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Kein schöner Zug. Zwischen Wannsee und Potsdam ist die S-Bahn eingleisig. So soll es nach den Vorstellungen der Bahn auch bleiben.
© Andreas Klaer

S-Bahnstrecke nach Potsdam: Fast 80 Jahre Verspätung

Die S-Bahnstrecke nach Potsdam wird nicht auf Vorkriegszustand gebracht – zumindest vorläufig.

Auf den ersten Blick scheint alles auf dem richtigen Gleis zu sein: Am heutigen Sonntag will Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Hauptbahnhof einen Viertelzug der S-Bahn auf den Namen Potsdam taufen – weil die Landeshauptstadt den „Tag der nachhaltigen Mobilität“ feiert und damit ein Zeichen für den Ausbau der umweltfreundlichen Verkehrsmittel setzen will.

Doch hinter den Kulissen rumpelt es. Pendler zwischen Potsdam und Berlin müssen den Traum von einer zweiten schnellen Nahverkehrsverbindung neben der Regionalbahn wohl endgültig begraben: Die Bahn sieht keine Chancen für einen komplett zweigleisigen Ausbau der S-Bahn-Strecke zwischen Wannsee und Hauptbahnhof, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nur noch eingleisig ist. Die Trasse mit dem neuesten Stand der Technik wieder auf diesen Standard zu bringen, wäre mit Investitionen verbunden, die in „keinem wirtschaftlich vertretbaren Verhältnis zum Nutzen“ stehen, sagte Bahnsprecher Burkhard Ahlert auf Anfrage.

Nach Grobschätzungen würde das mindestens 100 Millionen Euro kosten, weil damit Eingriffe in die Fernbahntrasse verbunden wären, so Ahlert. In Babelsberg müsste die Bahn zudem Flächen für zusätzliche Stützmauern erwerben – dies wiederum würde Veränderungen an der dortigen Straßenbahntrasse nötig machen.

Bis 2019 soll Gleis verlegt sein

Aus Sicht der Bahn ist eine komplette Zweigleisigkeit auch gar nicht nötig: Vielmehr reiche es aus, wenn nur auf einem Teil der Strecke zwischen den Bahnhöfen Babelsberg und Hauptbahnhof ein zweites Gleis gelegt werde und die Züge auf diesem Abschnitt und weiter bis Wannsee, wo immer möglich, schneller fahren.

Das rund 800 Meter lange zweite Gleis zwischen der Eisenbahnüberführung über die Nuthe und Hauptbahnhof will die Bahn, wie berichtet, bis 2019 verlegen lassen. 6,5 Millionen Euro sind dafür eingeplant, die Fahrzeit nach Wannsee verringert sich danach um ein paar Minuten. Der Hauptnutzen liege weniger in der Fahrzeit, sondern in einem stabileren Fahrplan, sagte Bahnsprecher Ahlert. Weitere zweigleisige Abschnitte sind nicht geplant.

Dass sich die Bahn endgültig von einer Wiederherstellung des Vorkriegszustandes verabschiedet, will man im Potsdamer Rathaus allerdings nicht klaglos hinnehmen. Er werde sich beim Land dafür einsetzen, dass die Trasse zwischen Wannsee und Potsdam in voller Länge ausgebaut werde, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD).

Dies gehöre zu einem langfristig tragfähigen Verkehrskonzept und wichtig, um die wachsenden Verkehrsströme zwischen Potsdam und den Nachbargemeinden mit Berlin zu bewältigen. Kritik kommt vom Deutsche Bahnkundenverband (DBV). Viel wichtiger als etwa ein zweites Gleis zwischen Babelsberg und Hauptbahnhof seien Verbesserungen auf dem Abschnitt zwischen Griebnitzsee und Wannsee.

Aussichtslos scheint es nicht

Dort komme es immer wieder zu massiven Verspätungen, weil die Züge am Bahnhof Griebnitzsee warten müssten, wenn eine aus Berlin entgegenkommende S-Bahn Probleme habe und die Strecke blockiere. Eine Zweigleisigkeit sei auf dieser Strecke dringend geboten.

Ganz aussichtslos scheinen zumindest weitere Verbesserungen auf der Strecke nicht. Derzeit arbeitet das Landesverkehrsministerium an einer Analyse der Fahrgast- und Pendlerströme, sagte Sprecher Steffen Streu. Man wolle wissen, wie sich der Bedarf geändert hat. Die Ergebnisse sollen im kommenden Jahr vorliegen und in einen neuen Landesnahverkehrsplan münden, der für die Jahre 2018 bis 2022 gelten soll. Dann werde das Land auch darüber entscheiden, in welche S-Bahn-Strecken investiert und welche womöglich neu gebaut werden.

Das gelte für die Eingleisigkeit zwischen Potsdam und Wannsee ebenso wie für von Anwohnern geforderte Strecken nach Stahnsdorf und Kleinmachnow, nach Falkensee, nach Velten und nach Rangsdorf. Auch die Wiederbelebung der Stammbahn zwischen Potsdam und Berlin, die einst von Zehlendorf nördlich an Kleinmachnow vorbei bis nach Griebnitzsee führte, werde noch einmal diskutiert, sagte Ministeriumssprecher Streu weiter.

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