Radtour: Berlins Boulevards
Vom Ku‘damm bis zur Karl-Marx-Allee. Jeder kennt Berlins Prachtstraßen beim Namen, doch selten werden sie mit dem Fahrrad abgefahren. Schade eigentlich, denn die Tour an einem lauen Sommerabend ist ein Traum.
Streckenbeschreibung (14,5 km)
km 0 Auch wenn wir am S-Bahnhof Halensee aussteigen lohnt es sich noch mal zum Kreisverkehr zu Beginn des Kurfürstendamms zurück zu fahren. Skuril sind die einbetonierten Cadillacs von Wolf Vostell. Sie wurden zur 750 Jahrfeier Berlins (West) 1987 errichtet und es gab heftig Zoff. Wir radeln aber nun den Kurfürstendamm runter und staunen über das immer noch superreiche Berlin. Im oberen Teil Charlottenburgs sitzt allerdings heute vor allem Geld aus Russland. Den edlen Boutiquen, die sich hier aneinanderreihen, dürfte es egal sein wo das Geld her kommt.
km 3,6 Nachdem wir am neuen Kranzlereck nach links abgebogen sind passieren wir den Bahnhof Zoo. Einst der wichtigste Bahnhof West-Berlins ist er heute eine größere S-Bahn-Station mit Regionalverkehr. Wir fahren weiter in den Tiergarten und passieren den Schleusenkrug. Eine gute Gelegenheit für eine Erfrischung. An der Straße des 17. Juni angekommen biegen wir nach rechts ab und fahren diesen wunderschönen Boulevard an der Siegessäule vorbei bis zum Brandenburger Tor. So grün kann Berlins Mitte sein.
km 9 Mehr Historie geht nicht. Auf der Schlossbrücke kurz hinter dem Zeughaus, kurz hinter dem Kronprinzenpalais, schräg gegenüber der Berliner Dom und daneben das Alte Museum. Braucht es hier auch noch ein weiteres Schloss? Berlins historische Mitte lädt jedenfalls ein zum Verweilen, zum Träumen und zum Besinnen. Hinter der Brücke beginnt der weitaus weniger ansehnliche Alexanderplatz mit seinem Trubel und seinen Konsumtempeln. Bleiben wir doch noch eine Minute und genießen die schöne Architektur.
km 11 Nichts gegen den Alexanderplatz, aber zum Radfahren ist er nicht unbedingt die schönste Ecke. Also treten wir in die Pedale und fahren die Karl-Marx-Allee bis zum Strausberger Platz runter. Der einstige Prachtboulevard der DDR hat auch heute noch ein Stück seiner Faszination behalten. Da im Zweiten Weltkrieg die Gegend vollständig zerstört wurde konnte sich der sozialistische Wohnungsbau hier voll ausleben. Zumindest zeigt er sich von seiner beeindruckendsten Seite. Gleiches gilt wohl für das Frankfurter Tor rund vier Kilometer weiter. Die Fliesen aus Meissner Porzellan fallen mittlerweile nicht mehr herunter und so lässt ohne Gefahr der Eingang des einstigen sozialistischen Vorzeigeboulevards bestaunen. Es braucht nicht viel Fantasie sich vorzustellen, wie hier früher am 1. Mai die NVA aufmarschierte. Ein beeindruckendes Stück Zeitgeschichte.
km 14,5 Unsere Tour über die prächtigen Boulevards Berlins endet am U- und S-Bahnhof Frankfurter Allee. Einfach weil den Radlern fast alle Möglichkeiten offen stehen. Wer mit Kindern unterwegs ist wird vielleicht zum Tierpark Friedrichsfelde weiterradeln, wer gerne feiert fährt zurück zum Simon-Dach-Kiez und wer sich entspannen möchte schlägt Kurs nach Süden zur Rummelsburger Bucht ein. Alles ist möglich.
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