Schmieren, putzen, Luft ablassen: So kommen Radfahrer gut durch den Winter
Im Sommer kann es auf dem Radweg schon mal zum Stau kommen. Anders im Winter, denn die meisten Pendler steigen bei Frost auf Bus und Bahn um. Wer bei Schnee und Eis trotzdem radelt, sollte sein Fahrrad gut pflegen.
Radfahren im Winter? Ja, warum denn eigentlich nicht?! Vor allem in Städten hat das durchaus seine positiven Seiten. Denn während die meisten Menschen in den kalten Monaten auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit in Bussen, U-Bahnen oder Straßenbahnen um den letzten Stehplatz ringen, ist der Radweg endlich mal wieder frei. Klar ist aber auch: Radeln im Winter fordert Mensch und Material. Denn neben Kälte können Feuchtigkeit, Glätte oder Streusalz Probleme bereiten.
„Das Fahrrad braucht im Winter schon ein wenig mehr Pflege“, sagt David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad (pd-f). Die gute Nachricht: Radfahrer, die das ganze Jahr hindurch fahren, brauchen dafür keine Technik-Experten zu werden. Die meisten Dinge lassen sich relativ einfach selbst erledigen. „Es gibt den sogenannten Dreiklang in der Radpflege: Kette, Bremsen, Reifen.“ Hier eine Zusammenfassung, worauf es im Winter ankommt:
Schmieren: Ohne die Fahrradkette läuft nichts. Doch Nässe und Streusalz setzen ihr immer wieder zu. Ob eine Kette gut funktioniert, können Radfahrer heraushören: „Wenn sie quietscht, ist es oft schon zu spät“, sagt Koßmann. Denn dann fehlt Fett oder Öl. „Die Kette muss gut geschmiert sein.“ Ist sie trocken und bereits ein wenig angerostet, kann sogenanntes Kriechlöl helfen, die Oberflächenkorrosion zu lösen. „Wischen Sie überflüssiges Öl wieder mit einem Lappen ab“, rät Koßmann. Dann bleibt die Kleidung von unschönen Flecken verschont, und auch der Rahmen wird nicht unfreiwillig eingefettet.
Wer wegen der besseren Schmierfähigkeit eher festere Schmiermittel mit Teflon wählt, sollte bedenken, dass sich daran oft Dreck festsetzt. „Da müssen Sie unter Umständen ab und zu putzen.“ Denn Schmutz zieht Feuchtigkeit an und fördert damit die Rostbildung. Eine Alternative für Radler können Riemenantriebe sein. Hier sind die Räder statt mit einer Kette aus Metall mit einem Zahnriemen aus einem Kunststoff ausgestattet, in etwa vergleichbar mit einem Keilriemen beim Auto. Sie vertragen Feuchtigkeit, da das Material nicht rostet.
Putzen: Damit die Bremsbeläge Grip haben, ist es ratsam, stark verschmutzte Felgenränder ab und an zu säubern. Denn im Winter ist es umso wichtiger, dass die Bremse gut zieht. Schließlich ist der Bremsweg auf glatten Fahrbahnen länger als sonst. „Scheibenbremsen haben im Winter einen Vorteil“, erklärt Koßmann. „Sie sind an der Nabe angebracht und bekommen daher keinen Schmutz vom Reifen ab.“ Doch auch die weit verbreiteten V-Brakes, die an der Felge greifen, reichen in der Regel aus. Wichtig ist grundsätzlich, dass die Bremsbeläge noch dick genug sind. „Wer beim Bremsen ein Geräusch hört, sollte sich neue Beläge besorgen“, rät Koßmann. „Denn die sind dann meist runter.“ Vielfahrer können spezielle Bremsbeläge für den Winter montieren. „Das Material dieser Beläge ist extra für kalte Temperaturen ausgelegt.“
Ein Tipp für alle, die ihr Rad im Keller oder der Garage parken: „Bei allzu großen Temperaturschwankungen zwischen drinnen und draußen kann sich in der Hülle der Bowdenzüge Kondenswasser bilden“, erklärt Koßmann. Wird das Rad dann längere Zeit bei Minusgraden draußen abgestellt, gefriert das Kondenswasser. Die unangenehme Folge: „Die Bremse funktioniert dann nicht mehr.“ Um dem vorzubeugen, sollte das Rad trocken, aber kühl geparkt werden.
Luft ablassen: Über eine frische Schneedecke kann man noch ohne Schwierigkeiten fahren. Auf nasser oder vereister Fahrbahn kommen Radler schnell ins Rutschen. Dies gilt besonders bei einer festgefahrenen Schneedecke. Um Unfälle zu vermeiden, empfiehlt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) nicht nur eine angemessene Fahrweise. Eine Möglichkeit ist auch, das Rad mit Winterreifen auszustatten. Der Vorteil: Sie haben mehr Grip. Hersteller haben die Gummimischung dieser Reifen zum Beispiel mit Partikeln aus Siliziumkarbid besetzt, was die Lauffläche rauer macht.
Für vereiste Strecken gibt es mit Spikes besetzte Reifen, erklärt der ADFC. Die Metallstifte geben beim Fahren auf vereisten Flächen oder auf festgefahrenem Schnee Sicherheit. Am besten greifen die Spikes, wenn der Reifen mit dem Mindestdruck von 2,5 Bar aufgepumpt ist. Spikereifen sind im Straßenverkehr erlaubt, sagt ADFC-Rechtsexperte Roland Huhn. „Denn von einer Beschädigung der Straßendecke durch einen Radfahrer mit Spikereifen ist nicht auszugehen.“
Wer keine Winterreifen montieren möchte und auch auf Spikes lieber verzichtet, kann einen einfachen Trick anwenden: „Lassen Sie ein wenig Luft ab“, rät Experte Koßmann. „Dann wird die Lauffläche und damit die Traktion größer.“
Akku wärmen: Wer ein Pedelec hat, sollte sich im Winter zusätzlich um seinen Akku kümmern. Denn in Pedelecs werden in der Regel LithiumIonen-Batterien verbaut, erklärt die Stiftung Warentest. Und die sind frostempfindlich. Touren bei strengem Frost machen den Stromspeichern aber in der Regel nichts aus. Der Fahrstrom sorgt unterwegs für warme Akkuzellen. Nur sollten die Batterien bei einer Fahrpause nicht auskühlen. Eine Möglichkeit, das zu verhindern, sind Schutzhüllen aus Neopren.
An kalten Tagen ist es besser, den Akku nach der Fahrt aus dem Rad zu nehmen, in der warmen Wohnung oder dem Büro zu lagern und erst bei Bedarf wieder einzusetzen. „Wenn Sie auf der Arbeit dann noch ein zweites Ladegerät deponieren, können Sie den Akku gleich wieder aufladen“, empfiehlt Koßmann. „Das ist auf jeden Fall billiger, als einen zweiten Akku zu kaufen.“ (dpa)
Falk Zielke