Berlin: Fahrerlos im Untergrund
Die BVG hat das U-Bahn-Modell der Zukunft entwickelt – aber nicht eingesetzt
Der Nahverkehr wird in Berlin nicht mehr neu erfunden. Innovative Systeme einzusetzen sei viel zu teuer, glaubt Professor Markus Hecht vom Fachgebiet Schienenfahrzeuge an der Technischen Universität. Auch die einst in Berlin entwickelte Magnetbahn, die von 1984 bis 1991 zwischen den Bahnhöfen Gleisdreieck und Kemperplatz an der Philharmonie schwebte, werde keine Renaissance erleben. Chancen, den Nahverkehr zu verändern, hat, was sich auf Komfort, Sicherheit und Kosten konzentriert. Personalkosten etwa. Und genau da kommt man am automatisierten Betrieb nicht vorbei, sagt Hecht. Stichwort fahrerlose U-Bahn. Sie wurde in Berlin schon erfolgreich getestet. Doch eingesetzt wird sie jetzt zum ersten Mal in Nürnberg. Berlin hat das Projekt nicht fortgesetzt.
Den automatischen Betrieb gibt es bei der BVG schon lange. Die Züge fahren und halten dabei nach einem festen Programm; der Fahrer gibt nur noch das Startzeichen und greift bei Gefahr ein. Fahrerlose Systeme sind ebenfalls weit verbreitet. Auch Berlins Magnetbahn fuhr ohne Personal an Bord. Paris stellt jetzt eine zweite Metro-Linie auf den Betrieb ohne Personal um.
In Berlin wurde von 1999 bis 2000 zum ersten Mal versucht, fahrerlosen und herkömmlichen Betrieb zu kombinieren. So könnte das Netz später allmählich umgestellt werden. Damit der fahrerlose Betrieb wirtschaftlich wird, müssten aber kürzere Züge eingesetzt werden als heute, sagt Hecht. Die Bahnen könnten dann schnell und je nach Nachfrage eingesetzt werden. Bei großem Andrang würden viele der kurzen Züge von der Zentrale dicht hintereinander auf die Strecke geschickt. Sind dagegen nur wenige Fahrgäste unterwegs, könnten die Bahnen auch schnell abgestellt werden.
Als Verkehrsmittel der Zukunft auch ein Oldie, der nächstes Jahr 125 Jahre alt wird: die Straßenbahn. Wird sie mit Strom aus Wasser- oder Windkraft gespeist, fährt die Tram schadstofffrei. Noch sind die Bahnen zu laut, es gibt noch viel zu forschen. Für die S-Bahn hat Markus Hecht bereits ein Lärm dämmendes System entwickelt. Ob es eingebaut wird, ist ungewiss. kt
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