Lokals für Tierheim-Besucher stehen? In Berlin jedenfalls nicht. Dem Betreiber wurde jetzt gekündigt.

Lars Potschka (31), Pächter des Lokals auf dem Gelände des Tierheims, fühlt sich abgespeist. Der Tierschutzverein für Berlin (TVB), der das Tierheim in Neu-Hohenschönhausen betreibt, duldet keinen Fleischverkauf mehr und hat Potschka deswegen bereits im Mai gekündigt. Für den Gastronomen kam die Kündigung aus heiterem Himmel. Seit 2010 führt er das Restaurant im Tierheim. Bei Vertragsschließung sei eine fleischlose Küche kein Thema gewesen. Erst im September 2015 habe der TVB den Wunsch nach einer fleischfreien Küche geäußert. Seitdem bietet er 25 fleischlose Gerichte an und das Fleisch bezieht er von "Neuland", einer Marke, die für artgerechte Tierhaltung steht. Aber eine komplett vegetarische Küche ist keine Option für ihn. Sie bringe zu wenig Umsatz. Potschka sagt: "Wir schaffen es schon mit Fleisch kaum über den Winter. Ohne Fleischangebot ist das unmöglich."

Wenn jemand aus ethischen Gründen für sich selbst entscheidet, er will wider seine Natur kein Fleisch essen - gut, das ist eine Entscheidung. Gegen Massentierhaltung kann man tatsächlich guten Gewissens sein. Fleischverzehr für andere per Dekret zu verbieten, ist allerdings nichts weiter als Political-Correctness-Terror.

schreibt NutzerIn ulli_ramps

Keine Vegetarier-Dogmatik, sondern Haltung von Tierschützern

Annette Rost, Sprecherin des Tierschutzvereins, sieht das anders: "Ein Großteil der Café-Kundschaft sind ja TVB-Mitglieder und Besucher des Tierheims. Sie haben sich über die Menükarte beschwert." Das sei keine Vegetarier-Dogmatik, sondern eine Haltung, für die sich die TVB-Mitglieder – Veganer, Vegetarier und Fleischesser – einhellig ausgesprochen hätten. "Auf dem Gelände des Tierheims geht es nicht an, dass man hinten gerettete Schweine pflegt und vorne welche verspeist", erklärt Rost.

Der Tierschutzverein legte der Kündigung einen neuen Pachtvertrag mit fleischlosen Konditionen bei und bot Potschka Kochkurse zur Umstellung an. Er lehnte ab. Bald wechselt er mit der gemischten Karte ins "George", an der Konrad-Wolf- Straße. Das Tierheim-Café hat noch keinen Nachfolger. Gastronomen mit einer vegetarischen Karte können sich bei Annette Rost melden.

Zur Startseite