Umbau: Molkenmarkt: Senat geht in die Kurve
Am Molkenmarkt bleibt es beim Umbau. Das hat der Senat beschlossen. Während die IHK mit einem Dauerstau rechnet, sehen die Planer positiv auf das Projekt: Stillstand werde es nicht geben.
In Mitte hält die Senatskoalition am umstrittenen Umbau des Molkenmarktes fest. Während der Ost-West-Verkehr zwischen Rotem Rathaus und dem Alten Stadthaus, der derzeit nur aus dem riesigen Kreuzungsbereich Grunerstraße/Mühlendamm und Spandauer Straße besteht, heute geradeaus brausen kann, will die Stadtentwicklungsverwaltung die Grunerstraße schmaler machen und näher ans Rathaus rücken. Der durchgehende Straßenzug geht dadurch verloren; zwischen Grunerstraße und Mühlendamm müssen Autofahrer zweimal die Kurve nehmen – einmal rechtwinklig als Einmündung auf die Spandauer Straße und einmal im sanften Bogen zum Mühlendamm.
Eine Kurve zum Abbiegen hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) auch bei der rechtwinkligen Lösung vorgeschlagen, um den Verkehr flüssiger zu halten. Sonst komme es hier zum Dauerstau, prophezeit die IHK. Dem widersprechen die Planer. Der Durchgangsverkehr im Zentrum werde so abnehmen, dass es hier nicht zum Stillstand auf der Straße komme. Erreicht werde dies unter anderem auch durch den Bau der Autobahn-Verlängerung vom Dreieck Neukölln zum Treptower Park.
Ein Antrag der CDU, die rechtwinklige Einmündung durch eine Kurve zu ersetzen, wurde am Montag im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses von der Koalition und den Grünen abgelehnt. Zuvor hatte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) erklärt, das IHK-Konzept führe zu erheblichen Nachteilen für Radler und längeren Wegen für Fußgänger. Zudem ließen sich dann die Gleise für die geplante Straßenbahn von der Spandauer Straße über die Leipziger Straße zum Kulturforum nicht optimal legen.
Obwohl sich hier derzeit nicht viel tut, gehört diese Tram-Trasse weiter zum Stadtentwicklungsplan Verkehr, der derzeit aktualisiert wird. Pläne zu diesem Straßenbahn-Bau gibt es schon seit Jahren. Auf einem kleinen Abschnitt der Leipziger Straße ließ der damalige Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) sogar schon ein paar Meter Schienen legen – ohne förmliche Genehmigung.
Die schmaler werdende Grunerstraße soll aber auch verlegt werden, um Platz zu schaffen für die Rückkehr zum historischen Stadtgrundriss. Dann kann auch das Areal vor dem Alten Stadthaus, in dem die Innenverwaltung sitzt, bebaut werden. Die Planer halten grundsätzlich zwei Fahrspuren je Richtung für ausreichend; vor Kreuzungen sind zusätzliche Abbiegespuren vorgesehen.
Durch den Verkauf der Freiflächen für eine Bebauung soll der Straßen-Umbau finanziert werden. Diese Rechnung gehe bisher auf, heißt es bei der Stadtentwicklungsverwaltung. Den Planern schweben hier unter anderem kulturelle Nutzungen für die neuen Gebäude vor; so gebe es bereits das Interesse des Antikriegsmuseums, von Wedding in die Innenstadt zurückzukehren. Es war 1925 in einem Gebäude an der Parochialstraße eröffnet worden. Kein großes Interesse haben die Planer an weiteren Büro- oder Hotelbauten. Während die CDU und die FDP die breiten Straßen erhalten wollen, gehen den Grünen die schmaleren Trassen nicht weit genug. Einen Straßenrückbau aus ideologischen Gründen werde es aber nicht geben, sagte Junge-Reyer. Schikaniert werden sollten die Autofahrer nicht.
Ab Mittwoch wird es eine neue Staustelle in Mitte geben. Dann beginnen die Arbeiten an der Karl-Liebknecht-Straße, deren stadtauswärts führende Fahrbahn zwischen Alexanderstraße und Mollstraße verbreitert wird. Enger soll es dagegen auf der Verbindung Grunerstraße – Mühlendamm – Gertraudenstraße – Leipziger Straße werden. Hier sollen die Arbeiten 2012 beginnen. Bereits gebuddelt wird an einer neuen Straße südlich vom Schlossplatz, die hier verlegt wird.