Schönefeld: Berlin bekommt einen Kanzlerflughafen
Willy Brandt schlägt Marlene Dietrich als Namensgeber für neuen Airport in Schönefeld. Die CDU ist über diese Entscheidung nicht sehr glücklich - sie hätte lieber das Volk befragt.
Der neue Flughafen in Schönefeld wird nach Willy Brandt benannt – zumindest im Untertitel. Offiziell wird aus dem bisherigen Planungstitel „Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI)“ der „Flughafen Berlin-Brandenburg (FBB)“ und international wird er als „Berlin-Brandenburg Airport“ vermarktet. Zusätzlich erhält der Flughafen den Beinamen „Willy Brandt“. So hat es der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft am Freitag unter dem Vorsitz des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) entschieden. Offen ist, in welcher Form der Beschluss umgesetzt wird.
Ob der Name Willy Brandt in den Schriftzug am Flughafengebäude integriert wird oder ob es lediglich eine Tafel geben wird, die an den ehemaligen Regierenden Bürgermeister und Bundeskanzler erinnert, steht nicht fest. Bisher habe man nur eine „Basisentscheidung“ getroffen, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel. In Köln-Bonn heißt der Flughafen seit 1994 „Köln-Bonn-Airport Konrad Adenauer“ und das steht auch am Terminal. Auch auf den Briefbögen der Flughafengesellschaft sei der Zusatz „Konrad Adenauer“ vermerkt, sagte Flughafensprecher Alexander Weise. Zudem sei im Terminal eine Büste aufgestellt.
In München dagegen gibt es offiziell nur den „Flughafen München“, der Zusatz „Franz Josef Strauß“, den man dem Flughafen zur Eröffnung verpasst hatte, taucht nicht auf. Nur auf Autobahnschildern ist er zu sehen. An den Zusatznamensgeber erinnert eine Tafel im Zentralbereich. Mehr nicht.
Wowereit habe sich nie für den Hauptnamen „Willy Brandt“ eingesetzt, sagte Senatssprecher Günter Kolodziej. „Willy Brandt“ sei bewusst als Zusatz gewählt worden – wie Otto Lilienthal auf dem Flughafen Tegel. „Dass der neue Flughafen Berlin Brandenburg nicht mit Hauptnamen Willy Brandt heißt, macht Sinn. In dem Namen sollte der Ort des Flughafens auch für internationale Fluggäste genannt sein“, sagte Kolodziej.
Mit der Namensgebung ehre man eine herausragende, weltweit geachtete Persönlichkeit, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der sich schon 2004 für Willy Brandt als Namensgeber eingesetzt hatte.
CDU-Chef Frank Henkel hätte sich gewünscht, dass „Berliner und Brandenburger über die Namensfindung mit abgestimmt hätten“. Er wolle allerdings nicht den Beinamen „Willy Brandt“ in Abrede stellen. Die CDU hatte für die Namen Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Albert Einstein oder Marlene Dietrich votiert. Die FDP hatte Gustav Stresemann als Namen vorgeschlagen. Die Flughafengesellschaft firmiert mit Inbetriebnahme der Anlage Ende 2011 als „Flughafen Berlin-Brandenburg GmbH“ – ohne Zusatz. Der neue Flughafen erhält die Code-Bezeichnung „BER“ für Berlin. „BBI“ war bereits an den indischen Provinzflughafen Bhubanes vergeben. Für einen „Flughafen Willy-Brandt“ wäre das Kürzel „FWB“ allerdings noch frei gewesen.