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3D-Zebrastreifen in Linz.
© Fotokerschi.At/APA/dpa

Berlin-Zehlendorf: FDP fordert 3D-Zebrastreifen vor Schule

In Zehlendorf wird über neue Zebrastreifen diskutiert. In Österreich ist man schon weiter - mit ernüchternden Ergebnissen.

Wie Andreas Thimm (FDP) das erste Mal von 3D-Zebrastreifen gehört hat, weiß er nicht mehr so genau. „Ich glaube, ein Bürger hat mir eine Mail geschickt. Aber das konnte man ja auch überall im Internet finden“, sagt er. Anfang Oktober waren die sozialen Medien voll mit Bildern aus dem isländischen Fischerstädtchen Ísafjörður. Zu sehen war ein Zebrastreifen, dessen Streifen als massive Blöcke seltsam in der Luft zu schweben scheinen.

Der Eindruck entsteht durch eine optische Täuschung. Was auf der Straße ein paar weiße und ein paar graue Striche sind, schaut für heranfahrenden Autofahrern wie eine massive Barriere aus und soll sie so zum Bremsen zwingen. Das brauchen wir auch in Steglitz-Zehlendorf, dachte sich Thimm und stellte einen Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung. „Mit dem 3D-Zebrastreifen können wir einmal ein bisschen Dynamik zeigen“, sagt der FDP-Politiker dazu.

Und weil so ein Antrag auch einen konkreten Ort ins Auge fassen muss, schlug der 55-Jährige den Übergang an der John F. Kennedy Schule vor. „Auf dem breiten Teltower Damm kommen die Autos oft sehr schnell angefahren. Ab der Schule beginnt dann ein Wohngebiet. „Vielleicht bewirkt der 3D-Streifen, dass die Autos in Zukunft früher abbremsen“, erklärt er.

Die üblichen Bedenken

Im Verkehrsausschuss des Bezirksverordnetenversammlung nahm sein Antrag am 3. Januar die erste Hürde. Ob auch das Plenum zustimmen wird, ist bisher noch völlig offen. Aus der schwarz-grünen Zählgemeinschaft von CDU und Grünen kämen die üblichen Bedenken, meint Thimm. Manche würden etwa Auffahrunfälle durch abrupt bremsende Autos befürchten. Und andere verwiesen auf die Straßenverkehrsordnung. Tatsächlich kennt die bisher keine 3D-Zebrastreifen.

Andreas Thimm ficht all das jedoch nicht an. „Die Autofahrer könnte man ja mit Schildern vor dem Übergang warnen“, sagt er. Und von den Behörden will er den 3D-Zebrastreifen als Testlauf genehmigen lassen. „Das lässt die Straßenverkehrsordnung nicht zu“, heißt es dazu trocken aus Verkehrsverwaltung des Senats. Einen Versuch könne nur das Bundesverkehrsministerium bewilligen.

Das österreichische Linz ist da schon weiter. „Diese ganzen Bedenken gab es auch bei uns“, erzählt der Verkehrsstadtrat Markus Hein (FPÖ). „Aber das ist doch eine lustige Sache. Ich habe dann einfach mal eine Straße anpinseln lassen und jetzt sind wir die erste Stadt in Österreich mit 3D-Zebrastreifen.“

"Für uns ist dieser 3D-Zebrastreifen mehr ein Marketinggag."

Seit Mitte November gibt es den Übergang in der Linken Brückenstraße schon. Heins Mitarbeiter haben den Zebrastreifen seitdem häufiger beobachtet. „Also gefährlich ist das nicht. Als wir da gemessen haben, hat nicht ein Autofahrer abrupt abgebremst“, sagt er. Den 3D-Effekt sähen die Autofahrer überhaupt erst drei Meter vor dem Zebrastreifen, sagt Hein. „Da müssen sie schon sehr langsam fahren, um das überhaupt wahrzunehmen.“ Zu mehr Sicherheit trägt der Effekt laut Hein deshalb allerdings auch nicht bei, zumal der Effekt nur aus einer Fahrtrichtung erkennbar ist. „Aber auf Fotos sieht das doch super aus. Für uns ist dieser 3D-Zebrastreifen mehr ein Marketinggag.“ Auch dem isländischen Fischerstädtchen Ísafjörður brachte das viel Aufmerksamkeit. Der dortige Umweltbeauftragte der Stadt soll sich die Idee bei einem Besuch in Indien geholt haben. Ähnliche 3D-Zebrastreifen soll es in den USA, Russland und China geben. In Ísafjörður jedenfalls habe die neue Straßenbemalung etwas für die Verkehrssicherheit gebracht, heißt es.

Ähnliches wird aus Indien berichtet: Je näher der Fahrer herankomme, desto schwächer werde der 3D-Effekt. Übrigens: In Ísafjörður wurde das Projekt von Polizei und Verkehrsbehörde ohne Probleme genehmigt – und das binnen weniger Wochen.

Caspar Schwietering

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