Mieträder: Call-a-Bike: Betonriegel fürs Rad
Die Bahn baut ihr Call-a-Bike-System aus. In Mitte, Kreuzberg, und Prenzlauer Berg sollen 80 Leihstationen gebaut werden - das Design gefällt nicht jedem.
Betongrau, klotzig, aneinandergereiht mehrere Meter breit – das sind die Fahrradständer, die die Deutsche Bahn zurzeit für ihr Mietradsystem „Call a Bike“ errichtet. In Mitte, Kreuzberg und Prenzlauer Berg sollen 80 Stationen gebaut werden, an denen man sich Fahrräder ausleihen und wieder abstellen kann.
Sie sind praktisch, doch wirklich schön sind die Fahrradständer nicht, zumindest nicht für Stefan Lieb vom Fuss e.V. „Einen Schönheitswettbewerb wird die Deutsche Bahn damit nicht gewinnen“, sagt der Sprecher des Fußgängervereins. Doch dass die Betonklötze höheren ästhetischen Ansprüchen kaum genügen, ist nicht das einzige Problem: Sie werden auch nicht sehr stark genutzt. Laut „Call-a-Bike“-Sprecherin Regina Marusczyk sei das Projekt zwar „gut angelaufen“. In der Scheidemannstraße am Reichstag verharrten jedoch gestern Nachmittag sieben der 14 silbernen Fahrräder ungenutzt in den Ständern.
Möglicherweise ist die umständliche Bedienung ein Grund für die Startschwierigkeiten. Denn bevor man mit dem Fahrrad losradeln kann, ist zunächst eine Registrierung im Internet, per Telefon oder an einem der Entleihterminals notwendig. Und das ist „ziemlich kompliziert“, klagt Simon aus Kanada. Er ist seit zwei Tagen in Berlin, hat gerade den Reichstag besichtigt und will nun mit dem Fahrrad wieder zurück in sein Hostel nach „Ost-Berlin“ fahren. Dreimal habe er versucht, sich an dem Terminal zu registrieren, doch der Automat sei jedes Mal wieder auf Anfang gesprungen, berichtet er. Nachdem er Namen, Anschrift und Telefonnummer zum vierten Mal in den Touchscreen getippt hatte, gab er auf.
Offensichtlich gibt es also noch Verbesserungsbedarf bei dem Pilotprojekt, das am 20. Mai anlief und bis Ende nächsten Jahres dauern wird. Dann will der Senat entscheiden, ob das Projekt fortgeführt wird und 320 Standorte mit 5000 Rädern in ganz Berlin errichtet werden sollen.
„Beim Aufbau der Stationen sind wir im Plan“, betont Regina Marusczyk. Das laufe alles in Absprache mit den jeweiligen Bezirksämtern. Gerhard Hoya von der Gesellschaft Historisches Berlin e.V. bleibt trotzdem skeptisch. „Vor exponierten Gebäuden wie der Staatsoper oder am Pariser Platz sollten die Stationen nicht aufgebaut werden“, mahnt er. „Das zerstört das Stadtbild.“ Besser sei es, die Fahrradständer „zurückhaltend an Grünflächen“ aufzustellen.
An der Scheidemannstraße ist das der Fall. Die Betonklötze stehen am Eingang zum Tiergarten, also dort, wo sie niemanden stören. Doch richtig funktionieren will das Ausleihsystem noch nicht - zum Leidwesen von Simon. „Ich nehme jetzt den Bus“, sagt er sichtlich genervt.