Von TISCH zu TISCH: Fame Katerschmaus
Das Ambiente: im Shabby Chic. Das Essen: außergewöhnlich gut. Das Restaurant zum Club "Kater Blau" ist nicht nur was für Szenegänger
Typisch Clubrestaurant. Fast läuft man vorbei. Denn bis auf den dezenten Hinweis „Restorant“ auf einer halb offen stehenden Holztür, die in eine Mauer eingelassen ist, weiß man nicht, dass man sich dem auch durch die New York Times berühmten „Fame“ genähert hat, das freilich nicht nach dem englischen Wort für „Ruhm“ benannt worden ist, sondern nach dem italienischen Ausdruck für „Hunger“. Club-Restaurants haben eine gewisse Expertise darin, ihre Kunden schnöselig zu behandeln.
Das liegt wahrscheinlich in der Türschlangenkultur des notorischen Wartens begründet. Jedenfalls legte die Restaurantleiterin beim Wein auswählen, holen und einschenken nicht einen halben Zahn zu, sondern bequemte sich erst nach äußerst geraumer Zeit, den Weg zu unserem Tisch zu weisen. Der stand gemütlich in der Ecke, trug sogar noch ein Sträußchen mit dicken Rosen und eine brennende Kerze. Das Ambiente hat jenen verloren-verlotterten Berliner Spinnweben-Chic, der besonders Amerikaner immer wieder in Verzückung versetzt.
Gelungener Start: bestes Hausmacherbrot
Die Speisekarte befindet sich auf einer riesigen schwarzen Tafel, die nach einiger Zeit an den Tisch geschleppt wurde, und auf der Rückseite auch gleich auf Englisch abgefasst ist. Zum Aperitif gibt es verschiedene originelle Cocktails, aber auch einen charmanten Pfälzer Cremant (6,50 Euro). Hinreißend gut ist das hausgemachte Brot, zweierlei dunkle Sorten mit Gewürzen und Kräutern, dazu gab es Gemüseschmand. Obwohl die Karte klein ist, war der Salat Nicoise mit gebratener Forelle an diesem Tag sehr zur Überraschung des freundlichen Kellners nicht im Angebot. Stattdessen gab es eine kleine Schüssel herbstlicher Blattsalate mit Ziegenkäse, Kürbiswürfeln, Sonnenblumenkernen und einer wirklich gelungenen Marinade (6 Euro). Sehr gut schmeckte auch der gratinierte Ziegenkäse, der im Ofen eine erfreuliche Vermählung mit roten Zwiebeln und Pflaumen eingegangen war (8 Euro). Dazu gab es ein feines Thymianbrötchen.
Der nette Kellner erläuterte die Gerichte mit solch großer Begeisterung, dass ich am Ende mein Clubklischee fast losgeworden wäre. Allerdings zog sich der Service dann doch ziemlich lange hin, obwohl die Jungs in der offenen Showküche kontinuierlich vor sich hin werkelten.
Die Beilagen: reichlich und gut
Geschmortes und Kurzgebratenes vom Ogrosener Bio-Weiderind war besonders in der Schmorversion sehr gut gelungen, dazu gab es eine kräftige, eher traditionell gewürzte Bratensauce (19 Euro). Am besten war das Filet vom Ostseezander, ganz schön saftig mit kross gebratener Haut (15 Euro). Die Beilagen dazu kann man sich teilen. Der Spinat mit Datteln, Cherrytomaten und Kichererbsenpüree brachte eine exotisch-orientalische Note in dieses Arrangement (6,50 Euro). Aber der Rosenkohl mit Maronen und Speck ging doch als Geschmackssieger ins Finale (5,90 Euro).
Kreativ auch das Dessert: In dem Schokoküchlein mit Zartbitterschokolade steckte Rote Bete, und die passte sogar ganz gut dahin. Dazu gab es Rahmtupfer, Blüten, ein Schokokrokant-Rad und Johannisbeer-Sorbet (10 Euro). Auch optisch war das sehr schön angerichtet.
Spät, aber am Ende doch halbwegs aufgeladen mit Verständnis für die begeisterten Amerikaner, verließen wir das Lokal. Allerdings nicht, ohne uns vorher noch unter der originellen Handbrause, die im WC den Wasserhahn ersetzt, die Hände gewaschen zu haben. Solche spielerischen Gags liebt das internationale Publikum.
- Fame Katerschmaus. Holzmarktstraße 25, Mitte, Tel. 510 521 34, geöffnet Die bis Sa 19 bis 23 Uhr.
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