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Radtour 6: Spuren eines Landes

Wir begeben wir uns auf die Spuren der DDR, die im heutigen Berliner Stadtbild zunehmend verblassen. Unsere Tour führt uns zu den Gräbern ermordeter Kommunisten-Führer, fast vergessenen Grenztürmen und den Spuren der Wendezeit

Länge 31,8 km | Fahrzeit ca. 3,0 Std. | Schwierigkeit 3 von 5

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Das Schloss Schönhausen.
Das Schloss Schönhausen.
© Kitty Kleist-Heinrich

Start Am Bahnhof Lichtenberg nutzen wir den Ausgang zur Gudrunstraße, der wir nach rechts folgen, um zur Gedenkstätte der Sozialisten zu gelangen. Zu DDR-Zeiten gab es hier jedes Jahr im Januar eine Demonstration von Hunderttausenden zu den Gräbern der ermordeten Kommunistenführer Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Auch heute pilgern Linke noch gern hierher. Ein Rundgang in Ruhe ist empfehlenswert. Nach der Besichtigung geht's ein paar Meter zurück und dann rechts auf einen Radweg am Friedhofsgelände entlang zum Landschaftspark Herzberge, der auf dem Gelände eines früheren Volkseigenen Guts entstanden ist, das Gemüse für Ost-Berlin produzierte. In der Grünanlage stand zu DDR-Zeiten unter anderem ein Zeltlager, in dem Studenten wohnten, die während der Ferien „freiwillig“ in Ost-Berliner Betrieben oder auf Baustellen arbeiteten. Bald kommen die typischen Plattenbauten in Sicht. Über die Siegfriedstraße gelangen wir zur Gedenkstätte Hohenschönhausen. Früher war hier das Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit, heute führen ehemalige Häftlinge über das Gelände. Anschließend quer durchs „alte“ Hohenschönhausen zum Obersee.

km 6,0 Wir stehen vor der Villa Lemke, wegen ihres Architekten auch Mies-van-der-Rohe-Haus genannt. Die Rote Armee nutzte es nach dem Zweiten Weltkrieg als Garage, die Stasi später als Wäschedepot, Hausmeisterwohnung und Küche. Die Villengegend war bevorzugter Wohnort von DDR-Funktionären. Wir umrunden den Obersee oder fahren ein Stück zurück und dann zum historischen Wasserturm, anschließend über die Konrad-Wolf-Straße Richtung Südwesten zum Sportforum Hohenschönhausen. Das 500 000 Quadratmeter große Gelände war schon zu DDR-Zeiten Zentrum des Leistungssports.

km 9,2 Im Volkspark Prenzlauer Berg stand bis kurz nach der Wende ein Denkmal für die DDR-Betriebskampfgruppen, eine paramilitärische Truppe, die im Ernstfall die reguläre Armee unterstützen sollte. Durch die wohl einzige Einfamilienhaussiedlung Prenzlauer Bergs geht es über die Storkower Straße zum Ernst-Thälmann-Park. Das Denkmal für KPD-Führer Thälmann, der von den Nazis 1944 im KZ Buchenwald ermordet wurde, steht seit 1986 auf dem Gelände eines früheren Gaswerks. Die hiesige Wohnsiedlung war ein Vorzeigeobjekte der Ost-Berliner Stadtplanung. Weiter geht's zum Zeiss-Großplanetarium, das zur 750-Jahr-Feier Berlins eröffnet wurde. Auch DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker kam damals zur Premiere. Das Haus ist gerade renoviert und mit neuer Technik versehen worden. Quer durch Prenzlauer Berg führt der Weg über Wichertstraße und Schönhauser Allee ins Botschaftsviertel. In den Einheitsbauten befinden sich noch heute diplomatische Vertretungen. Die Berliner Straße, die ins Zentrum von Pankow führt, war früher „Protokollstrecke“: Staatsgäste fuhren hier entlang zum Schloss Niederschönhausen - heute Schloss Schönhausen -, dem Gästehaus der DDR-Führung. Der erste DDR-Präsident residierte hier. Gegenüber befindet sich ein Plattenbau, in dem zu Wendezeiten der Runde Tisch tagte, der den friedlichen Übergang zu freien Wahlen ermöglichte. Das Villenviertel drum herum hieß im Volksmund „Städtchen“, da es - vor dem Umzug der DDR-Spitze nach Wandlitz - abgeschottet war.

km 18,3 Im Majakowskiring wohnten früher viele DDR-Funktionäre. In der Nummer 12 lebte bis zu ihrem Tod Walter Ulbrichts Ehefrau Lotte. In einen hässlichen Bungalow im Rudolf-Ditzen-Weg zog Egon Krenz ein, Kurzzeit-Chef von DDR und SED. Nun der Grabbeallee zum Bürgerpark Pankow folgen. Am westlichen Parkende kommt der frühere Todesstreifen in Sicht. Weiter zum Grenzstreifen an der Bornholmer Straße.

km 22,3 „Macht das Tor auf“: Am 9. November 1988 öffnete sich am Übergang auf der Bösebrücke die Grenze. Weiter geht's erst auf dem früheren Postenweg, dann auf öffentlicher Straße hinüber zum Mauerpark. Dieses frühere Bahngelände war ebenfalls Grenzgebiet. Auf dem Weg zur Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße empfiehlt es sich, den früheren Postenweg zu nutzen. Vieles zur deutschen Teilung wird hier anschaulich erklärt.

km 26,5 Das Riesengelände des Bundesnachrichtendienstes an der Chausseestraße rückt ins Blickfeld. Zu DDR-Zeiten war hier das Stadion der Weltjugend, in dem die Lokalderbys von BFC Dynamo und 1. FC Union stattfanden. Anschließend folgen wir dem Mauerweg.

km 28,0 Einer der wenigen noch erhaltenen Grenz-Wachtürme ist heute eine Gedenkstätte für Günter Litfin, der bei der Flucht aus Ost-Berlin erschossen wurde.

km 30,4 Nach Passieren des Brandenburger Tors fahren wir durch die Plattenbausiedlung in der Wilhelmstraße. In der Wendezeit am Rande Ost-Berlins errichtet, steht das Viertel nun mittendrin. An kaum einem anderen Ort fallen Anfang und Ende der DDR so zusammen wie am heutigen Bundesfinanzministerium. 1949 wurde hier der Arbeiter- und Bauernstaat gegründet - und nach der Wende abgewickelt: Die Treuhandanstalt privatisierte von hier aus die volkseigenen Betriebe. Vom Ministerium ist der Bahnhof Potsdamer Platz nur wenige hundert Meter entfernt.

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