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Neues Haus. Auf dem Hanne-Sobek-Platz in Gesundbrunnen steht nun das Bahnhofsgebäude.
© Doris Spiekermann-Klaas

Neues Bahnhofsgebäude in Berlin-Wedding: Leichter umsteigen am Gesundbrunnen

Sie ist Berlins heimlicher Hauptbahnhof: die Station Gesundbrunnen. Jahrelang gab es für die 100.000 Fahrgäste am Tag kein richtiges Bahnhofsgebäude. Jetzt wurde der fast fertig gestellte Bau präsentiert.

Am Neubau des Empfangsgebäudes für den Bahnhof Gesundbrunnen sind die ersten Bauzäune entfernt worden. Montagmorgen gab die Bahn wieder alle Zugänge zu den Bahnsteigen frei, die zum Teil seit zwei Jahren gesperrt waren. Rund 100.000 Fahrgäste, die dort nach Bahnangaben täglich um-, aus- oder einsteigen, haben es jetzt wieder einfacher, zum Zug zu kommen. Fertig werden soll der Neubau im Sommer. Rund 14 Millionen Euro wird er kosten.

Ling Girgsdies richtet schon ihre Apotheke ein. Nordkreuz wird sie heißen, wie auch der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn den Bahnhof einst nennen wollte. Er hat es, anders als Girgsdies, nicht geschafft. Vier Mitarbeiter wird die gebürtige Chinesin beschäftigen. Es ist ihre erste Apotheke, die sie betreibt. 15 Jahre hatte sie zuvor als Angestellte gearbeitet. Der besondere Service: Die Mitarbeiter beherrschen mehrere Sprachen, unter anderem auch türkisch und arabisch. Und durch ein Fenster an der Innenwand können Kunden ins Labor der Apotheke blicken.

Die ersten Geschäfte öffnen im März

Glas dominiert auch die beiden Gebäude unter dem mehr als 7400 Quadratmeter großen Flachdach, die Geschäfte, Gastronomie und ein Reisezentrum der Bahn sowie ein WC-Center aufnehmen. Die ersten, darunter auch die Apotheke, sollen im März öffnen, kündigte Friedemann Keßler am Montag bei einer Vorbesichtigung an. Unter anderem sollen neben dere Apotheke ein Biomarkt, eine Buchhandlung und ein Bäcker einziehen. Mietverträge gibt es zudem für eine Burgerkette sowie mehrere Imbisse und ein Café. Der Innenausbau hatte im vergangenen November begonnen.

So sollte es werden. Mit dieser Simulation stellte die Bahn das Stationsgebäude vor.
So sollte es werden. Mit dieser Simulation stellte die Bahn das Stationsgebäude vor.
© promo

Noch können die Fahrgäste den offenen Durchgang zwischen den beiden Gebäudetrakten nicht passsieren; sie müssen weiter außen um die noch bestehende Baustelle herumlaufen. Doch wenigstens sind nun  die bisher gesperrten Zugänge zu den Bahnsteigen offen. Die zum Teil langen und umständlichen Umwege, bei denen sich viele Fahrgäste nicht zurecht fanden, wie Keßler zugab, gehören der Vergangenheit an. Dass ausgerechnet der bisher schon nutzbare Aufzug zu einem der S-Bahnsteige am Montag defekt war, gehörte nicht zum Plan.

Noch fehlt auch der Fußbodenbelag, der wegen des Winters noch nicht gelegt werden konnte, wie Keßler sagte. Die Sperrholzplatten und der provisorisch angebrachte Asphalt würden bis zum Sommer ersetzt. Dabei sollen die Treppen und Aufzüge zu den Bahnsteigen stets offen bleiben.

Der Hanne-Sobek-Platz war lange Zeit kahl

Die Zugänge waren bisher gesperrt, weil die Bahn dem Bahnhof nachträglich doch noch eine Art Empfangsgebäude gegönnt hat. Die Station war im Mai 2006 – zeitlich mit dem Hauptbahnhof und dem Südkreuz – in Betrieb gegangen. Ohne Empfangsgebäude. Nur die Treppenhäuser und Aufzugschächte „zierten“ den ansonsten kahlen Hanne-Sobek-Platz an der Badstraße. Ein kleiner Kiosk, DB Service Store genannt, sowie Imbissstände waren schließlich alles, was Fahrgäste gewöhnlich mit einem Bahnhof verbinden.

Pläne für einen großzügigen Bau hatte es zwar gegeben – mit vielen Geschäften, die der Bahn Mieteinnahmen bringen sollten. Doch weil das benachbarte Gesundbrunnen-Center schneller als die Bahn war, wurde es nichts mit der Einkaufswelt über den Gleisen. Erst sechs Jahre später rang sich die Bahn durch, doch ein „richtiges“ Empfangsgebäude zu bauen.

Anfang 2014 sollte das Gebäude fertig sein

Beim Baustart Anfang 2013 wollte die Bahn ein Jahr später, Anfang 2014, fertig sein. Doch weil die Pläne geändert werden mussten, unter anderem für die Statik des Daches, verzögerten sich die Arbeiten um ein Jahr. Probleme gab es auch, weil nach dem Entfernen der Asphaltschicht auf dem Vorplatz durch die frei gelegten Fugen Wasser auf die Bahnsteige und in Aufzugsschächte geflossen war. Und auch jetzt hat es wieder eine kleine Verzögerung gegeben: Ursprünglich sollte der Zugang zu den Bahnsteigen über den Querbahnsteig bereits im Januar möglich sein; nunhat es bis zum 9. Februar gedauert.

Auch der Kostenplan ist nicht aufgegangen: Statt 7,4 Millionen Euro wird der Bau rund 14 Millionen Euro kosten. Der Bodenbelag ist dabei noch nicht eingerechnet. Und wenn alles fertig ist – wahrscheinlich im Juli – will die Bahn den neuen Bahnhof mit einem großen Sommerfest offiziell eröffnen.

Klaus Kurpjuweit

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