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Update

Tödliche Prügelattacke am Alexanderplatz: Fall Jonny K.: Zwei weitere Tatverdächtige stellen sich

Zehn Tage nach der tödlichen Prügelattacke am Alex scheint eine Aufklärung möglich: Nach der Festnahme eines 19-Jährigen stellten sich am Mittwoch zwei Tatverdächtige - drei Personen werden noch gesucht, sind aber namentlich bekannt.

Im Mordfall Jonny K. hat die Polizei offenbar einen Durchbruch erzielt. Nachdem bereits am Dienstag ein 19-Jähriger Tatverdächtiger festgenommen wurde, hat die Polizei am Mittwoch zwei weitere Tatverdächtige verhaftet. Die beiden 19 und 21 Jahre alten Tatverdächtigen stellten sich der Mordkommission in Begleitung ihrer Rechtsanwälte. Drei weitere Tatverdächtigen sind der Polizei namentlich bekannt, nach ihnen wird derzeit gefahndet.

Am Dienstagnachmittag gegen 15.30 Uhr war ein 19-Jähriger in der Osloer Straße festgenommen worden. Er wurde zur Vernehmung durch die Mordkommission in die Keithstraße gebracht. Am Mittwoch soll er einem Haftrichter vorgeführt werden.

Der 19-jährige Osman A. soll zu der Gruppe junger Leute gehören, die am Sonntag vor zehn Tagen auf dem Alexanderplatz einen 20-Jährigen durch Schläge und Tritte getötet hat. Der Fall hatte wegen der beispiellosen Brutalität bundesweit Aufsehen erregt. Sogar Bundespräsident Joachim Gauck hatte ihn zum Anlass genommen, einen Appell an alle Menschen zu richten, solchen Gewaltexzessen entschiedener entgegenzutreten.

Mindestens fünf Männer hatten am 14. Oktober gegen vier Uhr früh zwischen Rotem Rathaus und Fernsehturm den Schüler und seine Freunde angegriffen. K. war später in einem Krankenhaus seinen schweren Kopfverletzungen erlegen. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen Mordes. Einer von Jonny K.s Freunden war schwer verletzt worden. Das Motiv ist weiter unklar, vermutlich ist es nichtig. Der aus Thailand stammende Jonny K. hatte mit Freunden in einem Club im Fernsehturm gefeiert, die Täter sollen aus dem Lokal „Cancun“ in den Rathauspassagen gekommen sein. Dort fand in dieser Nacht eine Party mit einem türkischen Sänger statt. Die Freunde von Jonny K. hatten die Täter als „Südländer“ beschrieben.

Die erste heiße Spur hatte sich ergeben, nachdem sich ein Zeuge bei der Polizei gemeldet und den Namen eines der mutmaßlichen Täter genannt hatte. Von einem zweiten soll er immerhin den Spitznamen gekannt haben. Doch zur Festnahme kam es nicht, da der Tatverdächtige nicht angetroffen wurde, dem Vernehmen nach soll er sich abgesetzt haben. Der Tatverdacht gegen diese Person reichte aber nicht für einen Haftbefehl aus, hieß es am Montag im Präsidium, so „heiß“ sei die Spur doch nicht. Die Ermittler setzten aber Hoffnung in die zahlreichen beschlagnahmten Videobilder und Handyfotos von diesem Abend. Nicht nur aus dem Lokal Cancun selbst waren die Aufzeichnungen sichergestellt worden, auch bei Gästen, die mit Mobiltelefonen gefilmt und fotografiert hatten. Der am Dienstag festgenommene A. soll aus der Türkei stammen. Sollte sich der Tatverdacht gegen den 19-Jährigen bestätigen, rechnen Ermittler mit weiteren Festnahmen – oft plaudert ein Festgenommener die Namen der Komplizen aus.

Unklar ist weiterhin, ob die Tätergruppe schon im Vorfeld auf Jonny K. und seine Freunde getroffen ist. Die vier Männer im Alter zwischen 20 und 29 Jahren aus Vietnam und Thailand hatten, wie berichtet, so viel getrunken, dass sie aus dem „Mio“ im Fernsehturm geflogen waren. Nach wenigen Metern Weg gerieten sie dann an die andere Gruppe, die ohne vorherigen Wortwechsel zuschlug und -trat. Die Polizei geht Hinweise nach, dass die Täter zuvor erfolglos versucht haben sollen, ebenfalls in das Mio zu gelangen, aber am Eingang abgewiesen worden seien.

Die Trauerfeier für Jonny K. soll an diesem Sonntag stattfinden, zunächst im engsten Familienkreis und ab 15 Uhr öffentlich, wie die Schwester des Opfers am Montag gesagt hatte. Innensenator Frank Henkel hatte in der vergangenen Woche die Familie K. besucht und angekündigt, für mehr Sicherheit am Alexanderplatz sorgen zu wollen. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte mehr Videoüberwachung gefordert. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte am Tatort Blumen abgelegt.

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